EM-Botschafter Oliver-Sven Buder - Es geht aufwärts
"Es geht aufwärts", so beschreibt Deutschlands bester und konstantester Kugelstoßer, Oliver-Sven Buder seine derzeitige Situation. Der Vizeweltmeister von 1997 und 1999 hat sich am 15. März in Leipzig an den Bandscheibe operieren lassen und eine Woche später legte er sich noch einmal unters Messer - diesmal war der linke Ellbogen dran.
Oliver-Sven Buder im Aufwärtstrend (Foto: Krebs)
"Wenn schon, denn schon", sagte sich der 35-Jährige und ließ alle "Wehwehchen" in einem Aufwasch erledigen. Und ist froh, dass er alles hinter sich hat. "Als Otto Normalverbraucher würde ich sagen, mir geht es super, als Athlet sage ich, mir geht es gut", erklärt Buder, der für die Leichtathletik-EM in München als Botschafter fungiert, den feinen Unterschied. Bis zum 2. Mai bereitete sich der 2 Meter große Hüne im Trainingslager in Portugal vor und machte große Fortschritte. "Ich kann schon fast alles wieder machen, bis auf ein paar wenige Übungen im Kraftraum", freut sich der Mann, der seit 1997 in Eichenried bei München wohnt und sich als gebürtiger Erlabrunner bei den Bayern äußerst wohl fühlt. Ins Olympiastadion kann er beinahe "rüberspucken". Er ist der Kandidat, der am nächsten am Schauplatz der EM im August wohnt. Auch wenn er im Augenblick eher selten zuhause anzutreffen ist. Pendler zwischen München, Leipzig und Lübeck
In Leipzig am Olympiastützpunkt hat er inzwischen ein Zimmer, denn der Hallen-Europameister von 1998 pendelt zwischen München (Wohnort), Leipzig (sportlicher Sitz) und Lübeck (diverse private Gründe!) hin und her. Von seinen Trainingscamps einmal abgesehen. Neben Portugal steht in den kommenden Wochen auch noch Kienbaum auf dem Plan. Nur gut, dass er einen äußerst verständnisvollen Arbeitgeber hat. Die Erdinger Weißbräu Brauerei, die ihn im Außendienst beschäftigt, stellt ihn frei nach Bedarf. "Das ist mein größter Sponsor", sagt Oliver Sven Buder, der das Kugelstoßen zusammen mit Astrid Kumbernuss in Deutschland hoffähig gemacht hat. "Und darauf bin ich auch ein bisschen stolz".
Saisoneinstieg im Juni
Durch seine Operation wird er seine Saison erst im Juni beginnen. "Das ist ein Monat später, als vorgesehen", so Buder. In Gotha, am 9. Juni will er erstmals an den Start gehen. Sein Ziel: "Ich will mich für die EM qualifizieren, dann sehen wir weiter". Die verbleibende Zeit, will er nützen, um in Topform zu kommen. Prognosen wagt er keine. "Die Jungs sind international ziemlich gut".
Rücktritt nach Olympia 2004 geplant
Im Winter wechselte Oliver Sven Buder den Verein, ging vom MTV Ingolstadt nach Leipzig. "Dort habe ich ein gutes Angebot bis zum Jahr 2004", erzählt der 35-Jährige. Nach den Olympischen Spielen in Athen ist endgültig Schluss. Egal wie Buder abschneidet. Dann könnte er sich vorstellen, auch als Trainer zu arbeiten. Ab und an hat er dies auch schon mal ausprobiert. Er selbst hat sich unter die Fittiche von Joachim Lipske begeben. "Auch wenn ich schon so lange dabei bin und weiß, was ich tun muss, es bringt jedoch unheimlich viel, wenn man von außen beobachtet wird."
Warum tue ich mir das an?
Buder, der gerne Krimis liest und Musik hört ("quer Beet, alles außer Klassik") liebt seinen Sport nach wie vor, doch inzwischen ist ihm seine Gesundheit wichtiger, als mit aller Gewalt einen Wettkampf durchzuziehen. "Das ist mir in Edmonton bewusst geworden, als ich mit Fieber aus der Qualifikation rausging", erinnert sich der Vize-Weltmeister von Athen und Sevilla. In solchen Phasen hat Deutschlands bester Kugelstoßer des öfteren gedacht, "warum tue ich mir das eigentlich an". Doch aufhören war bisher kein Thema. Zumindest hat Buder nicht ernsthaft daran gedacht. "Solange es Spaß macht und ich mithalten kann, brauche ich nicht aufzuhören", sagt er. Und inzwischen macht ihm sein Sport wieder Spaß. "Und wenn es gesundheitlich klappt, könnten die Olympischen Spiele 2004 ein krönender Abschluss werden", hat sich der Athlet vorgenommen.
Doch zuvor steht erst einmal die EM an. Und München ist ein gutes Pflaster für Oliver Sven Buder. Sowohl zum Leben als auch zum Trainieren. Wenn es sein muss, ist er von seinem Wohnort in 17 Minuten im Stadion. Das ist jetzt schon Rekord. Auf der Straße. Und wer weiß, vielleicht gibt es bei der EM im August noch mal einen. Diesmal im Kugelstoßring. Ist dann noch mal eine Medaille fällig, wäre es die dritte für Buder seiner Karriere bei Europameisterschaften. Zwei mal Silber hat er schon. Und wie heißt es so schön: aller guten Dinge sind drei....
Ursula Kaiser