Erfolgreicher als Bolt? Felix will 9. WM-Gold
Usain Bolt (Jamaika) hat in seiner Karriere bislang sechs WM-Titel gewonnen, Yelena Isinbayeva (Russland) drei. Aber das ist alles noch nichts im Vergleich zu Allyson Felix. Sollte die US-Amerikanerin am Freitag über das 200-Meter-Rennen gewinnen, hätte sie sogar mehr Goldmedaillen als Carl Lewis (USA).
Spätestens seit den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) gibt es in den Internetforen der Leichtathletik eine kleine, lustige Diskussion. Sie kreist darum, wie schnell erst das gemeinsame Kind werden würde, falls Usain Bolt und Allyson Felix einmal heiraten. Bolt gewann in London drei Goldmedaillen im Sprint, Felix schaffte das ebenfalls, aber aus dieser Hochzeit wird nach Lage der Dinge wohl nie etwas.Denn die Amerikanerin ist mit dem Hürdensprinter Kenneth Ferguson liiert. Und bei Bolt ist die Frage, ob er bereit ist, ausgerechnet die einzige Frau auf der Welt zu ehelichen, die in seiner Sportart noch erfolgreicher ist als er.
Acht WM-Titel bereits
Sollte Felix an diesem Freitag (19.15 Uhr MESZ) bei den Weltmeisterschaften in Moskau das 200-Meter-Rennen gewinnen, wäre sie die erfolgreichste Leichtathletin der WM-Geschichte. Acht Weltmeister-Titel hat sie zwischen 2005 und 2011 bereits geholt. Und sollte bis zum Sonntag auch nur noch einer über 200, 4 x 100 oder 4 x 400 Meter hinzukommen, hätte sie Carl Lewis (USA/8) und Michael Johnson (USA/8) im Ranking mit den meisten Goldmedaillen überholt und wäre auch von Bolt (Jamaika/6) so schnell nicht einzuholen.
"Ich bin sehr aufgeregt", sagte die Amerikanerin nach ihrer Ankunft in Moskau. "Und ich hoffe, dass sich alles genau zur richtigen Zeit zusammenfügt." Am Donnerstagmorgen gewann sie ihren Vorlauf über 200 Meter ganz locker in 22,59 Sekunden. Ihre einzige wirklich ernsthafte Herausforderin im Finale dürfte die 100-Meter-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika sein.
Holpriger Saison-Start
Andererseits ist Felix für ihre Verhältnisse nur sehr schwer und holprig in die Saison gekommen, was nach ihren Angaben mit dem großen Erfolg bei den Olympischen Spielen zu tun hat. "Das letzte Jahr war emotional und physisch sehr anstrengend", erzählte sie. Es habe sie regelrecht ausgepresst. Weil die elegante und leichtfüßige Sprinterin bis zu den Spielen 2012 zwar dreimal Weltmeisterin, aber noch nie Olympiasiegerin über 200 Meter war, investierte sie alle Kraft und Konzentration in das Finale von London. Als sie das vor Fraser-Pryce gewonnen hatte, fiel eine riesige Anspannung vor ihr ab.
"In diesem Jahr bin ich nicht viel gelaufen", sagte Felix über die Monate vor Moskau. Beim Diamond-League-Meeting in Rom wurde sie sogar mit großem Abstand von der Ivorerin Murielle Ahoure besiegt.
Stiller Star
Das Problem ist: Würde so etwas Usain Bolt passieren, wüsste die ganze Welt binnen kurzer Zeit Bescheid. Wo und wie Felix läuft, ob sie nun schon acht WM-Titel gewonnen hat oder erst fünf, interessiert in der Regel nur ausgewiesene Leichtathletik-Fans.
Die 27-Jährige ist ein stiller Star. Die einzige Extravaganz, die sie sich leistet, sind ihre wahlweise knallroten, pinken oder auch mal gelben Strümpfe, die bis zu den Knien reichen und die Durchblutung fördern. Was sie öffentlich sagt, ist immer freundlich, aber meist auch banal. Felix gilt als tiefreligiöse Christin, die selbst diese Überzeugung hinter einigen wenigen zurechtgelegten Worten verbirgt ("Mein Talent ist ein Geschenk von Gott").
Die auf allen Sprintstrecken überzeugende Läuferin hat sich schon mehrfach darüber beklagt, dass sich in den USA kaum jemand für eine Leichtathletik-WM interessiert. Wenn es aber um die Werbung für ihren Sport geht, ist sie froh, dass Bolt diese Aufgabe bereitwillig übernimmt. "Usain hat so viel Begeisterung für die Leichtathletik geweckt", sagte sie einmal. "Es ist cool, wenn man so viel Spaß machen und immer noch Weltrekorde laufen kann."
Mehr rund um die WM: News | DLV-Team | Zeitplan | DLV-Teambroschüre | TV-Termine