Eine Inszenierung der Superlative
Es war ein Abend der Superlative. Olympischer Rekord, Sprechchöre für den überragenden Sieger, Journalisten, die in Achter-Reihen warteten und auf einen Satz von Usain Bolt hoffen. Doch das Wichtigste war am Sonntag: 80.000 Zuschauer bekamen in London (Großbritannien) die größte Sprintshow aller Zeiten bei Olympischen Spielen geboten und wurden nicht enttäuscht. Es war eine Inszenierung.
Doch auch sportlich stimmte es. Die drei schnellsten Männer der Welt über 100 Meter unter 9,80 Sekunden, das hatte es noch nie bei Olympia und überhaupt noch nie bei einem Rennen gegeben. Der Weltrekordlauf von Peking (China), als der Jamaikaner Usain Bolt mit 9,69 Sekunden noch für fassungsloses Staunen gesorgt hatte, ehe er sich ein Jahr später in Berlin weiter auf 9,58 Sekunden steigerte, verblasste an diesem Abend in nur 9,63 Sekunden.Doch das Spektakel war weit mehr als knappe zehn Sekunden auf der Bahn. Die Sprinter boten perfektes Entertainment und einen überragenden Spannungsbogen schon vor dem großen Rennen. Der Drittplatzierte Justin Gatlin (USA) erklärte warum: „Die Leute bezahlen eine Menge Geld, um unsere Show zu sehen.“ Sogar seinem stärksten Gegner zollte er als Hauptdarsteller Respekt: „Usain Bolt ist ein Showman.“ Dieser erklärte seinen Landsmann Yohan Blake zumindest in dieser Übung zum Sieger: "Er hatte die bessere Eröffnung."
Posing
Beim Posen vor ihren Rennen übertrumpften sich die schnellbeinigen Muskelprotze gegenseitig. Militärische Grüße gehören zum Standardprogramm des US-Amerikaners Justin Gatlin und des Weltmeisters Yohan Blake, der als Biest obendrein die Fans gerne ein wenig erschreckt.
Usain Bolt ist auch beim Spiel mit der Kamera derjenige mit dem größten Einfallsreichtum. Seine Faxen, für die er sich von den Wünschen seiner Freunde inspirieren lässt, sind inzwischen wohlbekannt und diesmal ließ er schon mal seinen Mittel- und Zeigefinger dem Ziel entgegen sprinten, eigentlich sollten es aber „Bunny Ears“ sein, wie der Triple-Weltrekordler danach verriet.
Warmer Empfang
Der Jubel der Zuschauer war ihm ohnehin gewiss, sein Superstar-Status blieb auch im Olympiastadion unangetastet. Und das trieb ihn an: „Es war ein wunderbares Gefühl bei meiner Vorstellung. Als mich die Zuschauer so unterstützt haben, war die Aufregung weg. Die Zuschauer waren ein wichtiger Teil für diesen Erfolg.“
Denn er folgte den Fingern dann mit seinen schnellen Beinen, fix war er im Ziel und konnte dort dann gemeinsam mit seinem Trainingskameraden Yohan Blake die Show auf der Ehrenrunde fortsetzen. Das begeisterte Publikum, das aber trotz allem einen Briten im Finale schmerzlich vermisste, huldigte ihm zunächst mit „Usain, Usain“-Sprechchören und machte sich dann zufrieden auf den Heimweg, denn den Eintrittspreis für diesen Abend musste niemand bereuen.
Weniger zu beneiden waren die vielen Journalisten, die noch lange danach in der überfüllten Mixed Zone teilweise in Achter-Reihen auf die Sprintkönige und ein paar brauchbare Sätze hofften. Bei der anschließenden Pressekonferenz gab es dann auch keinen freien Platz mehr. Und auch das war eine Inszenierung, die bis kurz vor Mitternacht andauerte. An den schnellsten Männern der Welt führte an diesem Abend für niemanden ein Weg vorbei, schließlich soll ihr Rennen der Höhepunkt dieser Spiele sein.
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