Erik Balnuweit schiebt sich in den Vordergrund
Munter vorneweg: Erik Balnuweit hat sich im Hürdensprint an der deutschen Spitze festgesetzt. Die Norm für die Hallen-EM ist abgehakt, eine neue Bestzeit (7,60 sec) im Sack. Zwei Jahre in Folge hatte der Leipziger zuvor die Hallensaison verpasst. 2013 könnte er in Dortmund seinen zweiten deutschen Hallentitel nach 2009 einfahren.
Es war ein erster Fingerzeig: Beim Hallen-Meeting in Karlsruhe stand am Samstag die Hälfte des deutschen Hürdenkaders in den Startblöcken, und Erik Balnuweit ließ die nationale Konkurrenz deutlich hinter sich.Start-Ziel-Sieg im Vorlauf in 7,60 Sekunden - so schnell war er noch nie. Bei 7,63 Sekunden stand zuvor seine Bestleistung, und die war vier Jahre alt. Im Finale (7,65 sec) musste er nur Orlando Ortega (Kuba; 7,61 sec) und Omo Osaghae (USA; 7,65 sec) den Vortritt lassen.
„Ich bin sehr zufrieden“, lautete Erik Balnuweits Fazit nach seinen Auftritten in der Europahalle. „In so einem internationalen Feld muss man sich erst mal beweisen und ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen.“ Leichte Adduktoren-Probleme behinderten ihn im Finale beim Start, zwei von fünf Hürden riss er um, sonst wäre er wohl noch schneller gewesen.
Läufe noch nicht optimal
Seine gute Form hatte der 24-Jährige schon zu Beginn der Hallensaison unter Beweis gestellt. In Chemnitz holte er sich am 20. Januar in 7,68 Sekunden (Vorlauf; 7,69 sec) den sächsischen Hallen-Titel und setzte eine Punktlandung auf die Norm für die Hallen-EM in Göteborg (Schweden; 1. bis 3. März). Eine Woche später wurde er beim Hallen-Länderkampf in Glasgow (Großbritannien) in 7,67 Sekunden Zweiter.
Fünf Rennen, vier Mal die Norm für Göteborg: die Zahlen sprechen für sich. Der optimale Lauf sei aber noch nicht dabei gewesen, erklärt Erik Balnuweit. „Mal hat es vorne ganz gut geklappt, mal hinten raus“, sagt er. Er hat sich die Rennen im Video angeschaut. Wenn es überall ein bisschen besser läuft, so hat er ausgerechnet, müsste eine Zeit um 7,55 Sekunden drin sein.
Titel Nummer zwei im Visier
7,55 Sekunden - diese Zeit hat in den vergangenen zehn Jahren immer für den deutschen Hallentitel gereicht. Schneller war in einem DM-Finale zuletzt 2000 Falk Balzer (7,54 sec). Seit 2003 blieben nur zwei Deutsche Hallenmeister bei ihrem Titelgewinn unter der 7,60-Sekunden-Marke. Nach dem Leipziger Thomas Blaschek, der 2008 in 7,58 Sekunden siegte, gelang dies im Vorjahr auch Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 7,59 sec).
Der Tübinger hat sich noch nicht wieder in der Form des Vorjahres präsentiert. Erik Balnuweit dagegen scheint reif für den zweiten Hallentitel. Schon 2009, in seinem zweiten Männer-Jahr, gewann der Leipziger in 7,63 Sekunden Hallen-DM-Gold, damals vor heimischem Publikum. „Die Halle liegt mir“, erklärt er. „Da war ich bisher erfolgreicher, daher macht es auch mehr Spaß!“
Nationale Konkurrenz stark
Was die Favoritenrolle für die Hallen-DM in Dortmund betrifft, hält sich Erik Balnuweit dennoch bedeckt. „Das ist ja bei uns Hürdensprintern immer so eine Sache“, sagt er. „Wir haben sehr viele gute Leute, sehr viele Meisterschaftsläufer. Man kann eigentlich nie vorher einen absoluten Favoriten ausmachen.“
Der Deutsche Freiluft-Meister und EM-Vierte Alexander John (LAZ Leipzig) hat sich in Karlsruhe eine Adduktoren-Verletzung zugezogen und muss für die Hallen-DM passen. Doch mit Gregor Traber und Helge Schwarzer (Hamburger SV) finden sich im Dortmunder Feld zwei Athleten, die eine Bestleistung von unter 7,60 Sekunden aufweisen können.
Nächster Höhepunkt: Göteborg
Hallentitel hin oder her: Dass gleich drei Athleten Erik Balnuweit in Dortmund übertrumpfen und zugleich die Norm für Göteborg unterbieten werden, scheint derzeit eher unrealistisch. So kann der Leipziger bereits vorsichtig mit der Hallen-EM planen - es wäre nach 2009 in Turin (Italien) seine zweite.
Sein letzter größerer Erfolg auf internationaler Ebene liegt schon sechs Jahre zurück: 2007 wurde Erik Balnuweit Fünfter der U20-EM. Zwar war er anschließend regelmäßig Gast bei internationalen Meisterschaften. Bei der Hallen-EM und der U23-EM 2009 schaffte er es jedoch nicht ins Finale, bei der WM 2011 und zuletzt bei den Olympischen Spielen 2012 war schon nach dem Vorlauf Endstation.
In Göteborg könnte das wieder anders sein. Zurzeit hat der Leipziger Platz drei der europäischen Bestenliste inne. Gelingt ihm bei der Hallen-EM ein guter Lauf, ist das Finale in Reichweite. Das weiß Erik Balnuweit, formuliert seine Ansprüche aber zurückhaltender: „Als erstes möchte ich mich qualifizieren. Und dann mal schauen. Die europäische Spitze hat sich in den letzten zwei Jahren sehr gut entwickelt.“ Dann blitzt aber doch sein Selbstvertrauen durch: „Wenn man gut raus kommt, kann man auch vorne mit rein laufen!“