EM Tag 2 - Pascal Behrenbruch ein Goldjunge
Vom Hallodri zum Goldjungen: Immer wieder hat sich Pascal Behrenbruch durch seine Eskapaden ins Aus manövriert, doch am Donnerstag stand er in Helsinki (Finnland) im Zentrum des Erfolgs. Mit der Steigerung auf 8.558 Punkte gewann der 27 Jahre alte Favorit von der LG Eintracht Frankfurt das erste deutsche Zehnkampf-Gold bei einer EM seit 41 Jahren.
Der 2011 vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) aus dem Top-Team gestrichene Hesse fliegt nun als Nummer zwei der Weltrangliste hinter dem neuen Weltrekordler Ashton Eaton (USA; 9.039) zu Olympia nach London (Großbritannien)."Das war ein richtig geiles Ding hier in Helsinki. Doch in London ist Gold für Ashton reserviert", sagt Pascal Behrenbruch, der sich nach Rang fünf bei der EM 2010 trotz anfänglichen Widerstandes im DLV für den EM-Start entschieden hatte. Nun gewann er am Tag nach dem 5.000-Meter-Silber des Tübingers Arne Gabius die zweite deutsche Medaille.
Nur ein Zentimeter fehlt
Eine dritte verpasste zwei Jahre nach EM-Gold über 100 Meter die Mannheimerin Verena Sailer als enttäuschte Sechste. Weitspringerin Sosthene Taroum Moguenara (TV Wattenscheid 01) fehlte auf Rang vier nur ein Zentimeter an Bronze. Siebter im Zehnkampf wurde Norman Müller (Hallesche LAF; 8.003). Über 100 Meter verteidigte der Franzose Christophe Lemaitre seinen Titel erfolgreich, lag aber in 10,09 Sekunden nur knapp vor seinem Landsmann Jimmy Vicaut (10,12 sec).
"Den hole ich mir am Donnerstag", hatte Pascal Behrenbruch mit Blick auf den führenden Ukrainer Oleksiy Kasyanov bei Halbzeit des Zehnkampfes gesagt und behielt am Ende Recht. Im Stabhochsprung holte er den WM-Vierten von 2009 ein, in der vorletzten Disziplin holte er dann mit 67,45 Metern einen Vorsprung von 246 Punkten auf den extrem schwachen Speerwerfer Oleksiy Kasyanov heraus.
Mit dem 1.500-Meter-Lauf steigerte er seine drei Jahre alte Bestmarke dann von 8.439 auf 8.558 Punkte. Oleksiy Kasyanov (8.321) holte Silber vor dem Russin Ilya Shkurenyov (8.219). Joachim Kirst hatte 1971 für die DDR als letzter Deutscher EM-Gold geholt - ebenfalls in Helsinki.
Verena Sailer ist enttäuscht
Am ersten Tag hatte Pascal Behrenbruch, der im Vergleich zu früheren Zehnkämpfen keinen wirklichen Durchhänger hatte, mit 16,89 Metern eine Kugelstoß-Weite erzielt, die noch keiner bei einer EM geschafft hatte. Im Stabhochsprung erzielte der 1,96 Meter lange Modellathlet mit 5,00 Metern eine zweite persönliche Bestmarke. Er dokumentierte nach dem Weggang im Zorn zum Training nach Estland zu Olympiasieger Erki Nool: Der Wechsel hat ihm gut getan. Pascal Behrenbruch ist gereift.
Verena Sailer war bedient: "Ich wollte hinten noch ein bisschen Gas geben, aber es ging nicht. Ich bin schon echt enttäuscht", sagte die lange verletzt gewesene 26-Jährige. Der Mannheimerin fehlte bei Gegenwind in 11,42 Sekunden eine Zehntelsekunde zu Bronze. Gold ging an die Bulgarin Ivet Lalova in 11,28 Sekunden. Die weitere Mannheimerin Anne Cibis (11,54 sec) belegte Rang sieben, Tatjana Pinto (LG Ratio Münster; 11,62 sec) wurde Achte. Verena Sailer, die im Vorlauf noch 11,14 gelaufen war, blickte voraus: "Wir haben am Sonntag wenigstens eine starke Staffel."
Deutlich knapper schrammte Weitspringerin Sosthene Taroum Moguenara an einer Medaille vorbei. Der 21 Jahre alten Wattenscheiderin fehlte beim Sieg der Französin Éloyse Lesueur (6,81 m) nach 6,66 Metern im letzten Versuch nur ein lumpiger Zentimeter zur Medaille. Ihre Saisonbestleistung von 6,88 Metern hätte zu Gold gereicht. "Ein Zentimeter zu wenig. Das ist ärgerlich. Aber über den Platz bin ich letztlich doch eher glücklich", meinte die Frau mit den afrikanischen Wurzeln (Tschad). Achte wurde die Berlinerin Melanie Bauschke (6,50 m).
Medaillenchancen
Die deutschen Frauen waren zuvor gleich in drei Disziplinen im Dreierpack ins Finale gestürmt und haben drei Medaillen im Visier. Nach ihrem Silber bei WM und EM greifen die Stabhochspringerinnen Martina Strutz (SC Neubrandenburg), Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) und Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) am Samstag nach Edelmetall.
Die Magdeburger Kugelstoßerin Nadine Kleinert ("Es sieht nach einer Medaille aus") will drei Jahre nach ihrem zweiten WM-Rang von Berlin bereits am Freitag jubeln. Dann hoffen Kugelstoß-Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) und das Speer-Trio um die Olympiadritte Christina Obergföll (LG Offenburg) und Titelverteidigerin Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf Gold.
Pascal Behrenbruch holt Zehnkampf-Gold
Sosthene Taroum Moguenara verpasst Bronze knapp
100-Meter-Gold für Ivet Lalova
EM in Helsinki - Die Ausscheidungen (Männer)
EM in Helsinki - Die Ausscheidungen (Frauen)
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)
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