EM in Helsinki - Die Ausscheidungen (Männer)
Von Mittwoch (27. Juni) bis Sonntag (1. Juli) läuft die Europameisterschaft in Helsinki (Finnland). Lesen Sie hier, wie sich die deutschen Athleten in den Ausscheidungsläufen und Qualifikationen am dritten Tag geschlagen haben.
200 METER |
Im Gleichschritt ins Halbfinale
Keine Glanzleistung - aber genug fürs Halbfinale. Sebastian Ernst lief in 20,96 Sekunden in seinem Vorlauf auf Platz vier. Nicht mehr und nicht weniger, um sicher weiterzukommen.
"Aus der Kurve hat es mich nach außen gedrückt", sagte der Wattenscheider über die etwas ungewohnte Bahn. "Da verliert man etwas an Speed. Heute Abend wird eine 20,96 nicht mehr reichen." Der deutsche Hallenrekordler geht aber davon aus, dass er noch mehr drauf hat.
Auf der Bahn zwei hatte Sven Knipphals mit der plötzlich abknickenden Kurve, besonders zu kämpfen. "Wenn man weiter außen ist, kann man mehr Druck machen und lässt vielleicht nicht fünf, sechs Hundertstel liegen", analysierte der Wolfsburger. Dennoch kam er als Dritter sicher weiter und lief eine ähnliche Zeit (20,94 sec) wie Sebastian Ernst.
Jetzt hat Sven Knipphals das Finale im Blick. "Ich gehe nicht ins Halbfinale, um auszuscheiden."
Finale verpasst
Nur Hundertstel entschieden darüber, ob es fürs Finale reichte oder nicht. Zwei waren es am Ende, die Sven Knipphals fehlten. In 20,92 Sekunden landete er auf Platz vier seines Laufes, nur die ersten beiden kamen direkt weiter. In der Kurve hatte der Wolfsburger wie schon im Vorlauf Probleme. "Ich habe beim vierten, fünften Schritt einen Stolperer gehabt." Möglicherweise blieben hier die entscheidenden Hundertstel liegen. "Ich habe eine Chance vertan. Das kommt nicht so schnell wieder", sagte er.
Tief enttäuscht war Sebastian Ernst über seinen Auftritt im Halbfinale. Auch er landete auf Rang vier (20,91 sec). Sieben Hundertstel zu langsam für das Finale. "Ich habe hinten raus angefangen zu kämpfen, statt locker zu bleiben. Das macht einen alles andere als schnell. So heißt es wieder einmal, im Halbfinale die Segel streichen, mit einer schlechten Zeit. Ich weiß nicht woran es liegen kann. Früher bin ich zum Saisonhöhepunkt Bestzeiten gelaufen und nicht am Anfang der Saison. Es geht im Moment in die falsche Richtung."
Zwei Niederländer waren die schnellsten im Halbfinale: Churandy Martina (20,63 sec) und Patrick van Luijk (20,68 sec). Auch 400-Meter-Spezialist Jonathan Borlée (Belgien; 20,74 sec) zog ins Finale ein.
WEITSPRUNG |
Sebastian Bayer untermauert die Favoritenrolle
Als Nummer eins der Meldeliste war er angereist, diese Rolle füllte Sebastian Bayer auch in der Qualifikation aus. Mit 8,34 Metern bei irregulärem Rückenwind (+2,4 m/sec) packte der Hamburger gleich im ersten Durchgang einen Satz aus, der seinen Gegnern deutlich die Form offenbarte.
An der Ausgangsposition hat sich dadurch aber nichts geändert. „Die Jungen kennen mich, sie wissen, was Sache ist. Die Favoritenrolle ist für mich etwas komplett Neues, aber ich nehme die Rolle an“, sagte der zweimalige Hallen-Europameister.
Der Sprung sei trotz der großen Weite „nicht ganz optimal“ gewesen. „Es ist nur schade wegen dem Wind. Es hatte sich nicht so angefühlt, ich hatte das Gefühl, ich bin bei Windstelle losgelaufen“, schilderte Sebastian Bayer seine Eindrücke. „Ich bin natürlich zufrieden damit, dass es so gelaufen ist. Ich weiß, wie schwer eine Quali ist, aber jetzt ist die Pflicht getan. Das ist absolut perfekt. Gut ist, dass ich nur einen Sprung gemacht habe, deswegen glaube ich nicht, dass ich mein Pulver schon verschossen habe. Möglich ist vieles, aber das Finale ist dann wieder ein ganz anderer Wettkampf. Ich hoffe, die Weite bestätigen, eventuell weiter springen zu können.“
Im Finale wird Sebastian Bayer der einzige Deutsche sein. Seine beiden Kollegen blieben in dem großen Feld von 37 Weitspringern auf der Suche nach den besten Zwölf hängen. Der Leverkusener Alyn Camara landete bei 7,80 Metern und kam damit in der Summe auf Platz 17: „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht. Ich war zu nah am Brett und musste Geschwindigkeit rausnehmen. Ich hoffe, ich kriege das bis Olympia in den Griff. Ich habe das ein bisschen als Generalprobe gesehen und muss jetzt meine Lehren draus ziehen.“
Auch für den Buxtehuder Nils Winter, mit 35 Jahren Freiluft-EM-Neuling, reichte es nicht. Er ging mit 7,71 Metern (Platz 22) in die Ergebnisliste ein. „Die Form war gut, nur muss man das auch in Weite umsetzen. Ich bin nicht richtig zum Springen gekommen“, sagte er.
Neben Sebastian Bayer konnten in der Qualifikation auch Michel Torneus (Schweden; 8,07 m), Luis Felipe Meliz (Spanien; 8,06 m), Morten Jensen (Dänemark; 8,06 m) und Jj Jedge (Großbritannien; 8,01 m) sowie zur Freude des Publikums die beiden Finnen Tommi Evilä (8,01 m) und Ronni Ollikainen (8,00 m) die acht Meter knacken.
DISKUSWERFEN |
Robert Harting belässt es bei zwei Würfen
An der Quali-Weite von 66 Metern bissen sich die Diskus-Werfer die Zähne aus. Robert Harting (SCC Berlin) startete mit 64,88 Metern in der Gruppe A noch mit der besten Weite. Auch das hätte sicher fürs Weiterkommen gereicht. Der Weltmeister ging lieber auf Nummer sicher, legte noch einmal nach und kam der gelben Qualifikations-Linie im zweiten Versuch nah (65,49 m), übertraf sie aber immer noch nicht. Trotzdem packte er seine Sachen.
Nach "nur vier Stunden Schlaf bin ich zufrieden. Mein Rhythmus stimmt im Moment nicht, man hat ja gesehen, wie die Disken geflogen sind. Es ist noch was drin", erklärte der Berliner. Mit dem Einschlafen hatte es nicht so gut geklappt.
Über die geforderten 66 Meter kam nur Mario Pestano (Spanien; 66,27 m), der in der zweiten Gruppe dran war und deshalb etwas länger schlafen konnte.
Der Ring fiel auch den Diskuswerfern als stumpf auf. "Man muss viel Beinkraft einsetzen und aus den Fußgelenken arbeiten. Meine sind im Moment sehr müde, deshalb wird es morgen wohl einige ungültige Versuche geben", blickte Robert Harting auf das Finale voraus.
Im dritten Durchgang musste sich Markus Münch (LG Wedel/Pinneberg) noch einmal steigern. Es war der allerletzte Wurf der Qualifikation und ein guter. Der Diskus landete bei 62,83 Metern und der 26-Jährige hat damit zum ersten Mal ein Finale bei einer großen Meisterschaft erreicht. Bei den Weltmeisterschaften in Berlin und Daegu (Südkorea) sowie der EM in Barcelona (Spanien) war in den vergangenen drei Jahren jeweils in der Qualifikation Endstation gewesen.
Martin Wierig (SC Magdeburg) tat sich schwer. Er kam nur auf 61,34 Meter. Das reichte nicht für das Finale. "Die Enttäuschung ist groß. Es passt zu der Achterbahn-Saison, die ich habe. Ich hoffe, dass ich in vier Wochen ein Hoch habe." Dann steht Olympia in London (Großbritannien; 3. bis 12. August) an.
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