EM in Helsinki - Die Ausscheidungen (Männer)
Von Mittwoch (27. Juni) bis Sonntag (1. Juli) läuft die Europameisterschaft in Helsinki (Finnland). Lesen Sie hier, wie sich die deutschen Athleten in den Ausscheidungsläufen und Qualifikationen am vierten Tag geschlagen haben.
1.500 METER |
Florian Orth kämpft sich durch
"Das war das härteste Rennen meiner Karriere. Ich habe viel auf der Außenbahn laufen müssen", sagte Florian Orth, nachdem er als Zweiter seines Vorlaufs (3:45,87 min) direkt ins Finale gelaufen war. Für den Deutschen Meister ist das der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere.
"Ich hoffe, ich kann das Rennen heute gut verdauen. Im Finale werden die Karten neu gemischt. Ich weiß nicht, ob ich morgen noch mal so einfach ein ganz hartes Rennen aus den Beinen zaubern kann."
Zu Beginn lief es im anderen Halbfinale für Carsten Schlangen noch nach Plan. Der Berliner sortierte sich nach einem etwas unruhigen Beginn vorne ein. Auch als es auf den letzten 150 Metern im Spurt um die ersten vier Plätze für den direkten Finaleinzug ging, war er noch dabei. Dann geriet er aber ins Straucheln.
"Ich habe es schon häufiger erlebt, dass mir jemand hinten reingelaufen ist, aber dass es genau eingangs der Zielgeraden passiert, ist natürlich ärgerlich", erklärte der Vize-Europameister, der nicht mehr zurück in seinen Schritt fand, als Elfter seines Laufes ins Ziel kam (3:46,52 min) und ausschied.
"Ich hatte fest damit gerechnet, dass ich den Endlauf erreiche", sagte Carsten Schlangen, der jetzt überlegt, ob er noch zwei Angriffe auf die Olympia-Norm startet, in Reims (Frankreich; 3. Juli) und Bottrop (6./7. Juli).
110 METER HÜRDEN |
Hürden-Trio im Halbfinale
Die drei deutschen Hürdensprinter zogen am Samstagnachmittag in das Halbfinale ein. Der Leipziger Alexander John (13,50 sec) und der Offenburger Matthias Bühler (13,93 sec) wurden in ihren Läufen jeweils Zweite, der Tübinger Gregor Traber (13,83 sec) kam als Vierter weiter. Die Rennen waren von sehr wechselnden Winden geprägt. Gregor Traber blies es mit zwei Metern pro Sekunde ins Gesicht, während Alexander John Rückenwind (+0,5 m/sec) hatte.
„Ich hätte noch eine Schippe drauf packen können“, sagte Alexander John, der in der Summe aller die viertschnellste Zeit lief, „für den Vorlauf war das ganz in Ordnung, ich bin gut aus dem Block gekommen.“ Die Zufriedenheit stand auch Gregor Traber, der auf Bahn eins etwas einsam unterwegs war, ins Gesicht geschrieben. „Ich habe mich nur auf heute konzentriert. Ich bin froh, dass ich weiter bin. Ich bin ausgeruht und fit. Ich will morgen ein solides Rennen bis zum Ende zeigen.“
„Ich kam nicht gut aus dem Block raus, der Anlauf zur ersten Hürde war schwach“, bekannte Matthias Bühler, „Ich war ziemlich nervös, ich weiß gar nicht, warum. Morgen will ich besser zur ersten Hürde kommen und für das Finale fighten. Ich bin da sehr zuversichtlich, da ich eigentlich sehr gut starten kann.“
Der Russe Sergey Shubenkov hat mit 13,28 Sekunden gleich im Vorlauf die klar schnellste Zeit geliefert und so seine Ansprüche auf den Titel untermauert.
STABHOCHSPRUNG |
Zwei sicher weiter - einer macht es spanned
Nur ein Sprung war nötig und Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) und Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) waren im Finale. Beide meisterten die Einstiegshöhe von 5,50 Metern. Danach hieß es kurz abwarten, dann stand fest, diese Höhe reicht.
Der Wind sorgte für schwierige Bedingungen. "Wir hatten zum Teil Wind aus drei Richtungen in einem Anlauf", erzählte Björn Otto. Eine Woche brauchte der Hallen-Vize-Weltmeister um seinen "blitzeblauen" Rücken auszukurieren, den er sich bei den Deutschen Meisterschaften geholt hatte, als der 34-Jährige durch die kaputte Matte rauschte. Jetzt spürt er davon nichts mehr. Im Finale visiert er eine Medialle an.
"Unter die ersten Fünf kommen", lautet das Ziel von Raphael Holzdeppe, der mit seiner Vorstellung in der Qualifikation zufrieden war. "Es war das Ziel mit so wenig Sprüngen wie möglich durchzukommen, weil morgen schon das Finale ansteht."
Spannender machte es Malte Mohr. Auch er stieg bei 5,50 Metern ein. Die ersten beiden Versuche brach der Wattenscheider in der Luft ab. "Der Stab war zu weich und der Anlauf hat nicht gepasst." Im dritten Anlauf musste es klappen.
Die Nerven des Deutschen Meisters hielten. Er flog im dritten Versuch souverän über die Latte. Letzten Endes war auch das schon genug fürs Finale. Dort will sich der 25-Jährige "auf mich selbst konzentrieren. Wenn das gelingt, kann ich auch hoch springen."
Ein Medaillenkandidat musste schon die Segel streichen. Romain Mensil (Frankreich) scheiterte dreimal an seiner Anfangshöhe.
4x100 METER |
Erstes Ziel erreicht
In 39,04 Sekunden ist die deutsche Staffel ins Finale am Sonntag eingezogen. Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) machte am Start ordentlich Tempo, spürte aber, dass sie Kurve im Olympiastadion in Helsinki "anders" ist. "Zu Beginn geht es relativ geradeaus, und nach 30, 40 Metern abrupt in die Kurve rein. Das ist relativ schwer zu händeln, aber ich hatte heute keine Probleme."
Der Wechsel auf Tobias Unger (VfB Stuttgart) wirkte recht mutig, passte aber. "Der zweite Wechsel war solide, um die Zeit ging es hier noch nicht", meinte Tobias Unger. "Wir sind mittendrin. Morgen wird angegriffen."
"Mit Tobi und mir haben wir zwei erfahrene Staffel-Sprinter im Team. Wir werden es nach Hause schaukeln", sagte Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) mit Blick auf das Finale. "Im Endlauf werden wir eine schnelle Zeit anbieten können. Mal schauen, wofür die dann reicht."
Martin Keller (LAZ Leipzig) ließ nichts mehr anbrennen und lief Platz zwei im Vorlauf nach Hause. Großbritannien und Frankreich (39,01 sec) waren schneller als die Deutschen, Russland nur unwesentlich langsamer (39,08 sec). Diese Zeiten zeigen, dass es eng werden wird im Kampf um die Medaillen.
Im ersten Vorlauf flog das Staffelholz der Polen schon beim ersten Wechsel im hohen Bogen über die Bahn. Ein Medaillenkandidat ist damit schon raus.
4x400 METER |
Deutsche Viertelmeiler direkt ins Finale
Jonas Plass (Team Wendelstein), Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München), Niklas Zender (LG Eintracht Frankfurt) und Thomas Schneider (Dresdner SC) haben am Samstagabend direkt das Finale erreicht. Mit 3:05,71 Minuten landete das DLV-Quartett unweit hinter den Briten (3:05,50 min) und den Polen (3:05,69 min) auf Platz vier.
Jonas Plass („Ich kann mich nicht beschweren, das Rennen war nicht schlecht“) legte vor, Kamghe Gaba („Das hat gut geklappt, Jonas hat ein gutes Ding gemacht“) führte dann mit einem starken Antritt die deutschen Farben gleich auf Platz zwei. Niklas Zender sah sich den Attacken der Konkurrenz gegenüber, schickte Thomas Schneider auf Rang vier immer noch aussichtsreichin sein Rennen.
Der Dresdner tat dann, was er tun musste, lief ein taktisch kluges Rennen und brachte die direkte Qualifikation in trockene Tücher. „Die Jungs hatten gut angeschoben. Ich musste es nur noch nach Hause bringen“, sagte Thomas Schneider. „Es war ein schöner Vorlauf mit ungewohnten Kurven.“
Einig waren sich die deutschen Viertelmeiler ohnehin darin, dass die Bahn im Olympiastadion nicht einfach zu laufen ist. „Man denkt sich, so schlimm kann es doch nicht sein, aber ich bin dann doch ins Strudeln gekommen“, sagte Kamghe Gaba angesichts der bereits seit Beginn der EM laufenden Diskussion. „Jetzt weiß man, wie es sich anfühlt.“ Jonas Plass meinte: „Diese Kurven sind ein Unding.“
Im Finale am Sontag sollte der Deutsche Meister Eric Krüger (SC Magdeburg), der nach zwei Einzelrennen noch geschont wurde, in das Quartett rücken.
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