Erfurt und Leverkusen – gemeinsame Punktlandung
Da ging so richtig die Post ab. Am zweiten Tag der Deutschen Schülermeisterschaften im Mehrkampf und Blockwettkampf in Rhede haben die besten nationalen 14- und 15-jährigen Nachwuchs-Leichtathleten aufgedreht und vier Deutsche Schüler-Bestleistungen erzielt. Dafür zuständig waren Diana Rach im Block Sprint/Sprung der W15, Sophie Kleeberg im Block Wurf der W14, Jan-Felix Knobel im Achtkampf der M15 und zwei Mannschaften, die sich einen Rekord und einen Titel teilten: die Schülerinnen aus Erfurt und Leverkusen als neue Meisterinnen und Inhaberinnen der Deutschen Bestleistung in der Block-Mannschaft.
Diana Rach sprang, lief und warf ihre zweite Deutsche Schüler-Bestleistung im Jahr 2004. (Foto: Klaue)
Als erste deutsche Schülerin knackte Diana Rach im Block Sprint/Sprung der W15 die 3000-Punkte-Grenze. 3001 Zähler konnte sie in ihren fünf Disziplinen sammeln und steigerte damit ihre eigene im Mai aufgestellte Bestmarke (2931 Pkt). "Ich habe mir schon im Vorfeld den Rekord und den Sieg vorgenommen", erklärte sie. Die Tränen rollten bei Jan-Felix Knobel nach seinem Sieg im Achtkampf der M15 (5137 Pkt.). "Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nach dem Zieleinlauf geheult habe. Den Titel wollte ich unbedingt holen, schließlich stand ich schon im Vorjahr ganz oben auf dem Treppchen. Nach der vorletzten Disziplin, dem Speerwurf, habe ich dann erstmals auch an den Rekord gedacht." 63,17 Meter mit dem Speer und 17,15 Meter mit der Kugel waren seine herausragenden Einzelleistungen.Motiviert vom Start bei der Team Challenge
Obwohl sie die Schülerinnen-Bestleistung im Block Wurf der W14 auf 2757 Punkte verbesserte, fand Sophie Kleeberg ihren Wettkampf "noch nicht genial". Vor allem über ihre Hürdenleistung ärgerte sie sich. "Ich bin hergekommen, um zu gewinnen und eine neue persönliche Bestleistung aufzustellen. Dass es auch noch eine Deutsche Bestleistung geworden ist, war nicht eingeplant."
Motiviert von der Erfahrung, in der Vorwoche im Vorprogramm der Team Challenge dabei gewesen zu sein, ging Theresa Wiedemann, die Siebenkampf-Siegerin der W14, zu Werke. "Das war cool", schwärmte sie noch in Rhede vom Flair im Münchener Olympiastadion und sicherte sich den Titel mit 3808 Punkten. Im Block Wurf der W15 war Nele Baade nicht zu bezwingen (2844 Pkt.), im Block Lauf der W15 Cindy Roleder, die von sich selbst sagt, sie sei eigentlich keine Läuferin. Dafür schlug sie sich mit 2813 Punkten achtbar. Dabei drohte ihr nach zwei ungültigen Versuchen im Weitsprung sogar das Aus. Doch dann bewies sie Nerven und flog auf 5,54 Meter.
Niedersächsischer Landesrekord
Die Bayrische Meisterin über die 100 Meter und die 80 Meter Hürden, Christina Muckenthaler, sicherte sich die Goldmedaille im Block Lauf der W14, musste aber auf den letzten 2000 Metern bis zum Umfallen kämpfen, denn die Konkurrenz lief weit voraus. Doch sie war immer im Bilde und brachte 86 Punkte Vorsprung ins Ziel (2715).
Erstmals sechs Meter sprang Mirko Bohmann, der Achtkampf-Sieger der M14 (4641 Pkt.), und lieferte auch sonst einen, wie er selbst fand, "tollen Wettkampf" ab. Den Sieg machte er aber erst im abschließenden 1000-Meter-Lauf klar, wo der Mann aus Wiebkathen zum ersten Mal unter drei Minuten blieb und sich dadurch neben dem Sieg auch den Niedersächsischen Landesrekord sicherte.
Eine zweite Carolina Klüft?
Trotz Problemen im rechten Oberschenkel gewann Lisa Roth im Block Sprint/Sprung der W14 den Titel. 2815 Punkte sammelte sie. "Alle Leistungen waren heute im oberen Bereich. Die Gesamtpunktzahl ist Badischer Rekord." Mama, Papa, Oma und zahlreiche Bekannte unterstützen sie auf dem Weg zum DM-Gold.
"Du bist bestimmt eine zweite Carolina Klüft", meinte eine Konkurrentin nach der Siegerehrung zur Siebenkampf-Besten der W14, Laura Breitsprecher (3942 Pkt.). Eine Ähnlichkeit mit der schwedischen Weltmeisterin ist Breitsprecher tatsächlich nicht abzustreiten. "Schön wär es", meinte sie deshalb auch hocherfreut über das Kompliment. Ihr ganzes Leistungspotential konnte sie in Rhede indes noch nicht entfalten, da sie sich sechs Tage vor den Meisterschaften eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen hat und diese von Disziplin zu Disziplin schlimmer wurde. Trotzdem gab es für sie Bestleistungen über die Hürden, 100 Meter und mit der Kugel.
Leistung in der Spitze gut, in der Breite nicht
Ein wahres Meisterstück vollbrachten die fünf Athletinnen des TSV Bayer 04 Leverkusen und des Teams Erfurt, die in die Wertung zur Block-Mannschaft kamen. Sie schafften es nach insgesamt 25 Einzelwettkämpfen exakt auf die gleiche Punktzahl zu kommen. Mit 13.658 teilten sie sich den Sieg und die neue Deutsche Block-Mannschafts-Bestleistung. Dabei fiel die Entscheidung erst mit dem letzten Speerwurf der Erfurterin Annika Schütze, die 24,15 Meter markierte und damit die 14 Punkte Rückstand ihres Teams aufholte und den unverrückbaren Gleichstand herstellte. Den Mannschaftstitel im Achtkampf holte der SV Preußen Berlin (13.771 Pkt.), den im Siebenkampf der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen (11.005 Pkt.).
Nachwuchs-Bundestrainer Rudi Schön zeigte sich nach Abschluss der Wettkämpfe zufrieden mit der vom LAZ Rhede meisterhaft organisierten Veranstaltung. "Das Umfeld hier war optimal. Die Leistungen im Spitzenbereich stimmten ebenfalls." Zugleich wiederholte er seine schon am Vortag geäußerte Kritik bezüglich des Ausbildungsstandes vieler Athleten: "Technisch haben viele Sportler Mängel erkennen lassen. Die Leistung in der Breite fehlte."
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