| DM 2017 Erfurt

Erfurt Tag 2: Vetter dominiert den Speerwurf, Reus und Krause mit dem Double

Die deutschen Leichtathleten fackelten am Sonntag am zweiten Tag der 117. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Erfurt noch einmal ein Feuerwerk ab. Im mit Spannung erwarteten Speerwurf-Showdown bezwang Johannes Vetter den Deutschen Rekordler Thomas Röhler. Julian Reus krönte sich zum Sprintkönig, Gesa Krause zur Königin auf den Langstrecken. Weitere WM-Kandidaten sprangen auf den Zug nach London auf.
Silke Bernhart

Der Speerwurf der Männer hielt in Erfurt, was die Meldeliste versprochen hatte. Mehr noch: Vier Athleten waren mit der WM-Norm (84,00 m) im Gepäck angereist, fünf Athleten hatten sie am Ende des Wettbewerbs in der Tasche. Der drittplatzierte Bernhard Seifert (SC Potsdam) meldete mit Bestleistung von 84,62 Metern Ansprüche an einen Startplatz in London an.

Dort wird sicher auch Thomas Röhler (LC Jena) wieder in Aktion treten – und wird es dann besser machen wollen. Denn bei seinem Heimspiel musste der Thüringer trotz starker 85,24 Meter einem anderen den Vortritt lassen: Johannes Vetter (LG Offenburg) feuerte den Speer gleich im ersten Versuch auf 89,35 Meter. Meisterschaftsrekord. „Zweimal habe ich über 89 Meter geworfen, einmal über 87 Meter. Das ist eine bombastische Serie“, befand der neue Deutsche Meister zufrieden.

Julian Reus holt die zweite WM-Norm

Rundum zufrieden konnte auch Julian Reus sein, der in seiner Wahl-Heimat im Trikot des TV Wattenscheid 01 am Sonntag zum zweiten Titel rannte – und zur zweiten Norm für die WM in London. Auch den Auftritt über die halbe Stadionrunde dominierte er nach Belieben und sprintete nach 20,29 Sekunden als Erster ins Ziel. Bestleistung und 21 Hundertstel Vorsprung auf Vereinskollege Robin Erewa sowie 26 auf Aleixo Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen), der ebenfalls mit dem Einzelstart in London planen kann.

Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) setzte in ihrem zweiten Auftritt von Erfurt ebenfalls eindrucksvoll ihre Double-Pläne in die Tat um. Während sie am Samstag über 3.000 Meter einsam vorweg lief, musste sie kaum 24 Stunden später bis zum letzten Meter kämpfen, denn Hanna Klein (SG Schorndorf 1846) war ihr auf den Fersen. Erst kurz vor dem Ziel schien sich die Hindernis-Spezialistin absetzen zu können – schließlich kam Hanna Klein auch noch eine überrundete Läuferin in die Quere. So behielt Krause in 16:20,10 Minuten um wenige Hundertstel die Oberhand.

„Ich wusste, dass Hanna mir auf den letzten Metern schnelle Beine machen würde. Es war ein echtes Meisterschaftsrennen und sehr, sehr eng. Ich bin super froh, dass es auf den letzten Metern für mich gereicht hat. Zwei deutsche Meistertitel mit nach Hause zu nehmen, freut mich total!“, sagte Gesa Felicitas Krause, der als erster DLV-Athletin das Hindernis-Langstrecken-Double gelang.

Laura Müller verblüfft über 200 Meter

Laura Müller war auf ihrer eigentlichen Paradestrecke, den 400 Metern, nicht am Start. Vielleicht ein Zeichen für die Zukunft. Denn in Erfurt hinterließ sie über 200 Meter einen bleibenden Eindruck: Sowohl im Vorlauf als auch im Finale blieb sie unter der WM-Norm (22,85 sec), im Finale ließ sie in Bestleistung von 22,65 Sekunden die ebenfalls pfeilschnelle nationale Konkurrenz um Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 22,88 sec) und Nadine Gonska (MTG Mannheim, 22,93 sec) hinter sich und kann nun auf ihrer „Kurzstrecke“ die WM-Premiere feiern.

Herausragend waren auch die Darbietungen in der Sprunggrube. Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) landete im Dreisprung erst bei 14,40 Metern. Freiluft-Bestleistung und das zweitbeste DM-Ergebnis aller Zeiten. Im Männer-Wettbewerb  bestätigte Julian Howard (LG Region Karlsruhe) mit 8,15 Metern ein zweites Mal die WM-Norm und sprang erstmals auch im Freien ganz oben aufs Treppchen. Außer Konkurrenz zeigte Paralympics-Sieger Markus Rehm aus Leverkusen mit 8,19 Meter sein Können.

Julia Harting bewahrt im Diskus-Krimi die Nerven

Der Diskuswurf der Frauen entwickelte sich zur erwartet spannenden Entscheidung. Viele Runden lang trennten nur Zentimeter die besten Werferinnen, unter denen die verletzte WM-Dritte Nadine Müller (SV Halle) fehlte. Die Jüngste im Feld Claudine Vita (SC Neubrandenburg) hatte mit 60,53 im ersten und 61,56 Metern im dritten Versuch vorgelegt. Schließlich wurde sie aber noch auf Rang drei durchgereicht: Erst zog Anna Rüh (SC Magdeburg; 62,17 m) vorbei, dann auch noch Julia Harting (SCC Berlin; 63,63 m). Letztgenannte kann als Deutsche Meisterin fest mit der WM in London planen.

Mit einer Überraschung ging der Stabhochsprung der Männer zu Ende, in dem anders als im Frauen-Wettbewerb am Vortag niemand mehr auf den Zug nach London aufspringen konnte. Der Jüngste im Feld meisterte im ersten Versuch 5,60 Meter: Für Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) war dieser Satz Gold wert. Mit 5,60 Metern, überquert im dritten Versuch, holte Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) Silber.

Konstanze Klosterhalfen wieder unter vier Minuten

Besonders laut wurde es am Sonntag regelmäßig, wenn auf der Rundbahn um Titel gekämpft wurde. Denn hier waren die Entscheidungen äußerst knapp und spannend. Über 3.000 Meter Hindernis hatte Lokalmatador Tim Stegemann (Erfurter LAC; 8:43,40 min) nach einem beherzten Finish zwei Hundertstel Vorsprung vor Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch). Über 800 Meter schob sich Titelverteidiger Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg; 1:48,21 min) ebenfalls erst auf den letzten Metern um drei Hundertstel am Dresdner Jan Riedel vorbei.

Konstanze Klosterhalfen dagegen ließ wie so oft nichts anbrennen: Nach einer etwas ruhigeren ersten Runde nahm sie über 1.500 Meter das Heft in die Hand. Und unterbot in herausragenden 3:59,58 Sekunden sogar den 40 Jahre alten Meisterschaftsrekord. Es war der nächste vielumjubelte Husarenritt der erst 20 Jahre jungen Leverkusenerin, auf die in der kommenden Woche mit der U23-EM in Bydgoszcz (Polen) die nächste Herausforderung wartet.

Über 5.000 Meter der Männer wählte Richard Ringer (LC VfB Friedrichshafen) eine andere Taktik: Er hielt sich lange bedeckt, passte nur auf, dass sich im Feld niemand auf und davon machte, und pünktlich zur letzten Runde zog er einen 400-Meter-Spurt an, dem niemand folgen konnte. Sieg in 14:15,90 Minuten.

Ruth Sophia Spelmeyer dominiert

Ähnlich knapp wie am Vortag im Vorlauf (51,72 sec) scheiterte Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) im 400-Meter-Finale an der WM-Norm. In 51,84 Sekunden war sie dennoch eine Klasse für sich und eine der Protagonistinnen der Titelkämpfe. Einen Favoritensieg gab es auch im Männer-Rennen durch Johannes Trefz (LG Stadtwerke München), der in Bestzeit von 45,81 Sekunden seinen Titel verteidigte. Seine Vereinskollegin Christina Hering setzte sich über 800 Meter mit einem Solo-Lauf von der Spitze weg in 2:04,05 Minuten durch.

Über 400 Meter Hürden trugen sich zwei junge Athleten erstmals in die Siegerliste von Deutschen Meisterschaften ein. Djamila Böhm ließ im Ziel einen Jubelschrei los, der fast bis in die Heimat Düsseldorf zu hören gewesen sein muss. Mit Bestzeit von 56,92 Sekunden war die Deutsche U23-Meisterin des Vorjahres klar die Schnellste im Feld. Der Deutsch-Amerikaner Luke Campbell von der LG Eintracht Frankfurt war ebenfalls so schnell unterwegs wie nie zuvor. In 49,40 Sekunden rannte er dem Feld auf und davon.

Marie-Laurence Jungfleisch floppt über 1,94 Meter

Im ersten technischen Wettbewerb des Tages hatte Hammerwerfer Alexander Ziegler (SV Dischingen) mit 71,66 Metern den Titel-Hattrick und das dritte DM-Gold in Folge perfekt gemacht. Wenig später jubelte Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig) über einen Favoritensieg im Kugelstoßen: Die schon mit der WM-Norm ausgestattete Olympia-Teilnehmerin überwand mit 17,38 Metern als einzige Athletin die 17-Meter-Marke.

Auch Jossie Graumann (LG Nord Berlin) klopfte an die Tür nach London. Im Hochsprung versuchte sie sich dreimal an der WM-Norm von 1,94 Meter – allerdings ohne Erfolg. Mit weißer Weste und einem fehlerfreien Satz über diese Höhe wurde Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) ihrer Favoritenrolle souverän gerecht. Nachdem der fünfte Titel in Folge unter Dach und Fach war, war für sie bei 1,98 Metern Endstation.

MTG Mannheim bleibt unter 43 Sekunden

Die 4x100 Meter Staffeln hatten den zweiten Wettkampf-Tag eröffnet. Und gleich im vierten Rennen des Tages sorgten die Sprinterinnen von der MTG Mannheim für einen Paukenschlag: Das Quartett mit Ricarda Lobe, Alexandra Burghardt, Nadine Gonska und Yasmin Kwadwo hatte sicher die Favoritenrolle inne – mit der Weltklasse-Zeit von 42,97 Sekunden hatte aber wohl kaum jemand gerechnet. Nie war bei Deutschen Meisterschaften eine Vereinsstaffel schneller. Staffel-Gold Nummer 13 seit 2000 gab's bei den Männern für den TV Wattenscheid 01.

Im Vergleich der besten Vereine über 4x400 Meter schickte das LT DSHS Köln Olympia-Teilnehmerin Lara Hoffmann auf die letzte Runde. Die Deutsche Hallenmeisterin brachte den Stab sicher und souverän als Erste ins Ziel: 3:35,12 Minuten. Die Startgemeinschaft Schlüchtern-Flieden-Obertshausen überraschte im Wettbewerb der Männer als Titelträger mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Gold in 3:09,08 Minuten.

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Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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