Elvan Abeylegesse – keine Angst vor großen Namen
Wer ist eigentlich Elvan Abeylegesse? Keck und frech begleitete sie die haushohe Favoritin Paula Radcliffe im Holyrood Park in Edinburgh, als sei es das Einfachteste auf der Welt. Nicht wenige fragten sich vor eineinhalb Wochen bei der Cross-EM sichtlich erstaunt, was dieses mutige Girl im Schilde führen würde. Natürlich wussten die Experten am Streckenrand um ihre Stärke, doch nicht alle kannten diese "Abeylegesse", die in ihrem roten Trikot mit dem gelben Halbmond als EM-Zweite allerbeste Werbung machte für ihre neue Wahlheimat: die Türkei.
Elvan Abeylegesse, der Geheimtipp aus der Türkei für 2004! (Foto: Kiefner)
Elvan Abeylegesse, ein zierliches Persönchen von gerade mal 40 Kilo, die sich auf 1,59 Meter Körpergröße verteilen, ist eine von vielen Hoffnungsträgerinnen in der türkischen Laufszene. Im Schatten Süreyya Ayhans, der Europameisterin und Vize-Weltmeisterin über 1500 Meter, die daheim wie eine Nationalheldin verehrt wird, hat sie in der Vergangenheit einige schöne Erfolge erreicht.Internationale Meriten
Die gebürtige Äthiopierin, die früher unter dem Namen Hewan Abeye gestartet ist, war in der Saison 2001 bereits Doppel-Europameisterin der U20 über 3000 Meter und 5000 Meter sowie Cross-Europameisterin der Juniorinnen.
Im Vorjahr sah sie in Medulin, Schauplatz der Cross-EM, schon wie die sichere Siegerin aus, als ihr nach einem riskanten Ausreißversuch doch noch die Beine schwer wurden. Helena Javornik, die in Edinburgh ihren Titel kampflos preisgegeben hatte, und Galina Bogomolova eilten dann vorbei. Ihr blieb damals "nur" Bronze.
Die Paradestrecke der flotten Dame sind die 5000 Meter. In München war sie EM-Siebte, in Paris WM-Fünfte. Im "Stade de France" drückte sie ihren Hausrekord auf 14:53,56 Minuten. Mit 4:07,25 Minuten über 1500 Meter und 8:42,29 Minuten über 3000 Meter kann das Silber-Girl von Edinburgh auf weitere schnelle Zeiten verweisen.
Wenn es auf die Taktik ankommt...
In der Türkei genießt Elvan Abeylegesse mittlerweile große Sympathien, auch wenn sich das Interesse vorwiegend auf Süreyya Ayhan konzentriert. Ihr primäres Ziel 2004 sind die Olympischen Spiele in Athen. Nach ihrem Erfolg im 5000-Meter-Rennen beim "World Athletics Final" in Monaco hat sie selbstbewusst kund getan: "Wenn ich bei der WM taktisch genauso klug gelaufen wäre, hätte ich gewinnen können. Aber jetzt folgen im nächsten Jahr ja die Olympischen Spiele. Wenn es dort auf die Taktik ankommt, bin ich ganz zuversichtlich."
Seit den glorreichen Zeiten von Ahmet Altun, der 1983 den Frankfurter Hoechst-Marathon in 2:12:41 Stunden gewann, und seinem Landsmann Mehmet Terzi, 1986 unter anderem Sieger der Nacht von Borgholzhausen, hatte sich hinterm Bosporus im Laufbereich nicht mehr viel getan. Dank Süreyya Ayhan und Elvan Abeylegesse ist das Interesse größer denn je.