Einsame Jolanda Ceplak allein auf weiter Front
Es war ein Jahrhundertlauf, den die enthusiastischen Zuschauer bei den Halleneuropameisterschaften in Wien erleben durften. Ein Rennen, von dem Meeting-Direktoren nicht einmal in ihren kühnsten Vorstellungen zu träumen wagen. Ein packendes Duell zweier Ausnahmesportlerinnen, die beide den Weltrekord unterboten. Leider aber auch ein Duell, das in München keine Wiederholung erfahren wird. Stephanie Graf, in ihrer Heimat trotz einer Fabelzeit unterlegen, laborierte die ganze Saison über an Leistenproblemen, musste die EM absagen und wurde im Juli operiert.
So schön wird Jolanda Ceplak wohl auch in München jubeln (Foto: Chai)
So wird sich Jolanda Ceplak am Donnerstag, den 8. August um cirka 20.51 Uhr ganz allein auf der Zielgerade fühlen. Zu überlegen präsentierte sich die hübsche Slowenin im bisherigen Saisonverlauf, als dass ihr eine Konkurrentin allzu nahe kommen könnte. Einzig über die Zeit mag man noch spekulieren. 1:55,19 Minuten zeigte die Anzeigetafel in Heusden, als sie die Jahresweltbestleistung aufstellte und in ihrem Schlepptau die Belgierin Sandra Stals zu einer Klassezeit zog (1:58,92 min). Der Uraltweltrekord von Jarmila Kratochvilova wurde übrigens in München gelaufen, scheint aber unerreichbar. Aber dass die 25jährige auch ohne Tempomacherin sehr schnell laufen kann, hat sie nicht zuletzt in Wien bewiesen.Hinter Ceplak ist das Gedränge groß. Elf Läuferinnen tummeln sich zwischen 1:58,63 Minuten und der Zwei-Minuten-Grenze. Die zu unterschreiten haben die beiden deutschen Starterinnen bisher vergeblich versucht. Ivonne Teichmann scheiterte beim Europa-Cup nur um sieben Hunderstel Sekunden. Allerdings ist der Magdeburgerin in der bayerischen Landeshauptstadt durchaus ein Leistungssprung zuzutrauen. Dass sie sehr viel schneller laufen kann, hat sie schließlich bei den Weltmeisterschaften in Edmonton im vergangenen Jahr bewiesen. Claudia Gesell hofft in ihrer Wahlheimat auf möglichst langsame Rennen, denn dann ist der gewieften Taktikerin auch nach zwei Seuchenjahren einiges zuzutrauen.
Neue Namen beleben die 1500 Meter
Sehr viel spannender geht es bei den Frauen auf der langen Mittelstrecke zu. Die Weltmeisterin von Edmonton, Gabriela Szabo, kündigte an, sich auf die 1.500 Meter zu konzentrieren und wäre somit die Favoritin. Darüber hinaus beleben einige neue Namen die Konkurrenz. Allen voran Alesja Turowa und Helen Pattinson, die nach dem packenden Rennen von Monaco die Weltjahresbestenliste anführen. 4:01,01 Minuten erspurtete die junge Weißrussin – für die 28jährige Britin wurden 4:01,10 Minuten gestoppt. Dahinter erzielten mit Judith Varga, Natalja Gorelowa, Elena Iagar, Carla Sacramento, Geraldine Hendricken und Julija Kosenkowa weitere sechs Läuferinnen ihre Jahresbestzeit. Kelly Holmes holte sich indes den Titel der besten 1500 Meter-Läuferin des britischen Königreichs. Allerdings hat sich die 32jährige, die außer bei den Commonwealth-Spielen noch keinen großen Titel gewinnen konnte, erst vor Wochenfrist erneut verletzt und konnte in Manchester nur unter großen Schmerzen an den Start gehen.
Kathleen Friedrich war im Fürstentum nicht am Start. Dafür testete sie vor Wochenfrist im oberpfälzischen Neustadt an der Waldnaab ihre Form. Mit 4:06,99 Minuten bewies sie ansteigende Form. Angesichts der starken Konkurrenz heißt es für die gebürtige Potsdamerin früh aufstehen und vor allem früh fit sein. Die Vorläufe werden am Freitag, den 9. August bereits um 10.20 Uhr ausgetragen – das Ziel der 25jährigen ist die Endlaufteilnahme: "Ich freue mich auf München, aber ich will dort nicht als Touristin hin."