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Eliud Kipchoge – Seit Rio die absolute Nummer eins

Eliud Kipchoge ist Olympiasieger im Marathon und hat vor seinem Sieg in Rio seit 2014 fünf Marathons in Folge gewonnen: Rotterdam (Niederlande), Chicago (USA), London (Großbritannien), Berlin und nochmal London. Und obwohl er dort den Weltrekord knapp verpasste, sind sich die Experten einig, dass dem Kenianer vergangenes Frühjahr in London der stärkste Marathon aller Zeiten gelungen ist.
Christian Ermert

Spätestens seit Rio ist Eliud Kipchoge der beste Marathonläufer unserer Zeit. Das Olympia-Rennen war der sechste Marathon in Folge, bei dem der Kenianer als Erster ins Ziel lief. Seit er 2013 beim Berlin-Marathon Vierter wurde, hat er immer gewonnen, wenn er über 42,195 Kilometer angetreten ist: 2014 triumphierte der 31 Jahre alte Kenianer in Rotterdam und Chicago. 2015 dann in London und Berlin – dort konnte ihn sogar eine Einlegesohle, die halb aus dem Schuh rutschte, nicht stoppen.

2016 ließ er dem Sieg in London, bei dem er den Weltrekord nur knapp verpasste, die Goldmedaille in Rio folgen. In 2:08:44 Stunden siegte er vor Feyisa Lilesa aus Äthiopien (2:09:54 h). Einen größeren Vorsprung hat kein Olympiasieger gehabt, seit der US-Amerikaner Frank Shorter 1972 in München einen überlegenen Triumph feierte.

In London stärker als Kimetto bei seinem Weltrekord in Berlin

Und obwohl Eliud Kipchoge im April beim London-Marathon den Weltrekord, den Dennis Kimetto 2014 in Berlin mit 2:02:57 Stunden aufgestellt hat, in 2:03:05 Stunden um acht Sekunden verpasste, sind viele Experten der Meinung, dass der Kenianer in der britischen Hauptstadt den besten Marathon aller Zeiten gelaufen ist. Auch Kipchoge selbst ist fest davon überzeugt: „Mit meiner in London gezeigten Leistung wäre ich auf der schnelleren Strecke von Berlin Weltrekord gelaufen“, sagte er nach dem Rennen gegenüber dem US-Online-Magazin Athletics Illustrated.

Seinen ersten Marathon lief Eliud Kipchoge in – für kenianische Verhältnisse – hohem Alter von 28 Jahren. 2013 in Hamburg lieferte er mit 2:05:30 Stunden ein Weltklasse-Debüt ab – nachdem er in den zehn Jahren zuvor seine größten Erfolge über 5.000 Meter auf der Bahn gefeiert hatte. Seine erste Goldmedaille gewann er schon 2003: Mit 19 Jahren wurde er in Paris Weltmeister über 5.000 Meter.

Acht Jahre auf den kompletten Medaillensatz gewartet

Bis 2008 ließ Eliud Kipchoge noch jeweils eine Bronze- und eine Silbermedaille bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen über diese Distanz folgen, dann wurde es etwas ruhiger um ihn. Nach Olympia-Bronze 2004 in Athen und -Silber in Peking musste er acht Jahre warten, bis er seinen Medaillensatz im olympischen Marathon von Rio komplettieren konnte.

Er bereut allerdings nicht, dass er erst so spät den Weg auf die Straße und zum Marathon gefunden hat. „Ich bin denen dankbar, die mir geraten haben, zehn Jahre lang auf der Bahn anzutreten. Dort habe ich die Erfahrungen gesammelt, die es mir jetzt ermöglichen, so erfolgreich zu sein. Und das meine ich sowohl körperlich als auch mental.“

Als Jugendlicher war Eliud Kipchoge extrem schnell sehr erfolgreich geworden. In der Schule machte er eigentlich gar keinen Sport, sein erstes Rennen bestritt er 2001 in Kapsabet mit 17 Jahren. Nach den zehn Kilometern wusste er: „Ich bin gut im Laufen.“

Mit 19 Jahren die Legenden Hicham El Guerrouj und Kenenisa Bekele besiegt

Wie gut, das er bewies er nur zwei Jahre später im 5.000-Meter-Finale bei den Weltmeisterschaften in Paris. In einer Wimpernschlag-Entscheidung bezwang er Hicham El Guerrouj aus Marokko und Kenenisa Bekele aus Äthiopien. Der eine war damals eine Legende auf den Mittelstrecken, der andere hatte gerade seine Karriere gestartet, in der er in den folgenden beiden Jahren die immer noch gültigen Weltrekorde über 5.000 und 10.000 Meter aufstellen sollte.

Eins hat sich seitdem nie verändert im Läuferleben von Eliud Kipchoge: sein Trainer Patrick Sang. Der ehemalige 3.000-Meter-Hindernisläufer gewann von 1991 bis 1993 bei allen globalen Großereignissen der Leichtathletik die Silbermedaille: 1991 bei der WM in Tokio (Japan), 1992 bei Olympia in Barcelona (Spanien) und 1993 bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart. Über ihn sagt Eliud Kipchoge: „Er ist mehr als ein Lauftrainer. Er ist ein Coach für alle Bereiche meines Lebens. Und sein bester Ratschlag ist: Der beste Wettkämpfer bist immer du selbst.“

Wo Eliud Kipchoge seinen nächsten Marathon laufen wird, steht noch nicht fest. Aber sicher ist: Er wird versuchen, den Weltrekord noch näher an die Zwei-Stunden-Marke zu bringen. Und in einem ist er sich ganz sicher: "Schon bald wird der erste Mensch die 42,195 Kilometer in einer Zeit schneller als zwei Stunden zurücklegen."

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