Elana Meyer will den Kilimandscharo bezwingen
Das zierliche Persönchen will hoch hinaus. Elana Meyer, lange Jahre eine der weltbesten Langstrecklerinnen, hat eine neue Herausforderung vor Augen. Den Kilimandscharo, mit 5.895 Metern der größte Berg Afrikas, möchte sie in dieser Woche besteigen (wir berichteten bereits in den Flash-News). "Das war schon immer mein Traum", sagte die Südafrikanerin, "aber ich dachte nicht, dass es so schnell klappen würde."
Elana Meyer rüstet sich für den Berg (Foto: Listl)
Die kleine Dauerläuferin mit dem großem Kämpferherzen wird im Oktober 39. Sollte sie den Kilimandscharo, diesen riesigen Vulkan an der Grenze Tansanias zu Kenia, bezwingen, wäre es das schönste Geburtstagsgeschenk. "Ich bin total aufgeregt", erzählte Elana Meyer, "denn so was habe ich noch nie versucht." Konditionell ist sie nach wie vor so gut drauf, dass ihr die strapaziöse Tour keinerlei Probleme bereiten sollte.In ihr brennt noch immer das Feuer der Leidenschaft. "Ich laufe fast jeden Tag. Daher bin ich auch recht fit. Außerdem habe ich in den Bergen von Stellenbosch trainiert", erzählte Elana Meyer, "und in der vergangenen Woche hat unsere Gruppe die Drei-Gipfel-Route des Tafelbergs bewältigt." Der Tafelberg von Kapstadt ist das Wahrzeichen der Stadt, dabei bestiegen sie den Devil's Peak, Maclear's Beacon, den höchsten Punkt des Tafelbergs mit 1.087 Metern, und den Lion's Head.
Populärer als Zola Budd
Elana Meyer ist in ihrer Heimat mittlerweile noch populärer als Zola Budd, die einstige Barfußläuferin. Mit Zola Budd, die 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles, damals 18 Jahre jung, durch ihren "Crash" im 3.000-Meter-Finale mit Mary Decker, dem Liebling der US-Nation, traurige Berühmtheit erlangt hat, hat sie eine Gemeinsamkeit.
Pieter Labuschagne trainierte beide, Zola Budd wie Elana Meyer, die unter seiner Anleitung 1992 in Barcelona olympisches Silber über 10.000 Meter holte. Derartu Tulu aus Äthiopien, die in der Sonne Spaniens als erste Leichtathletin aus Schwarzafrika Gold bei den Sommerspielen eroberte, hatte ihr in einem packenden Duell fünf Sekunden abgenommen.
Seither ist über ein Jahrzehnt ins Land gezogen. Elana Meyer, die in Albertina am Kap der guten Hoffnung als Farmerstochter geboren wurde, hat neben dem Sport auch die berufliche Ausbildung nie aus den Augen gelassen. An der Universität von Stellenbosch erwarb sie den Magister-Abschluss im Fach Marketing. Ihr Ehemann Michael, früher ein guter Mittelstreckler, der mit 19 Jahren schon 3:47,47 Minuten über 1.500 Meter vorgelegt hat, ist gelernter Betriebswirt.
Halbmarathon und Marathon
Die klassische Distanz über 42,195 Kilometer hat sie auch mehrmals absolviert. Gleich bei ihrem Debüt im April 1994 in Boston zauberte Elana Meyer eine flotte Zeit von 2:25:15 Stunden auf die Straße, die sie nie mehr erreichen sollte. Damals belegte sie den dritten Platz hinter der Russin Valentina Yegorova, die 1992 in Barcelona Marathon-Gold eroberte, und der siegreichen Berlinerin Uta Pippig (2:21:45 h).
Aber ihre Lieblingsstrecke war stets der Halbmarathon (Bestzeit: 1:07:22 h in Tokyo 1993), wo sie 1994 in Oslo Weltmeisterin (1:08:36 h) wurde und 1998 in Uster, unweit von Zürich, noch mal Zweite (1:08:32 h), ganze drei Sekunden hinter Tegla Loroupe.
Jetzt wird die einstige Meisterläuferin zur Bergsteigerin. "Das macht mir einen Heidenspaß." Den Kilimandscharo will sie erklimmen.