EM Tag fünf - Silber-Sensation und drei Bronze
Nach dreimal Gold die Sensation in Silber: Matthias de Zordo aus Saarbrücken schaffte am Samstag als Speerwurf-Zweiter mit der gewaltigen Steigerung auf 87,81 Meter die nächste Überraschung im deutschen Leichtathletik-Team, das bei der EM in Barcelona mit elf Medaillen in den Schlusstag sprintet. Die Bremer Goldhoffnung Carolin Nytra landete am Samstag über 100 Meter Hürden genau so auf dem Bronzeplatz wie Titelverteidiger Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) im Kugelstoßen und Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit dem Qualitätssprung auf 6.683 Punkte im Siebenkampf.

Die großen deutschen Sieger am Vorabend des EM-Finals waren der Saarbrücker Matthias de Zordo, der sich bei seiner ersten Medaille im Erwachsenenbereich gleich von 84,38 auf 87,81 Meter steigerte, und die WM-Zweite Jennifer Oeser, die nach vier Bestleistungen innerhalb des Siebenkampfes eine Punktzahl erreichte, wie keine Deutsche mehr seit dem WM-Gold von Sabine Braun 1997 in Athen.
Trainer ist sprachlos
„Was Matthias jetzt hier abfeuert, macht mich sprachlos“, meinte Trainer Boris Henry, dessen Schützling bei seiner ersten großen Medaillenjagd schon mehr erreichte als der zweimalige WM-Dritte Henry bei einer EM. Nach 86,22 Metern im ersten Versuch konterte der 22-Jährige die 86,32 Meter von Norwegens Olympiasieger Andreas Thorkildsen, den er bei der Team-EM bezwungen hatte, mit 87,81 Metern. Die Steigerung von Andreas Thorkildsen auf 88,37 Meter konnte er allerdings nicht mehr übertreffen.
Jennifer Oeser steigerte sich ein Jahr nach dem spektakulären Sturz beim WM-Silber von Berlin ähnlich hochkarätig von 6.439 auf 6.683 Punkte. Dabei verzeichnete sie persönliche Bestmarken mit 13,37 Sekunden über 100 Meter Hürden, 24,07 Sekunden über 200 Meter, 6,68 Meter im Weitsprung und 49,17 Meter mit dem Speer. „An eine solche Marke habe ich vorher keinen Gedanken verschwendet“, meinte die nur von der britischen Weltmeisterin Jennifer Ennis (6.823) und Olympiasiegerin Natalya Dobrynska (Ukraine/6.778) übertroffene EM-Vierte von 2006.
Carolin Nytra mit höheren Erwartungen
Carolin Nytra, die in 12,68 Sekunden das zweitschnellste Rennen ihrer Karriere lief, bekannte nach ihrer ersten Medaille mit süßsaurer Miene: „Wenn man als Europas Jahresbeste hierher kommt und beim Aufwärmen super Starts macht wie lange nicht mehr, durfte man mehr erwarten. Aber das Ziel war eine Medaille, daher bin ich mit Bronze zufrieden.“ Gold ging in 12,63 Sekunden überraschend an die Landesrekord laufende Türkin Nevin Yanit, Silber holte wie 2006 die frühere Hallen-Weltmeisterin Derval O'Rourke (Irland) in 12,65 Sekunden.
Ralf Bartels bewies beim Griff nach seiner sechsten Medaille im letzten Versuch einmal mehr Killerinstinkt. Mit 20,93 Metern verpasste er dabei Gold nur um neun Zentimeter. „Ich kann mich im entscheidenden Augenblick gut pushen. Mein Ziel war eine Medaille, und es hat wieder geklappt“, meinte der strahlende Kapitän des deutschen Männerteams. Geschlagen gab er sich nur Ex-Weltmeister Andrej Michnewitsch, der mit 21,01 Metern Weißrusslands zweites Gold gewann, und Polens Olympiasieger Tomasz Majewski (21,00 m). Guter Fünfter: U20-Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) mit 20,57 Metern. Über 5.000 Meter belegte der Tübinger Arne Gabius in 13:59,11 Minuten den zwölften Rang.
Russland weiter mit den meisten Goldmedaillen
Russlands Goldbilanz (8) blieb nach fünf Triumphen am Vortag gleich. Gefährlich nahe kamen die Franzosen (6) durch die Triumphe von Renaud Lavillenie mit 5,85 Metern im Stabhochsprung und Myriam Soumare in 22,32 Sekunden über 200 Meter. Dahinter folgen die Briten (6) mit Jessica Ennis, Langstrecken-Doppelsieger Mohammed Farah (13:31,18 min über 5.000 m) und 400-Meter-Hürdensieger David Greene in 48,12 Sekunden.
Das erste Gold für ihr Land gewannen Andreas Thorkildsen, die ukrainische Dreispringerin Olha Saladucha, Polens 800-Meter-Läufer Marcin Lewandowski und Litauens Marathonsiegerin Zivile Balciunaite.
Tränen statt Gold hieß es nach dem 4x100-Meter-Vorlauf am Morgen: Ein Wechselfehler im Vorlauf zwischen Anne Möllinger und 100-Meter-Europameisterin Verena Sailer (beide MTG Mannheim) führte zum Aus. „Ich habe den Stab leicht gespürt, aber an der Außenkante der Hand, nicht in der Hand. Wir sind beide schuld“, meinte Verena Sailer.
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