EM in Helsinki - Die Ausscheidungen (Männer)
Von Mittwoch (27. Juni) bis Sonntag (1. Juli) läuft die Europameisterschaft in Helsinki (Finnland). Lesen Sie hier, wie sich die deutschen Athleten in den Ausscheidungsläufen und Qualifikationen am ersten Tag geschlagen haben.
100 METER |
Lockerer Aufgalopp, Tobias Unger verzichtet
Mit jeweils vier direkt qualifizierten Sprintern und weiteren vier Zeitschnellsten aus fünf Vorläufen wurde die erste Runde über 100 Meter zu einem lockeren Aufgalopp.
Auch für zwei von drei Deutschen. Der Wattenscheider Julian Reus wurde in seinem Rennen, das Titelverteidiger Christophe Lemaitre (10,14 sec) gewann, Dritter (10,31 sec). „Das war ein gutes Rennen, mal kucken, wo es heute Abend hingeht“, sagte der 24-Jährige, der in Gedanken auch bei seinem Leverkusener Kollegen Aleixo Platini Menga war, der sich am Tag zuvor schwer verletzt hatte.
Der Deutsche Meister Lucas Jakubczyk ließ sich von der internationalen Konkurrenz nicht beeindrucken und gewann seinen Lauf in 10,26 Sekunden. Es war sein zweitschnellstes Rennen unter regulären Bedingungen. „Es sieht gut aus. Ich will hier meinen Spaß haben und gute Leistungen bringen“, sagte der Berliner, der zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder das Nationaltrikot überstreifen durfte.
Für Tobias Unger fiel der Aufgalopp aus. Der Stuttgarter verzichtete wegen einer Reizung im linken Knie auf seinen Vorlauf.
100 Meter-Finale ohne deutschen Sprinter
Die beiden deutschen 100-Meter-Sprinter verpassten am Mittwochabend den Einzug in das Finale. Der Wattenscheider Julian Reus wurde in seiner Vorschlussrunde mit 10,44 Sekunden Vierter. Der Berliner Lucas Jakubczyk kam ebenfalls auf die Vier, war mit 10,32 Sekunden allerdings näher an der Runde der letzten Acht dran. Dem Deutschen Meister fehlten am Ende nur zwei Hundertstel. „Nach dem Vorlauf hatte ich damit gerechnet, dass eine Zeit um 10,20 Sekunden möglich ist. Ich bin auf den letzten zwanzig, dreißig Metern aber nicht mehr ganz so ins Laufen gekommen. Das ist Lehrgeld, das man zahlt“, meinte Lucas Jakubczyk.
In der Summe aller drei Semifinals zeigte der Norweger Jaysuma Saidy Ndure mit 10,13 Sekunden die schnellste Zeit. Er hatte bereits nach dem Vorlauf eine verbale Kampfansage an Titelverteidiger Christophe Lemaitre geliefert, der im Halbfinale auf 10,14 Sekunden gekommen und damit nur unwesentlich langsamer war.
400 METER |
Ziel erreicht: Eric Krüger im Halbfinale
Unter den Augen seiner Staffelkollegen hat Eric Krüger am Mittwochnachmittag die zweite Runde über 400 Meter erreicht. Von Bahn acht aus lief der Magdeburger ein gutes Rennen, wurde mit 46,33 Sekunden Dritter und kam direkt weiter.
„Ich mag die Außenbahn nicht so“, sagte er danach, „ich wusste, dass die anderen irgendwann kommen würden. Auf der Zielgeraden kamen sie dann plötzlich an mir vorbeigeschossen.“
Als Ziel hatte er das Erreichen des Halbfinales ausgegeben. Das hat er jetzt erreicht. „Ich würde gerne noch etwas draufsetzen“, sagte Eric Krüger. Eine Zeit von 45,80 Sekunden schwebt ihm vor, das wäre eine neue persönliche Bestzeit (bislang 45,97 sec).
In der Summe aller Vorlaufzeiten kam Eric Krüger auf Platz elf. Klar Schnellster war der Ire Brian Gregan mit 45,63 Sekunden.
800 METER |
Sebastian Keiner und Sören Ludolph vorn
Sebastian Keiner ergriff in seinem Vorlauf über 800 Meter im richtigen Moment die Initiative. Der Erfurter lag auf den ersten 300 Metern noch mit an letzter Stelle, ging dann aber eingangs der Zielgeraden an der Spitze. Nach einer 400-Meter-Zwischenzeit von 53,38 Sekunden ließ er sich bis ins Ziel von Platz eins nicht mehr verdrängen und zog so souverän in die zweite Runde ein. „Es war die Taktik, die Tempohärte hoch zu halten und den Lauf schnell zu machen“, sagte der 22-Jährige. Für das Halbfinale zeigte er sich „sehr zuversichtlich, dass da noch mehr geht.“
Etwas anders lief das Rennen mit Sören Ludolph. Dort ließ die Konkurrenz den Ukrainer Ihor Davydov sein Ding machen. Dieser ging bei 400 Metern nach 51,61 Sekunden durch. Als ihm auf den letzten hundert Meter die Reserven fehlten, war auch der Deutsche Meister in Position. Sören Ludolph schob sich dann auf den letzten Metern noch am Briten Mukhtar Mohammed vorbei und setzte sich mit einer Zeit von 1:47,10 Minuten durch. Zwischendurch wurde mit „Haken und Ösen“ gekämpft. So bekam der Braunschweiger vom Slowaken Jozef Repcik („Der hatte es irgendwie auf mich abgesehen“) auch eine blutende Schramme am linken Bein zugefügt.
Mit frischem Selbstvertrauen geht es nun für beide deutsche Mittelstreckler ins Halbfinale. „Wir wollten offensiv laufen, das hat relativ gut geklappt. Wir sind motiviert und fit“, sagte Sören Ludolph.
400 METER HÜRDEN |
Zwei Vorlauf-Siege, eine Disqualifikation
Tobias Giehl wartete im ersten von sechs Vorläufen über 400 Meter Hürden gleich mit einem ersten Platz auf. Der für den Chemnitzer Silvio Schirrmeister nachgerückte Athlet überholte im Finish noch den Griechen Periklis Iakovakis (50,25 sec) und blieb in seinem Rennen als einziger unter 50 Sekunden (49,98 sec). „Ich bin ein bisschen zu langsam angelaufen, aber ich glaube, für den ersten Lauf war es gut“, sagte der Deutsche Vizemeister von der LG Würm Athletik.
Georg Fleischhauer folgte seinem Beispiel. Der Dresdner zeigte ein kontrolliertes Rennen und hielt mit 50,22 Sekunden seine Konkurrenten um den Irländer Thomas Barr (50,59 sec) am Ende problemlos in Schach. „Das war okay so. Es geht aber auf jeden Fall noch harmonischer“, blickte der WM-Halbfinalist schon auf die nächste Runde am Donnerstagmittag voraus.
Dort wird David Gollnow fehlen. Der Münchner leistete sich einen Fehlstart (Reaktionszeit: 0,040) und wurde disqualifiziert. Da halfen auch alle Diskussionen nichts. „Das ist eine Riesen-Enttäuschung. Das ist nicht in Worte zu fassen. Das ist mir noch nie passiert“, sagte der 23-Jährige.
Neben Tobias Giehl blieben mit Michael Bultheel (Belgien; 49,65 sec) und Adrien Clemenceau (Frankreich; 49,84 sec) zwei weitere Hürdenläufer unter 50 Sekunden.
HINDERNIS |
Steffen Uliczka trotz Sturz im Finale
Bis zum letzten Hindernis zeigte Steffen Uliczka im Vorlauf über 3.000 Meter Hindernis eine souveräne Vorstellung. Der Athlet von der SG TSV Kronshagen / Kieler TB lief taktisch geschickt und hatte bis in die letzte Runde hinein das Feld an der Spitze mehr als nur im Blick. Mit der Glocke zur letzten Runde attackierte er und schob sich hinter den Türken Tarik Langat Akdag auf Platz zwei.
Doch am letzten Hindernis kam die Schrecksekunde. Steffen Uliczka kam zu Sturz, musste sich rasch wieder aufrappeln, um dann mit 8:29,55 Minuten als Sechster noch über die Zeitschnellstenregelung in das Finale einzuziehen. „Zack, aufstehen, weiter, ich muss wieder antreten“, hatte sich Steffen Uliczka in dem Moment gedacht. Im Ziel war er sich dann aber angesichts der Siegerzeit des Türken von 8:27,31 Minuten recht sicher, dass es für das Finale gereicht hat. Dort will er zunächst seinen sechsten Platz von 2010 verbessern, bei einem entsprechend schnellen Rennen lockt vielleicht sogar die Olympia-Norm.
Den weiteren Lauf entschied Mahiedine Mekhiss-Benabbad (8:31,05 min) für sich.
HOCHSPRUNG |
Eike Onnen als Quali-Zwölfter im Finale
Eike Onnen kämpfte und zitterte sich am Mittwochabend in das Hochsprung-Finale. Wie neun weiteren Springern reichten ihm 2,23 Meter zum Weiterkommen, allerdings schieden auch zwei Athleten mit dieser Höhe aus. Letzten Endes gaben im ersten Versuch übersprungene 2,19 Meter den Ausschlag zugunsten des Hannoveraners, so dass er als Zwölfter noch weiterzog.
„Es war nicht in meinem Hinterkopf, dass ich so weiterkomme“, sagte der Deutsche Meister, der auch beim Einspringen umgeknickt war und damit im Wettkampf mit dieser Blessur zu kämpfen hatte. Außerdem machten den Springern wechselnde Winde zu schaffen. Für Eike Onnen ist die Finalteilnahme schon einmal „ganz gut“. Er sagte auch: „Die Olympia-B-Norm [2,28 m] wäre schon ganz schön. Wenn ich einen treffe, dann kann ich auch die 2,31 Meter springen.“
Den besten Eindruck hinterließen in der Qualifikation der Litauer Raivydas Stanys und der Russe Sergey Mudrov, die beide 2,26 Meter in ersten Anlauf meisterten.
KUGELSTOSSEN |
David Storl macht's im Ersten
Weltmeisterliche Maßarbeit von David Storl. 20,30 Meter waren in der Qualifikation am Mittwochmorgen für den Einzug in das Finale gefordert und genau auf der gelben Linie schlug die Kugel ein. Der Chemnitzer konnte damit rasch die Sachen wieder packen und das Olympiastadion verrichteter Dinge verlassen. "Ich bin nicht ganz zufrieden mit dem Stoß, das war nicht das Gelbe vom Ei", sagte David Storl, der vor der so früh am Morgen geforderten Weite doch "ein bisschen Respekt" hatte. Als starker Konkurrent kristallisierte sich in der Qualifikation der Niederländer Rutger Smith mit 20,55 Metern heraus.
Auch der Sindelfinger Maro Schmidt, der an das frühe Aufstehen gewöhnt ist und damit keine Probleme hatte, zog in die Runde der besten Zwölf am Freitagabend ein. Mit 19,85 Metern kam er auf die viertbeste Leistung beider Qualifikationsgruppen und war entsprechend erleichtert, vor allem nach einem "schweren Jahr" mit zwei Operationen. "Im Finale hoffe ich auf eine 20er Weite. Wenn einer rausrutscht, kann es auch zur Olympia-Norm reichen."
SPEERWURF |
Tino Häber im Finale 29 Speerwerfer bewarben sich um einen der Finalplätze. Diese harte Auslese bestand aus dem deutschen Lager der Leipziger Tino Häber. Der Leipziger hatte die Nerven mit seinem dritten und entscheidenden Wurf noch 79,86 Meter zu erzielen. Damit schob er sich in der Summe beider Gruppen auf Platz sieben. „Das war meine letzte Chance“, sagte Tino Häber. „Bis zum Finale morgen ist jetzt nicht viel Zeit, dort würde ich aber schon gerne ein, zwei Meter weiterwerfen.“
Leidtragender war der Deutsche Meister Thomas Röhler, der dann mit 78,89 Metern, die er als Siebter der ersten Gruppe erzielt hatte, auf der Strecke blieb. Ebenfalls ausgeschieden ist der von einer Muskelentzündung im Rippenbereich gehandicapte Rostocker Routinier Mark Frank, der auf 75,55 Meter gekommen war und damit insgesamt auf Platz 16 in die Ergebnisliste einging. Am Morgen war die verletzte Stelle noch betäubt werden, das Einwerfen lief gut, aber dann schlichen sich wieder technische Probleme ein, die auch in die alten Beschwerden mündeten.
Die beste Leistung zeigte zur Freude der finnischen Fans Ari Mannio mit 84,31 Metern. Prominentester Ausfall der ersten Runde war der Lette Vadims Vasilevskis.
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