Einzig Ariane Friedrich glänzt in Annecy
Die Hoffnungen, mit einem Erfolg bei der letzten Auflage des Europacups im französischen Annecy den Pokal für immer zu behalten dürfen, gingen für die deutschen Männer am Wochenende nicht in Erfüllung. Durch Siege von Stabhochspringer Danny Ecker und Speerwerfer Peter Esenwein verbesserte sich die Mannschaft am Sonntag in der zweiten Hälfte um einen auf den vierten Platz (95 Punkte). Die deutschen Frauen blieben dagegen Schlusslicht.
Großbritannien, das schon am Samstag die Führung übernommen hatte, setzte am zweiten Tag die Punktejagd fort und kam bei den Männern zu einem deutlichen Sieg mit 112 Punkten vor den Polen (98 Punkte) und den gastgebenden Franzosen (96 Punkte). Am Ende hatte das deutsche Frauenteam 74 Zähler auf seinem Konto. Stärkste Nation bei den Frauen war einmal mehr Russland, das mit 122 Punkten vor der Ukraine (108,5 Punkte) und den Britinnen (89 Punkte) zum zwölften Mal in Folge siegte.Die Frankfurter Hochspringerin Ariane Friedrich verbesserte ihre Freiluft-Bestleistung in Annecy gegenüber dem DKB-ISTAF in Berlin um weitere drei Zentimeter auf 2,03 Meter. Ohne Chance blieben da ihre Gegnerinnen. Ab 1,97 Metern musste die Frankfurterin ihre Höhenjagd alleine fortsetzen. Die Italienerin Antonietta Di Martino und die Ukrainerin Viktoriya Styopina waren an dieser Marke, nachdem sie 1,95 Meter noch im ersten Versuch gemeistert haben, gescheitert. Im zweiten Versuch überquerte Ariane Friedrich 2,01 Meter, im dritten Anlauf blieb dann die Latte bei 2,03 Meter liegen.
Christina Schwanitz sammelt Punkte
Sieben Punkte für das deutsche Team sammelte Kugelstoßerin Christina Schwanitz. Mit ihrer Weite von 18,55 Metern war sie nicht zufrieden. Einzig die Weißrussin Yulia Leantsiuk, die in diesem Jahr bereits 19,79 Meter gestoßen hat, war mit 19,43 Meter besser als die Neckarsulmerin.
Beim überragenden Sieg der Russin Lyudmila Kolchanova im Weitsprung mit 7,04 Metern belegte die Rehlingerin Bianca Kappler Platz drei (6,63 m) hinter der Britin Jade Johnson, die mit 6,81 Meter eine persönliche Bestleistung markierte.
Betty Heidler nur Sechste
Nachdem am Vortag schon Speerwerferin Christina Obergföll (LG Offenburg) mit Platz fünf nicht zur erhofften Punktesammlerin avancierte, machte es Hammerwerferin Betty Heidler am Sonntag nicht besser. Die Frankfurterin kam nicht über 69,67 Meter hinaus und belegte damit am Ende den sechsten Platz. Die Weltjahresbeste Aksana Menkova (Weißrussland) siegte überlegen mit 75,97 Metern vor der Französin Manuela Montebrun (72,18 m).
Die Bremerin Carolin Nytra konnte dem deutschen Punktekonto über die 100 Meter Hürden bei Gegenwind nur drei weitere Zähler als Sechste in 12,99 Sekunden hinzufügen. Gut mit den Bedingungen zurecht kam die Ukrainerin Snihur Yevheniya, die mit persönlicher Bestleitung von 12,81 Sekunden vor der Polin Aurelia Trywianska (12,82 sec) und der Russin Yuliya Kondakova (12,83 sec) gewann. Die Potsdamerin Kathrin Trauth landete über 1.500 Meter beim Sieg der Polin Sylwia Ejdys (4:19,17 min) auf dem letzten Platz (4:24,06 min), die Kölnerin Sabrina Mockenhaupt über 5.000 Meter in 16:03,53 Minuten auf Rang sechs.
Danny Ecker und Peter Esenwein siegen
Seine ihm gestellte Aufgabe erledigte Stabhochspringer Danny Ecker souverän. Der WM-Dritte aus Leverkusen benötigte nur zwei Sprünge zu seinem Erfolg. Nach seiner Anfangshöhe von 5,40 Metern bezwang er auch die 5,55 Meter auf Anhieb. An 5,70 Meter scheiterte er dann genauso wie der Pole Przemyslaw Czerwinski, der höhengleich mit Danny Ecker den zweiten Platz einnahm. Der Russe Sergey Kucheryanu, diesjähriger Sieger des Dessauer Meetings, blieb bereits bei seiner Anfangshöhe von 5,40 Metern ohne einen gültigen Versuch.
Für einen weiteren deutschen Erfolg sorgte Speerwerfer Peter Esenwein. Mit 79,23 Metern verfehlte der Routinier vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg zwar die zweite Normerfüllung (81,00 m) für die Olympischen Spiele, konnte sich aber klar gegen die Konkurrenz durchsetzen.
Mario Pestano bezwingt Robert Harting
Das Duell im Diskuswurf der gegenwärtig beiden besten Westeuropäer entschied der Spanier Mario Pestano mit 68,34 Metern zu seinen Gunsten vor dem Vize-Weltmeister Robert Harting. Der Berliner steigerte sich zwar in seinen vier Versuchen kontinuierlich von 62,59 Meter auf 65,25 Meter, die Weite des Spaniers, der dieses Jahr den Landesrekord auf 68,61 Meter verbessert hat, konnte er nicht knacken.
Erneut in überragender Verfassung präsentierte sich im Dreisprung der Brite Phillips Idowu. Mit leichter Rückenwindunterstützung segelte der 29-Jährige auf 17,46 Meter und sicherte seinem Team die maximale Punktezahl. Charles Friedek (Team Referenznetzwerk Leverkusen) kam mit 16,70 Meter nicht an seine Saisonbestleistung (16,93 m) heran und belegte den sechsten Platz.
Alexander Kosenkow überzeugt
Positiv ragte die Leistung von Alexander Kosenkow heraus. Der Wattenscheider wurde über 200 Meter Dritter und blieb in 20,61 Sekunden nur vier Hundertstel über seiner Saisonbestleistung. Acht Punkte für Großbritannien erlief Marlon Devonish in 20,52 Sekunden.
Schwung in eine mögliche deutsche Aufholjagd Richtung Podiumsplatz konnte auch nicht Hürdensprinter Thomas Blaschek bringen. Der Leipziger belegte in schwachen 13,87 Sekunden den siebten Platz. In 13,40 Sekunden ging der Sieg über die 110 Meter Hürden an den Spanier Jackson Quinonez.
Robin Schembera diesmal Vierter
Nach seinem dritten Platz im Vorjahr in München erreichte Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) diesmal den vierten Platz über 800 Meter in 1:50,23 Minuten. In 1:49,28 Minuten trug der Spanier Manuel Olmedo den Sieg davon.
Die deutschen Hoffnungen auf eine gute Punktzahl im Hindernislauf konnte Filmon Ghirmai nicht erfüllen. Der Tübinger, der als Titelverteidiger an die Startlinie gegangen war, kam abgeschlagen als Sechster nach 8:50,95 Minuten ins Ziel. Der französische U23-Europameister Mahiedine Mekhissi-Benabbad schnappte sich den Sieg in 8:33,10 Minuten.
STIMMEN AUS DEM DEUTSCHEN LAGER: Jürgen Mallow (DLV-Cheftrainer)
Wir können froh sein, dass hier der Europacup stattgefunden hat und nicht die Olympischen Spiele. Gegen Ende habe ich sehr erfreuliche Leistungen gesehen. Es war ein versöhnlicher Abschluss einer insgesamt nicht zufrieden stellenden Leistungsvorstellung. Wir haben nach wie vor einen Protest gegen die Disqualifikation unserer 4x100 Meter Staffel der Männer laufen. Vielleicht sind wir dann in 11 Monaten Zweiter. Ich sehe insgesamt jedoch keinen Anlass für Pessimismus im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Peking. Ich halte es da mit einem der weltbesten Golfspieler, der einmal gesagt hat: Wenn Du einen schlechten Schlag gemacht hast, vergiss ihn. Wenn Du einen guten Schlag gemacht hast, dann denk drüber nach.
Ariane Friedrich
(LG Eintracht Frankfurt; 1. Platz Hochsprung; 2.03 m)
Um 2.03 Meter zu springen, da muss einfach alles passen. Das war heute der Fall. Danach war ich ausgepowert. Jede Bestleistung ist für mich immens beeindruckend. Ich befürchte, dass ich es in dieser Saison kaum besser machen kann, wenn ich es auch hoffe. Es war für mich ein perfekter Tag. Im Unterschied zur Hallensaison bin ich jetzt komplett verletzungsfrei. Alles ist gut ausgeheilt und deshalb läuft es auch so gut.
Günther Eisinger:
(Trainer von Ariane Friedrich)
Das war ein Hammer. Als sie 2,01 Meter geschafft hatte, wusste ich, dass Sie auch 2,03 Meter packt. Beim Hochsprung braucht man eine gewisse Lockerheit. Für mich gibt es für die Olympischen Spiele in Peking acht bis zehn Medaillen-Kandidaten. Ariane gehört auf jeden Fall dazu, auch wenn ich glaube das Platz eins und zwei vergeben sind. Das wichtigste ist jetzt, dass sie gesund bleibt.
Peter Esenwein:
(LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg; 1. Platz Speerwerfen; 79,23m)
Die Weite passt nicht, aber von der Platzierung bin ich absolut zufrieden. Nach dem ersten Wurf hatte ich mich sehr gut gefühlt, hatte dann aber Anlaufprobleme. Der Belag ist sehr weich. Ich kann Christina Obergföll verstehen, die mit diesen Bedingungen nicht zurecht gekommen ist.
Bianca Kappler
(LAV asics Rehlingen; 3. Platz Weitsprung; 6,63 m)
Ich bin mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden. Es war heute ein Lotteriespiel mit zwei ungültigen Versuchen und unterschiedlichen Windverhältnissen.
Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt; 6. Platz Hammerwerfen; 69,62 m):
Ich muss jetzt erst einmal mit meinem Trainer reden. Ich bin maßlos enttäuscht. Momentan fehlen mir die Worte. Ans Team habe ich während meines Wettkamps nicht gedacht, da ist man mit sich zu sehr beschäftigt. Ich hatte ein besseres Gefühl als es letztlich das Ergebnis zeigt.
Christina Schwanitz
(SV Neckarsulm; 2. Platz Kugelstoßen; 18,55 m):
Es ist eine große Umstellung für mich gewesen, nur vier Versuche zu haben. Das bin ich nicht gewohnt. Überall hat man sechs Versuche, nur hier nicht, aber gut, damit müssen alle zurecht kommen. Mit der Platzierung kann ich zufrieden sein, mit der Weite jedoch nicht. Es war schade, dass mein Trainer nicht dabei war, denn die Umstellung auf einen anderen Trainer ist gar nicht so einfach, da er meine Macken nicht so gut kennt. Ein Vorteil ist es, dass es beim Europacup Punkte für die Platzierung und nicht für die Weite gibt, denn so profitiert das Team von meinem zweiten Platz.
Robin Schembera
(TSV Bayer 04 Leverkusen; 4. Platz 800 Meter; 1:50,23 min):
Wir hätten schneller durchgehen können. Ich war mir ein bisschen unsicher und deshalb habe ich als Erster vom Tempo her angezogen. Ich hatte Platz drei vom Europacup 2007 in München im Kopf, aber letztlich war es nicht so toll. Jetzt laufe ich noch in Biberach, bei der DM in Nürnberg, in Heusden und beim Bayer-Meeting.
Robert Harting (SCC Berlin; 2. Platz Diskuswerfen; 65,25 m):
Es hatte heute bestimmt hier 40 Grad. Das Ergebnis war nicht so wie ich es mir vorgestellt habe, auch wenn Platz zwei für die Mannschaftswertung gut ist. Irgendwie habe ich heute die Spanung nicht so aufbauen können. Vielleicht liegt es auch daran, dass unser Training und die Konzentration auf Peking ausgerichtet ist. Es ist schade, dass wir beim Europacup, so wie es momentan aussieht, nicht besser abschneiden, denn das hätte der Leichtathletik gut getan.
Danny Ecker
(TSV Bayer 04 Leverkusen; 1. Platz, Stabhochsprung; 5,55 m):
Platz eins ist in Ordnung, aber mit der Höhe bin ich nicht zufrieden. Ich habe derzeit Probleme mit meiner Achillessehne und weiß momentan noch nicht, ob ich am Dienstag in Göteborg starten kann. Wichtig ist jetzt, dass ich wieder gesund werde. Die Bedingungen hier in Annecy waren für alle nicht einfach, da der Wind ständig drehte. Das sieht man auch an den Ergebnissen insgesamt. Für Raphael Holzdeppe freue ich mich, dass er in Mannheim die Norm gesprungen ist. Wenn er jetzt noch einmal einen drauf packt, dann fahren wir zusammen nach Peking. Inzwischen haben wir sechs Stabhochspringer, die die Norm erfüllt haben. Das verspricht bei der DM in Nürnberg einen spannenden Wettkampf.