Erik Balnuweit - „Die Form stimmt“
Schon sechsmal ist Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) in dieser Saison unter der Norm für die Hallen-EM in Göteborg (7,68 sec) geblieben. Im Interview mit leichtathletik spricht der Hürdensprinter über seinen neuen Trainer, seine Stärken und Schwächen sowie Weltrekordler Aries Merritt.
Erik Balnuweit, Sie sind bei sechs von sieben Starts im Jahr 2013 unter der Hallen-EM Norm von 7,68 Sekunden geblieben und damit der konstanteste deutsche Hürdensprinter. Was versprechen Sie sich noch von der weiteren Saison?Erik Balnuweit:
Die Form passt. Aber es ist noch einiges mehr möglich. Der Fokus liegt auf der Hallen-EM in Göteborg. Dort heißt mein Ziel Finale.
Haben Sie die europäische Konkurrenz denn im Blick?
Erik Balnuweit:
Ich verfolge das schon. Nach Düsseldorf liege ich mit 7,60 Sekunden auf Platz vier der Bestenliste. Doch die Spitze ist dicht beieinander. Jetzt wird zwei Wochen gut trainiert, und dann stehen die Deutschen Meisterschaften und die EM an. Ich bin ja in der angenehmen Situation, dass ich nicht jedes Wochenende der Göteborg-Norm hinterherhetzen muss. Somit kann man sich gezielt auf den Höhepunkt vorbereiten.
Am Freitag in Düsseldorf waren Sie im Finale mit 7,64 Sekunden zwei Hunderts-tel langsamer als im Vorlauf. Woran hat es gelegen?
Erik Balnuweit:
Der Start und das Sprintverhalten bis zur zweiten Hürde haben nicht geklappt. Dann wird es über 60 Meter natürlich schwierig.
Apropos Sprint: Sie haben nach den Olympischen Spielen den Trainer gewechselt und arbeiten seitdem mit dem Sprintexperten Ronald Stein zusammen. Was hat sich geändert?
Erik Balnuweit:
Wir haben wieder mehr am Tempo gearbeitet, schließlich heißt es ja auch Hürdensprint. Dazu kamen mehr Tiefstarts und fliegende Läufe, weniger technikorientierte Einheiten. Nur eine gute Technik reicht für schnelle Zeiten halt nicht aus.
Wie kann man sich das tägliche Training vorstellen? Sind Sie der einzige Hürdensprinter in der Gruppe?
Erik Balnuweit:
Wir sind ja alle zusammen in Leipzig. Auch Hürden-Bundestrainer Jan May, mit dem es weiter eine enge Kooperation gibt. Das erste gemeinsame Trainingslager hat aber gezeigt, dass die Zusammenarbeit mit Ronald Stein einfach passt.
Was hat den Ausschlag für den Wechsel gegeben?
Erik Balnuweit:
Ich wollte nach den Olympischen Spielen einen neuen Reiz setzen. Mir kam es einfach so vor, als würde zu viel an der Technik gearbeitet und der Sprint auf der Strecke bleiben. Ich glaube, dass es bei mir noch Möglichkeiten gibt, das Sprint-Potenzial auszubauen.
Sie haben die Olympischen Spiele in London angesprochen. Die waren für Sie mit 13,77 Sekunden nach dem Vorlauf zu Ende...
Erik Balnuweit:
Das war natürlich nicht mein Ziel. Ich wollte gern ins Halbfinale kommen. Aber London hat gezeigt, dass das internationale Niveau gerade im Bereich von 13,30 bis 13,50 Sekunden ungemein geballt ist. Da wird kein Fehler verziehen.
Über die Schnelligkeit haben wir gesprochen. In welchen Bereichen gibt es denn noch Nachholbedarf?
Erik Balnuweit:
Überall ein bisschen. Denn Hürdenlauf hat ja viel mit Perfektionismus zu tun. Da stehen eben zehn Hürden – bzw. fünf in der Halle – an denen man immer einen Fehler machen kann. Man muss immer weiterarbeiten, was ja auch den Reiz der Disziplin ausmacht.
Wie sind Sie eigentlich zum Hürdenlauf gekommen?
Erik Balnuweit:
Das war der klassische Weg: Ich habe als Mehrkämpfer begonnen, konnte aber nicht gut werfen. Das Hürdenlaufen klappte umso besser. Nach dem Wechsel 2004 zu Stefan Poser nach Jena habe ich mich dann spezialisiert.
Sie sind Sportsoldat bei der Bundeswehr. In welchem Rang?
Erik Balnuweit:
Unteroffizier. Ich bin beim Heer in Frankenberg stationiert. Da stand im Herbst auch ein achtwöchiger Lehrgang an, der mich schon gefordert hat. Darum ist es umso schöner, dass ich so gut in die Hallensaison gestartet bin.
In zehn Tagen steht die Hallen-DM auf dem Programm. Wie beurteilen Sie die nationale Konkurrenz?
Erik Balnuweit:
Bisher haben sich noch nicht alle in Bestform präsentiert. Es wird aber enger werden, als es momentan aussieht. Wir haben viele Meisterschaftsläufer, die ihre Chance nutzen wollen. Es wird sicher ein spannendes Rennen und somit ein Highlight der Deutschen Meisterschaft werden.
Aber Ihr Ziel ist schon der DM-Titel?
Erik Balnuweit:
Natürlich. Das muss auch der Anspruch eines jeden Athleten sein, wenn er bei Deutschen Meisterschaften um die vorderen Plätze mitlaufen kann.
Sie waren schon 2009 im heimischen Leipzig Deutscher Hallenmeister. Wie haben Sie das damals erlebt?
Erik Balnuweit:
Ich war zwar in einer guten Form, aber ein sehr junger Athlet. Da muss man dem Druck auch erst einmal standhalten. Es war und ist etwas Besonderes, beim „Heimspiel“ den Titel zu holen. Das vergisst man nicht.
Sind Sie seitdem ein besserer Hürdenläufer geworden?
Erik Balnuweit:
Ich denke ja. Man entwickelt sich stetig weiter. Speziell durch internationale Rennen wie jetzt in Düsseldorf oder zuvor in Karlsruhe lernt man einfach so viel dazu.
Ihre 110-Meter-Hürden-Bestzeit steht bei 13,46 Sekunden. Haben Sie bis zum September 2012 gedacht, dass man die Strecke in 12,80 Sekunden laufen kann?
Erik Balnuweit:
Man hat schon das ganze Jahr 2012 gesehen, welch ein außergewöhnliches Niveau Aries Merritt hatte. Er hat ja oft genug probiert, den Weltrekord zu brechen. Und in Brüssel hat er dann den optimalen Lauf erwischt. Die Steigerung um gleich sieben Hundertstel war natürlich enorm. Dass er so eine Zeit drauf hat, konnte man aber über die ganze Saison sehen.
Was macht Aries Merritt denn so schnell, beziehungsweise welche Fähigkeit von ihm hätten Sie gern?
Erik Balnuweit:
Seinen hohen Körperschwerpunkt. Den bringt er durch das ganze Rennen und kann so extrem geschmeidig die Hürden überqueren. Das ist schon wie aus dem Lehrbuch.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift