EM-Normen am Fließband in Halle
Die Normen für die Europameisterschaften in Barcelona (27. Juli bis 1. August) wurden am Samstag bei den Halleschen Werfertagen von den deutschen Athleten fast im Minutentakt erbracht. Sieben Athleten, die diese Vorgabe zuvor noch nicht erfüllt hatten, schlugen den Weg Richtung Spanien ein. Für sehr starke Ergebnisse sorgten Hammerwerferin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt; 75,24 m) und Diskuswurf-Weltmeister Robert Harting (SCC Berlin; 66,37 m).
Weltmeister Robert Harting ließ bei den 36. Werfertagen die Diskusscheibe auf 66,37 Meter fliegen und gewann damit wie im vergangenen Sommer in Berlin vor dem WM-Zweiten Piotr Malachowski (Polen; 65,15 m) und dem Magdeburger Martin Wierig. Der 22-Jährige steigerte seine Bestleistung um 62 Zentimeter auf 64,52 Meter und überbot damit zum ersten Mal die doppelt geforderte EM-Norm von 64,00 Metern.Robert Harting war aber trotzdem nicht zufrieden. „Der erste Wurf lag bei rund 68 Meter, aber der war außerhalb des Sektors. Dann habe ich zwar zweimal über 66 Meter geworfen, aber ich hatte da doch technische Probleme. Wenn ich die beseitige, wird der Diskus bald weiter fliegen“, kündigte der 25-Jährige an.
Betty Heidler besiegt Weltmeisterin
Das Hammerwerfen der Frauen litt zwar wie viele andere Disziplinen unter dem bei Halbzeit der Veranstaltung einsetzenden Dauerregen und Temperaturen um sieben Grad, aber trotzdem erzielte die WM-Zweite Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) sehr gute 75,24 Metern. In ihrer Karriere hat die 26-Jährige erst neun Wettkämpfe mit einem besseren Resultat beendet.
Zudem hatte sie einen zweiten weiten Wurf auf 74,81 Meter, der auch gereicht hätte, um Weltmeisterin Anita Wlodarczyk (Polen; 74,00 m) zu besiegen. Auf dem dritten Platz landete die WM-Vierte Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt), die mit 72,52 Metern locker die EM-Norm von 69,50 Metern abhakte.
Nadine Müller fehlt im Regen die Spannung
Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) war eine der Leidtragenden des Wetters, denn während ihres Wettkampfes begann der Regen so richtig. Zwar lag sie bis zum fünften Durchgang mit 62,34 Metern vorn, doch dann konterte die Chinesin Yanfeng Li mit 62,97 Metern, die letztlich den Sieg bedeuteten.
Nadine Müller hatte eine einfache Erklärung für das Ergebnis: „Ich konnte bei diesen Witterungsbedingungen keine Spannung aufbauen. Das ist schade, denn ich wollte 64 bis 65 Meter werfen und eine stabile Serie anbieten.“
Zentimeter-Krimi im Kugelstoßen
Spannend ging es im Kugelstoßen der Frauen zu. Lange Zeit führte Petra Lammert (SC Neubrandenburg) mit 19,05 Metern, die sie gleich im ersten Durchgang erzielt hatte. Die doppelt zu erbringende Norm für die EM (18,20 m) hatte sie damit schon in der Tasche. Doch Nadine Kleinert (SC Magdeburg) konterte im letzten Durchgang und gewann mit 19,08 Metern.
„In Halle habe ich bisher nur zweimal weiter als 19 Meter gestoßen, und so ist das heute schon eine gute Weite für mich“, meinte die Siegerin. „Anfangs habe ich nicht richtig in den Wettkampf hineingefunden. Ich bin erst am Dienstag aus einem vierwöchigen Trainingslager aus Kalifornien zurückgekommen. Nun werde ich nach Shanghai fliegen und dort an einem Meeting der Diamond League teilnehmen. Insgesamt will ich sieben Meetings dieser neuen Serie bestreiten.“ Wie Petra Lammert erfüllte die Dritte, Denise Hinrichs aus Wattenscheid, mit 18,79 Metern erstmals die EM-Norm.
Aus der Hitze in die Kälte
Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) vollzog den Wechsel aus dem Sommer in den Winter mit Bravour. Noch am Freitagabend hatte er im Rahmen der Diamond League in Doha (Katar) bei 40 Grad mit 21,14 Metern geglänzt, am Samstagmittag musste er in Halle mit 7 Grad Vorlieb nehmen.
Der WM-Dritte gewann das Kugelstoßen mit 20,76 Metern und lag damit sechs Zentimeter vor dem Kanadier Dylan Armstrong, der ebenfalls aus der Hitze von Doha kam. „Ich kann mit den Weiten heute zufrieden sein, zumal es früher hier in Halle nicht immer zum Sieg langte“, erklärte ein glücklicher Ralf Bartels. „Ich bin heute locker geblieben, und auch der nasse Ring hat mich nicht gestört.“
Damit kam U20-Weltrekordler David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) wesentlich schlechter zurecht, denn er hatte neben einem Stoß auf 19,70 Meter fünf ungültige Versuche. Der 19-Jährige belegte den vierten Rang.
Zwei Hammerwerfer mit EM-Norm
Für einen weiteren deutschen Erfolg sorgte der Leverkusener Hammerwerfer Markus Esser, der den Wettbewerb mit 78,87 Metern gewann. Zwar hatte er auf die letzten drei Versuche verzichtet, aber es reichte trotzdem zum Erfolg vor Sergej Litvinov (LG Eintracht Frankfurt) mit 78,47 Metern und dem Slowaken Libor Charfreitag mit 77,11 Metern.
Sowohl Markus Esser als auch Sergei Litvinov überboten damit die für Barcelona geforderten 77,50 Meter. „Ich habe mir in der letzten Woche im Training eine Rückenverletzung zugezogen, und deshalb die Vorsichtsmaßnahme“, erklärte Markus Esser, weshalb er den Wettkampf vorzeitig beendete. „Mein Ziel war heute, die Norm zu werfen, und das habe ich erreicht.“
Linda Stahl schlägt Weg zur EM ein
Seine Vereinskollegin Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) holte sich im Speerwerfen mit 61,16 Metern den Sieg und erfüllte damit erstmals die EM-Norm (61,00 m). „Bei diesen Bedingungen ist die Weite annehmbar, zumal ich letzte Woche erkältet war“, sagte die WM-Sechste.
Im letzten Wettbewerb der Samstagsveranstaltung siegte im Speerwurf Ainars Kovals (Lettland) mit 82,33 Metern vor Ilja Korotkov (Russland; 81,23 m) und Matthias de Zordo (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken; 77,55 m).
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