EM Tag vier - Medaillen-Express rollt
Der deutsche Medaillen-Express rollt nach dem goldenen Befreiungsschlag durch Europas neue Sprintkönigin Verena Sailer (MTG Mannheim) und Speer-Überraschung Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen): Ein dritter Triumph durch Hammerwurf-Ass Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) und insgesamt sieben Medaillen stehen in der Bilanz vor dem Finale.
Silber gab es sensationell für 1.500-Meter-Läufer Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) und erwartet für die Leverkusener WM-Vierte Silke Spiegelburg. Höhengleich mit 4,65 Metern gewann die Ludwigshafener U23-Europameisterin Lisa Ryzih Bronze im Stabhochsprung.„Großartig dieses Gold von Betty Heidler. Und wer hätte Silber durch Carsten Schlangen erwartet?“, meinte Clemens Prokop, der als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) versprach: „Die Medaillenzahl kann sich fast noch verdoppeln. Ich sehe am Samstag und Sonntag noch Chancen auf zehn Medaillen und darunter einige Titel.“
Ziel war mindestens Silber
„Ich wusste, was ich kann und hatte auf Gold gehofft“, bekannte die freudestrahlende Betty Heidler, die zuvor die schon erklärt hatte: „Mein Ziel ist mindestens Silber.“ Im zweiten Durchgang landete die deutsche Rekordlerin (77,12 m) den großen Wurf, den weder Russlands frühere Dopingsünderin Tatjana Lysenko (75,65 m) noch Polens Weltmeisterin und Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (73,56 m) zu kontern verstanden. Nur sie selbst packte im fünften Versuch mit 76,38 Metern noch einen drauf.
Für Betty Heidler, 2006 EM-Fünfte und 2008 Olympianeunte, war es die dritte große Medaille der Karriere. Für Silke Spiegelburg nach Silber bei der Hallen-EM die erste im Freien bei den Erwachsenen, für Lisa Ryzih und Carsten Schlangen die erste überhaupt.
„Es wurde Zeit, dass diese Medaille kam. Ich hätte sie gern schon letztes Jahr in Berlin gewonnen“, meinte Silke Spiegelburg, die Tränen vergossen hatte, als sie bei der Heim-WM auf Platz vier landete. Bis 4,65 Meter leistete sich die 24-Jährige, die zum Auftakt der Diamond League in Doha (Katar) gesiegt hatte, keinen Fehlversuch. Bei 4,70 Metern scheiterte die Olympiasiebte zweimal und hob den letzten Sprung wie die frühere U20-Weltmeisterin Lisy Ryzih für 4,75 Meter auf. Doch beide scheiterten.
Carsten Schlangen infiziert
Carsten Schlangen, der 1,90 Meter lange Berliner, schien wie infiziert von den Medaillen der anderen. Bisher war er sechsmal Deutscher Meister, aber international immer nur Mitläufer. „Mein Ziel war das Finale. Und hier wollte ich fighten bis zum Umfallen“, meinte der 29 Jahre alte Architekturstudent.
Glänzend schlug sich auch der WM-Fünfte André Höhne (SCC Berlin), nach Magenproblemen Siebter im 50-Kilometer-Gehen: „Es war hart. Aber ich habe mich durchgebissen.“ Der Potsdamer Christoph Linke gab auf.
Christophe Lemaitre ist der Star des Tages
Star des Tages war Frankreichs neuer Held Christophe Lemaitre, der zwei Tage nach seinem 100-Meter-Triumph nach großer Aufholjagd in 20,37 Sekunden als achter Europäer der Geschichte das Double schaffte. Es war Frankreichs vierter Titel nach dem Geher-Gold durch Yohann Diniz am Morgen über 50 Kilometer. „Die Chance war fast dahin, aber ich wusste, wie stark mein Finish ist“, meinte Christophe Lemaitre, der am Sonntag mit der 4x100-Meter-Staffel siegen will.
Russland gewann Gold Nummer vier bis acht durch Stab-Königin Svetlana Feofanova, beim Dreifach-Sieg der 400-Meter-Läuferinnen durch Tatyana Firova in Europa-Jahresbestzeit von 49,89 Sekunden, Mariya Savinova über 800 Meter, Natalya Antyukh über 400 Meter Hürden und Yuliya Zarudneva über 3.000 Meter Hindernis. Großbritannien holte seinen dritten Titel durch Andy Turner in 13,28 Sekunden über 110 Meter Hürden, Alexander John (LAZ Leipzig) wurde in 13,71 Sekunden Achter. Spanien feierte den Carsten Schlangen-Bezwinger Arturo Casado über 1.500 Meter.
Christian Reif macht es spannend
Gold-Hoffnung Christian Reif (ABC Ludwigshafen) stand im Weitsprung vor dem Aus, bevor er im letzten Sprung der Qualifikation mit Einstellung seiner Europa-Jahresbestmarke von 8,27 Metern die Fans erlöste. „Ich wollte es nicht so spannend machen. Technisch war der Sprung nicht mal gut.“
Im Finale stehen am Wochenende die WM-Dritte Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) nach 1,92 Metern in der Hochsprung-Qualifikation, Carolin Nytra (Bremer LT) nach Platz zwei im Hürden-Vorlauf (12,89 sec), Kugelstoß-Titelverteidiger Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) und sein Disziplinkollege David Storl (LAC Erdgas Chemnitz).
Vize-Weltmeisterin Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) lag nach Hürdenbestzeit von 13,37 Sekunden bei Halbzeit des Siebenkampfs mit 3.841 Punkten an dritter Position hinter der führenden Weltmeisterin Jessica Ennis (Großbritannien; 4.080) und der ukrainischen Olympiasiegerin Nataliya Dobrynska (3.970).
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