Endspurt für Muriel Hurtis beim ISTAF
Lediglich für vier Athleten geht es am Freitag beim Golden League-Finale in Berlin um Goldbarren. Für die Erstplatzierten beim Stadionsportfest in Königs Wusterhausen am Sonntag, die sich auf diese Weise für das ISTAF qualifiziert haben, ist das Ziel schon erreicht – an einem Golden League Meeting teilzunehmen.
Muriel Hurtis ist der neue europäische Sprintstar (Foto: Kiefner)
Andere wollen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark vor allem Punkte sammeln, um zum Grand Prix Finale am 14. September in Charléty bei Paris eingeladen zu werden. Die Französin Muriel Hurtis liegt in der Grand-Prix Disziplin 100 Meter mit 36 Zählern aus fünf Grand Prix Meetings an fünfter Stelle und hat sich vorgenommen, in Berlin kräftig zu punkten, um sich zum Saisonabschluss noch einmal dem heimischen Publikum zu zeigen.Die 23-Jährige weiß, dass sie sich schwerlich gegen internationale Größen wie Marion Jones (USA), Debbie Ferguson (Bahamas) oder Tanya Lawrence (Jamaika) durchsetzen wird. Vor allem an ihrem Start muss sie noch arbeiten. Im europäischen Kontext ist sie jedoch ein Sprintstar: Bei dem Europameisterschaften vor drei Wochen holte sie überlegen die Goldmedaille über 200 Meter und gewann auch mit der 4x100 Meter Staffel Gold. Über 100 Meter nicht anzutreten - obwohl sie nach der Ukrainerin Zhanna Pintusevich-Block schnellste Europäerin ist – war eine weise Entscheidung. Ihr Trainer Guy Ontanon und ihre deutsche Managerin Esther Kölmel hatten ihr geraten, sich auf ihre Spezialstrecke zu konzentrieren und so Kräfte zu sparen.
Bestleistung im Visier
Die bildhübsche Sprinterin blickt 2002 auf ihr bislang erfolgreichstes Jahr zurück, denn bereits im März bei den Halleneuropameisterschaften verteidigte sie ihren Titel über 200 Meter. Ihre 100 Meter-Marke verbesserte sie von 11,36 (1999) gleich zu Beginn der Saison auf 11,25, dann auf 11,06 und weiter auf 10,96 Sekunden. Welche Ziele hat sie nun noch? "Ich möchte unbedingt auch über 200 Meter meine Bestzeit einstellen." Die liegt bei 22,31 Sekunden, aufgestellt bei den Weltmeisterschaften in Sevilla 1999. Die dunkelhäutige Vollblutsprinterin schielt natürlich auf den neun Jahre alten französischen Rekord von 21,99 Sekunden von Marie-José Pérec, mit der sie oft verglichen wird. "Angesichts der Tatsache, dass ich meine Freiluftsaison schon sehr früh, nämlich Ende April, begonnen habe, dürfte das dieses Jahr allerdings nicht mehr sehr wahrscheinlich sein."
Terminengpässe
Das Grand Prix Finale, das dieses Jahr quasi vor ihrer Haustür stattfindet, hat Muriel Hurtis noch auf ihrem Terminkalender. Ebenso den Weltcup in Madrid am 20. und 21. September, wo sie für das europäische Team nominiert ist und die 200 Meter sowie die 4x100 Meter Staffel laufen wird. "Wie ich diesen Termin und die Hochzeit von Linda Ferga unter einen Hut bringen soll, weiß ich wirklich noch nicht."
Ihre Freundin, die 100- Meter-Hürdenläuferin Linda Ferga heiratet nämlich am 21. September in Chateau Brun bei Paris. Anfang Oktober fliegt die Läuferin mit den endlos langen Beinen dann nach Tahiti. Sie ist Patin des Leichtathletikmeetings, das dort am ersten Oktoberwochenende stattfindet. Danach wird sie auf Einladung des Meeting-Direktors noch zehn Tage Urlaub in dem pazifischen Paradies machen. Und kann dort nach einer langen und erfolgreichen Saison endlich die Beine im warmen Wasser baumeln lassen.
Ulrike Philipp