17.02.2018 | Hallen-DM 2018

Emotionale Übergabe: Diana Sujew und Gesa Krause erhalten EM-Medaillen von 2012

Martin Neumann

Sie kämpften mit den Tränen: Diana Sujew und Gesa Krause erhielten im Rahmen der Hallen-DM in Dortmund am Samstag nachträglich Medaillen für die EM 2012 in Helsinki. Diana Sujew rückte fünfeinhalb Jahre später nach vier Dopingsperren von Platz sechs auf zwei. Für die 27-Jährige ist es die erste internationale Medaille.

 

EM-Finale 1.500 Meter 2012 in Helsinki (Finnland). Glocke zur letzten Runde. Diana Sujew (damals SC Potsdam; mittlerweile LG Eintracht Frankfurt) dreht richtig auf, arbeitet sich Platz um Platz nach vorn. Am Ende jubelt die damals 21-Jährige über Platz sechs in 4:09,28 Minuten. Sie ist überglücklich, spricht vom „besten Rennen meiner Karriere“.

Was sie damals im altehrwürdigen Olympiastadion noch nicht wusste. Fünfeinhalb später wird sie bei der Hallen-DM in Dortmund die EM-Silbermedaille überreicht bekommen. Vier vor ihr platzierte Mittelstrecklerinnen wurden des Dopings überführt. „Die Zeiten waren damals schon krass. Aber dass es ein so schmutziges Rennen war, hätte ich nicht gedacht“, blickt Diana Sujew zurück.

Corinna Harrer rückt auf Rang vier vor

Disqualifiziert wurden: Die vermeintliche Europameisterin und spätere Olympiasiegerin (auch diese Medaille wurde ihr aberkannt) Asli Cakir Alptekin (4:05,31 min), die EM- und Olympia-Zweite Gamze Bulut (beide Türkei; 4:06,04 min), Anna Mishchenko (Ukraine; 4:07,74 min), Yekaterina Ishova (4:08,63 min), dazu die zunächst achtplatzierte Kristina Ugarova (beide Russland; 4:10,26 min). Durch die Doping-Sperren rückte außerdem die zunächst neuntplatzierte Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg; 4:10,38 min) auf Platz vier nach vorn.

„Natürlich hätte ich die Medaille lieber bei der Siegerehrung im Stadion erhalten. Doch trotzdem ist es nun schön, diese Medaille in den Händen zu halten“, sagte eine sichtlich gerührte Diana Sujew. Dabei baumelte mit EM-Silber die erste internationale Medaille um ihren Hals. Die Frankfurterin kämpfte in Dortmund genauso mit den Tränen wie Gesa Felicitas Krause. Die amtierende Hindernis-Europameisterin bekam nachträglich die Bronzemedaille der EM 2012 überreicht. Gesa Krause (9:38,20 min; damals LG Eintracht Frankfurt; mittlerweile Silvesterlauf Trier) rückte durch die Disqualifikation der ursprünglich zweitplatzierten Svitlana Shmidt (9:33,03 min; Ukraine) auf den Bronzeplatz. Silber statt Bronze geht an Zürich-Europameisterin Antje Möldner-Schmidt (9:36,37 min; LC Cottbus).

„Ich habe sehr lange darauf gewartet. Die Medaillenübergabe war ein sehr emotionaler Moment für mich“, sagt Gesa Krause. Vor sechs Jahren in Helsinki hatte sie sich als 19-Jährige über ihre erste verpasste internationale Medaille bei den Frauen geärgert. Darum war ihr am Samstag in Dortmund die Medaillenübergabe auch so wichtig. Sie hatte extra Familie und Freunden Bescheid gegeben, dass sie in die Halle kommen sollten. Ohne zu erwähnen, dass sie die EM-Medaille erhalten sollte.

Diana Sujew will mit Bestzeit nach Berlin

Vielleicht wird man Diana Sujew und Gesa Krause bei der EM in Berlin wieder vereint sehen. Während das Hindernis-Ass als Titelverteidigerin national konkurrenzlos ist, muss sich Diana Sujew gegen starke DLV-Mittelstrecklerinnen behaupten. „Es wird mal wieder Zeit für eine neue Bestleistung“, sagt die 27-Jährige. Die steht seit 2013 bei 4:05,62 Minuten.

Ans Aufhören hat Diana Sujew trotz der vielen Dopingfälle übrigens nie gedacht: „Ich weiß, dass ich meine Leistungen sauber bringe. Ich hoffe, dass die Sanktionen wie jetzt gegen Russland abschrecken.“ Mit zwei Zeiten unter der Hallen-WM-Norm (4:11,00 min) für Birmingham (Großbritannien; 1. bis 4. März) hat Diana Sujew in den vergangenen Wochen gezeigt, dass die Form stimmt. Und vielleicht kann sie im EM-Finale von Berlin wie vor sechs Jahren auf der letzten Runde überraschen – ohne dass die Hälfte der Konkurrenz mit unlauteren Mitteln kämpft.

Die Hallen-DM in Dortmund im Livestream