Entrüstung über Liu Xiangs Werbung für Zigaretten
Liu Xiang, der Hürdensprinter aus Fernost, sorgt wieder für Schlagzeilen. Wie die "Baisha Group", der größte Zigarettenproduzent Chinas, auf ihrer Homepage vor kurzem bekannt gab, habe der neue Shooting-Star, der nach seinem Triumph in Athen "zu den populärsten Sportlern Asiens 2004" (Time Magazine) zählt, einen Werbevertrag unterschrieben.
Olympiasieger Liu Xiang geriet mit seiner Werbung für Zigaretten in die Kritik (Foto: Chai)
Diese Zusammenarbeit schlägt inzwischen hohe Wellen und sorgt weltweit für Unverständnis. In Kanada meldete sich sogar der einstige Skistar Steve Podborski kritisch zu Wort: "Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille, aber bei uns wäre so etwas sehr merkwürdig." Er selbst hatte einmal eine von einer Zigarettenfirma gesponserte Trophy abgelehnt. Die "Washington Post", die wie viele andere große Zeitungen das Thema in den letzten Tagen aufgegriffen hat, meinte ironisch: "Rauch erst eine und geh dann laufen!"
Gesundes Image
"Alle lieben Liu Xiang und hoffen, dass er noch weiter und höher kommen wird", erklärte Lu Ping, Chef der "Baisha Group", "jeder möchte, dass er sein sonniges, gesundes und fortschrittliches Image beibehält."
In verschiedenen Spots war der Olympiasieger, der im Finale über 110 Meter Hürden zugleich den elf Jahre alten Weltrekord (12,91 sec) des Briten Colin Jackson egalisiert hat, bereits im Fernsehen zu sehen. Auch in Zeitschriften warb er für den Tabak-Riesen, der mit seinen Produkten im Jahr 2002 die stolze Summe von 720 Millionen Euros umgesetzt hat.
Athleten und Verband schweigen
Die "Baisha Group" mit Sitz in Changsha, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hunan, hat mit ihrem Deal kräftig die Werbetrommel gerührt. Liu Xiang, der die Glimmstengel seines neuen Auftraggebers bislang wohl eher verschmäht hat, war bislang zu keiner Stellungnahme zu bewegen.
Auch die Verbandsoberen der "Athletic Association of PR China", die ihrerseits die Vermarktungsrechte an den eigenen Athleten halten und von den Einnahmen einen nicht kleinen Teil selbst für die eigene Organisation einstreichen, geben sich noch bedeckt.
Steigende Sterberate
Laut Expertenprognose werde künftig jeder dritte Chinese an den Folgen des Rauchens sterben. Chinas jährlicher Tabakkonsum ist von 100 Milliarden Zigaretten Anfang der fünfziger Jahre auf 1,8 Billionen gestiegen.
Heute fangen zwei Drittel aller Männer, aber nur ein Prozent der Frauen, mit dem Rauchen an, bevor sie 25 Jahre alt werden. Im Jahr 2025, so das Ergebnis einer Langzeitstudie der Chinesischen Akademie für vorbeugende Medizin in Zusammenarbeit mit den Universitäten in Oxford (England) und Cornell (USA), werde sich die Zahl der Toten, die an den Folgen ungezügelten Nikotin-Genusses sterben, auf jährlich zwei Millionen erhöhen.