EM Tag drei - Drei deutsche Medaillen
Mit zwei Sensationssiegen und drei Medaillen binnen fünf Minuten haben Deutschlands Leichtathleten am 3. EM-Tag von Barcelona das Medaillen-Sammeln begonnen. Erst gewann Verena Sailer (MTG Mannheim) in 11,10 Sekunden trotz Gegenwind das erste deutsche 100-Meter-Gold seit Katrin Krabbe 1990. Dann siegte Linda Stahl, die wie ihre Vorgängerin Steffi Nerius in Leverkusen bei Helge Zöllkau trainiert, mit 66,81 Metern sensationell mit dem Speer. Den Triumph komplettierte Christina Obergföll (LG Offenburg) durch Silber mit 65,58 Metern.
„Sowas ist unglaublich. Dass ich Europameisterin bin, ist so ein Wahnsinn. Ich freue mich schon so sehr, die Hymne zu hören“, meinte Verena Sailer, die schon 2009 als WM-Halbfinalistin in Berlin schnellste Europäerin und Weiße gewesen war. Im Finale von Barcelona schlug die Dritte der Hallen-EM ein französisches Duo: In 11,11 Sekunden wurde Véronique Mang Zweite, in 11,18 Sekunden gab es Bronze für Myriam Soumaré.Verena Sailer, U23-Weltmeisterin von 2007, gewann damit die erste deutsche Sprintmedaille einer deutschen Frau seit Melanie Paschkes Bronze 1994 in Helsinki (Finnland). Auch die schwarzen Rivalinnen im Finale schreckten die gebürtige Allgäuerin nicht. Die frühere Turnerin, Schützling von Valerij Bauer, sagt ohnehin: „Ich glaube nicht, dass ich weniger Talent habe, nur weil ich weiß bin.“
Einen rausgehauen
„Unglaublich, dass Linda jetzt die Nachfolgerin von Steffi ist“, meinte Helge Zöllkau freudestrahlend, während die im Vorjahr zurückgetretene Weltmeisterin den Triumph der Klubkameradin als Co-Kommentatorin im Fernsehen erlebte. Und die neue Europameisterin Linda Stahl meinte: „Ich wusste nach dem Einwerfen, wenn ich bei der Sache bin, kann ich einen raushauen. Und das ist mir gelungen.“
Die 24 Jahre alte Medizinstudentin Linda Stahl galt schon seit Jahren als große Hoffnung, doch eine Medaille hatte die bisher mit einer Bestleistung von 66,06 Metern verzeichnete WM-Sechste aus Leverkusen noch nie gewonnen. Selbst bei den Deutschen Meisterschaften vor knapp zwei Wochen war sie nur Dritte gewesen beim Sieg ihrer Klubkameradin Katharina Molitor, die mit 63,81 Metern EM-Vierte wurde hinter Tschechiens Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Barbora Spotakova (65,36 m).
Christina Obergföll wieder Zweite
Christina Obergföll, die Deutschland Leichtathleten 2008 mit Speerwurf-Bronze in Peking vor der totalen Medaillenpleite gerettet hatte, blieb dagegen erneut der erste große Titel versagt. Schon zweimal war sie Vize-Weltmeisterin. „Endlich die erste EM-Medaille. Auch wenn ich von der Weite her meine Erwartungen nicht erreichen konnte“, meinte Christina Obergföll, die 2006 beim Speertriumph von Steffi Nerius in Göteborg Vierte geworden war.
Im Hochsprung gewann Alexander Shustov mit 2,33 Metern das dritte russische Gold, im Dreisprung Weltmeister holte Phillips Idowu mit 17,81 Metern den zweiten britischen, im Zehnkampf Romain Barras (8.453 Punkte) den zweiten französischen Titel. Dabei war erstmals bei einer internationalen Meisterschaft kein Deutscher am Start.
Zwei Stabhochspringer im Finale
Stunden zuvor hatte Hallen-Vizeweltmeister Malte Mohr (LG Stadtwerke München) im Stabhochsprung die Zahl der deutschen Erstrundenausfälle auf zehn erhöht. Er meinte zu seinem Scheitern: „Ich habe beim letzten Versuch auf einen härteren Stab gewechselt, aber dann hat mich eine Bö erwischt.“ Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), der mit ihm zusammen an Position zwei der Europarangliste steht (5,80 m), schaffte ebenso Fabian Schulze (LG Stadtwerke München) mit 5,65 Metern den Finaleinzug.
Auf der Strecke blieben Dreispringerin Katja Demut (TuS Jena) mit drei ungültigen Versuchen in der Qualifikation sowie Daniel Schnelting (LAZ Rhede) im 200-Meter-Vorlauf als Vierter in 20,98 Sekunden. Mit einer ähnlichen Zeit scheiterte am Abend im Halbfinale Sebastian Ernst (TV Wattenscheid 01) in 20,95 Sekunden und meinte: „Ein Albtraum. Peinlich.“ Den anderen Lauf gewann Frankreichs neuer Star Christoph Lemaitre 22 Stunden nach seinem 100-Meter-Triumph in 20,39 Sekunden.
18 Jahre nach dem 5.000-Meter-Olympiasieg von Dieter Baumann an gleicher Stelle schaffte dessen Schützling Arne Gabius auf dieser Distanz in 13:39,78 Minuten als Vorlaufsiebter den Einzug ins Finale am Samstag. Ins 110-Meter-Hürden-Halbfinale am Freitag zogen der Deutsche Meister Matthias Bühler (LG Offenburg) in 13,62 Sekunden und Alexander John (LAZ Leipzig) ebenfalls als Vierter seines Laufes in 13,61 Sekunden ein.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)
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