Eine Meisterschaft mit vielen Attributen
Nachdem der Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Jürgen Mallow, am Sonntag zur Abschlusspressekonferenz der Deutschen Meisterschaften in Nürnberg das Podium betreten hatte, während noch Wettkämpfe liefen, fand er angesichts dieses Umstands: „Ein bisschen Tollhaus ist das schon.“ Er fand auch gleich eine ganze Reihe von Attributen für diese zweite Halbzeit der Titelkämpfe.
„Es war nicht nur toll, es war abenteuerlich, es war enttäuschend, dramatisch, es war negativ“, stellte er fest, gab Einblicke in seine Gefühlswelt und skizzierte doch ganz treffend, was vorher zu beobachten gewesen war.Begonnen hatte der zweite Meisterschaftstag mit einem Negativereignis. Der zur Weltelite zählenden Weitspringerin Bianca Kappler (LC Asics Rehlingen) riss auf dem Aufwärmplatz die Achillessehne. „So hatte es angefangen“, meinte Jürgen Mallow, „mit dem Regen wurde es unterbrochen.“
Regen wütet am Nachmittag
Dieser war am Nachmittag plötzlich, aber angesichts der Vorhersagen nicht so überraschend über die Meisterschaft gekommen. Er trieb die Zuschauer nicht nur in die Flucht hin zu den trockenen Plätzen und brachte den Zeitplan in Unordnung, sondern trug auch zu der Verwirrung bei, die letztlich eine Zeitnahme des 800-Meter-Frauenlaufs verhinderte.
Zu Ende gingen die Meisterschaften verspätet. Sogar so spät, dass die Beschallungsanlage des easyCredit-Stadions nicht mehr an die Sprecherplätze angedockt war. Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) wurde als Kugelstoßmeister entsprechend improvisiert geehrt, die Athleten, die auf einem Nebenplatz ihren Wettkampf bestritten hatten, nahmen es mit dem verbliebenen Humor.
Keine deutliche Leistungsentwicklung
Sportlich gab es am Sonntag nur wenig herausragende Leistungen. Bis auf gewisse Ausnahmen, zu denen auch Sprinter Daniel Schnelting (LAZ Rhede) und die Hürdenläuferin Jonna Tilgner (Bremer LT) zählten, hatte Jürgen Mallow „keine deutliche Leistungsentwicklung“ ausgemacht. „Es ist aber nichts zu beschönigen“, meinte er und sprach auch: „Manchmal wäre ich gerne Basketball- oder Tischtennistrainer, dann hätte man zumindest nicht die Witterung, die man heranziehen muss, um das ein oder andere zurechtzureden.“
Kritisch stellte er fest, dass es dem DLV, und daran seien viele beteiligt, nicht gelungen sei, „eine Dramaturgie zu entwickeln, dass der zweite Tag mindestens genauso gut ist wie der erste.“
Spannungskurve bis Peking
An einer solchen arbeitet er im sportlichen Bereich allerdings weiter beharrlich mit Blick auf die Olympischen Spiele in Peking (China; 15. bis 24. August). „Wir werden eine Spannungskurve aufbauen, die über die DLV-Gala bis Peking hin keine abfallende sein wird“, versprach er.
Wie viele an dieser Spannungskurve mitarbeiten dürfen, ist indes noch offen. „Bisher habe ich gesagt, wir schicken 60 plus X Athleten, jetzt müssen wir Bianca Kappler schon einmal abziehen und sehen, ob es Plus, Minus, Null ist. Die Entscheidung, welche Athleten wir vorschlagen, wird am Montag getroffen. Eine Woche später wird der DOSB entscheiden, wer die Reise nach Peking dann antreten kann.“
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