EM in Helsinki - Die Ausscheidungen (Frauen)
Von Mittwoch (27. Juni) bis Sonntag (1. Juli) läuft die Europameisterschaft in Helsinki (Finnland). Lesen Sie hier, wie sich die deutschen Athletinnen in den Ausscheidungsläufen und Qualifikationen am vierten Tag geschlagen haben.
1.500 METER |
Corinna Harrer und Diana Sujew im Finale
Corinna Harrer wurde in den 1.500-Meter-Vorläufen zur Frontläuferin wider Willen. Die Regensburgerin setzte sich früh an die Spitze, um das Tempo nicht zu langsam werden zu lassen und musste dann von dort ihre Position verteidigen. So war es eigentlich gar nicht gedacht: „Ich wollte gar nicht soviel vorne machen. Das war sehr schwer.“ Dass sie diese Aufgabe trotzdem als Vorlauf-Zweite (4:11,59 min) hinter der Russin Yekaterina Gorbunova (4:11,58 min) souverän lösen konnte, spricht für die Deutsche Meisterin.
Im Finale wird sie Gesellschaft von Diana Sujew bekommen. Die Potsdamerin ging in ihrem Lauf nach 900 Metern von der zwischenzeitlich elften Position nach vorne und suchte ihr Heil in der Offensive. „Ich musste die Flucht nach vorne suchen. Der Antritt hat aber ganz schön Laktat in meine Beine geschossen“, sagte sie danach, „auf der letzten Runde dachte ich nur: gib alles, fighte“. Obwohl es immer schwerer wurde und fünf Gegnerinnen um die Ukrainerin Anna Mishchenko (4:08,95 min) vorbeizogen, reichte es für Diana Sujew als Sechste (4:10,72 min), um über die Zeitschnellstenregelung weiterzukommen.
Für Denise Krebs, die in diesem Rennen in 4:12,85 Minuten Neunte wurde, reichte es nicht. Sie ging den Angriff von Diana Sujew mit („Wir hatten uns gesagt, wir machen das Ding zusammen. Deshalb bin ich auch nach vorne gestürmt.“), musste in der entscheidenden Phase aber noch mehr Läuferinnen ziehen lassen. „Das ist frustrierend. Ich bin sehr viel auf Bahn zwei, drei gelaufen, es war doch alles sehr eng. Ich wurde auch von hinten geschubst. Ich habe aber keine Erklärung. Ich wusste, dass ich fit bin.“ Sie will jetzt in einer Woche in Bottrop noch einmal die Olympia-Norm angreifen.
100 METER HÜRDEN |
Cindy Roleder im Finale
Cindy Roleder hat am Samstagabend das Finale erreicht, zum ersten Mal in ihrer Karriere bei einem internationalen Großereignis. Die Leipzigerin wurde in den verregneten Halbfinals mit 13,13 Sekunden Vierte. Die Türkin Nevin Yanit blieb als einzige unter 13 Sekunden (12,92 sec).
Im zweiten Lauf, den die Weißrussin Alina Talay (13,03 sec) für sich entschied, kam Nadine Hildebrand nicht weiter. Die Athletin des LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg musste sich bei 2,3 Metern pro Sekunde Gegenwind mit 13,52 Sekunden und Platz sieben zufrieden geben.
„Ich habe den Start sehr gut getroffen, hatte auch eine sehr gute Reaktionszeit. Aber ich habe gleich die erste Hürde mitgenommen, da bin etwas dicht rangelaufen. Und dann hatte ich hatte das Gefühl, ich komme gar nicht vorwärts“, sagte Nadine Hildebrand. „Eigentlich will ich nie den Wind als Ausrede nehmen, aber heute ging es einfach nicht. Es tut mir leid für alle, die zuhause die Daumen gedrückt haben. Ich habe wirklich alles gegeben.“
DISKUSWERFEN |
Nadine Müller spart Kräfte
Nadine Müller ist am Samstagmorgen souverän in das Diskusfinale eingezogen. Die Hallenserin kam gleich im ersten Versuch auf 64,49 Meter und konnte das alt-ehrwürdige Olympiastadion als Erste wieder verlassen. „Ich wollte nur einen Versuch machen, um Kräfte zu sparen“, sagte die Vize-Weltmeisterin, die erst am Abend zuvor angereist war und zuhause noch ein Krafttraining absolviert hatte.
Für das Finale geht sie von einem Zweikampf mit der Titelverteidigerin Sandra Perkovic (Kroatien) aus: „Zwischen uns beiden wird es um Gold gehen. Eineinhalb bis zwei Meter muss man morgen noch draufpacken. Ich kann jetzt in Ruhe und ganz entspannt ins Finale gehen.“
In der zweiten Gruppe, in der wenig überraschend Sandra Perkovic mit 62,01 Metern die größte Weite anbot, bahnten sich auch U23-Europameisterin Julia Fischer (SCC Berlin) und die große Nachwuchs-Hoffnung Anna Rüh (SC Neubrandenburg) den Weg in die Runde der besten Zwölf.
Anna Rüh kam mit ihrem dritten und letzten Wurf auf 60,73 Meter und so in der Summe beider Gruppen auf Platz fünf. Julia Fischer fehlten fünf Zentimeter zu den 60 Metern, mit 59,95 Metern reihte sie sich im Quali-Klassement aber unmittelbar hinter Anna Rüh ein. Damit stehen zum ersten Mal seit 1998 wieder drei deutsche Diskuswerferinnen in einem EM-Finale.
Julia Fischer sagte: „Nach dem ersten Wurf war eigentlich schon klar, dass die Quali damit durch ist. Aber ich dachte, warum nicht noch zwei Würfe mehr, so ein bisschen Übung vor dem Finale ist auch ganz gut.“ Anna Rüh war mit ihrem Wettkampf nicht rundum zufrieden: „Mit meiner Weite von über 60 Metern bin ich schon zufrieden. Ich war aber nicht ganz so locker wie Jule. Ich war sehr aufgeregt vor dem Wettkampf, aber ich habe es dann ja gut hinbekommen.“
4x100 METER |
Eine gute Vorstellung lieften Leena Günther (LT DSHS Köln), Anne Cibis (MTG Mannheim), Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) und Verena Sailer (ebenfalls MTG Mannheim) im Vorlauf ab. Beim letzten Wechsel war es allerdings knapp.
Verena Sailer musste wieder etwas abbremsen, damit sie das Holz noch rechtzeitig von Tatjana Pinto übernehmen konnte, die in der Kurve von einer Windböe erwischt wurde. "Die hat mich zum Schaukeln gebracht, kurz vor dem Wechsel kam dann nocheinmal Wind von vorne, aber es hat noch gepasst, weil Verena rausgenommen hat", erklärte Tatjana Pinto. Trotzdem lief Deutschland es zum Vorlauf-Sieg.
"Dafür, dass ich fast stand, war die Zeit gut", meinte Verena Sailer. Im Finale ist also noch eine bessere Zeit drin.
Schneller war nur die Ukraine (42,70 sec). Die Britinnen wurden disqualifiziert, weil eine Läuferin auf die Linie trat. Die Schwedinnen überliefen einen Wechsel.
4x400 METER |
Im Gänsemarsch ins Finale
Die stärksten zuerst. Das war die Taktik des deutschen Quartetts. Esther Cremer (TV Wattenscheid 01) hielt als Startläuferin gut mit. "Hinten raus lief es super, besser als im Einzel am Donnerstag."
"Mit als Erste zu wechseln, war wichtig", erklärte Janin Lindenberg (SC Magdeburg), die einen Vorsprung für die zweite Hälfte des Rennens herauslaufen konnte.
Die Ukraine ging da zwar vorbei. Christiane Klopsch (LG Ovag Friedberg/Fauerbach) machte bei ihrem ersten großen internationalen Einsatz trotzdem ihr Rennen. "Ich habe festgestellt: Hinterher bin ich gar nicht so fertig, wie wenn ich allein laufe."
Auf der Zielgeraden wehrte Schlussläuferin Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) die Angriffe der Belgierinnen und Weißrussinnen ab. "Ich gebe 150 Meter vor dem Ziel noch einmal richtig Gas. Das funktioniert immer besser, wenn ich mich an jemanden ranziehen kann oder mich jemand antreibt." Platz zwei (3:31,38 min) reichte für den direkten Finaleinzug.
Die Pflicht ist damit erfüllt. Im Finale am Sonntag wird es aber schwer, die Silbermedaille der letzten EM in Barcelona (Spanien) zu wiederholen.
Eins ist sicher: Die Stimmung im Team ist gut: Als Janin Lindenberg in der Mixed-Zone als letzte der Vier ihr Interview gegeben hatte, waren die anderen schon wieder miteinander in ein Gespräch vertieft. Janin Lindenberg erinnerte sie daran, dass es Zeit zum Abmarsch ist und es ging im Gänemarsch Richtung Finale.
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