Erlesenes Feld beim Oelder Citylauf
Stressig waren die letzten Tage. Egon Jürgenschellert hat schon heiße Ohren. "Mannomann", stöhnte er, "ich bin nur noch am Telefonieren." Die Drähte glühten heiß. Denn der Cheforganisator vom "7. Internationalen Sparkassen-Citylauf" verpflichtete auf den letzten Drücker noch einige Spitzenkräfte für eins der bestbesetzten Straßenrennen in Deutschland. "So ein starkes Feld hatten wir noch nie", sagte er, "da wackeln die beiden Streckenrekorde." Start für den Elite-Lauf ist am Samstag um 18.15 Uhr, eröffnet wird die Veranstaltung bereits um 14 Uhr.
Vor ihrem Trainingslager noch mal eben in Oelde: Luminita Zaituc. (Foto: Kiefner)
Luminita Zaituc ist auch wieder da. "Sie absolviert in Oelde noch mal einen Härtetest", erzählte Egon Jürgenschellert, "danach düst sie nach St. Moritz." Vom platten Münsterland geht's ab ins Höhentraining. "Vor zwei Jahren hat sie hier gewonnen." Damals lief sie 31:58 Minuten, die zweitbeste 10-Kilometer-Zeit auf der Straße, die je von einer deutschen Läuferin erzielt wurde. "Und dann wurde sie Marathon-Vizeeuropameisterin in München." Oelde als Aufgalopp für Athen? "Na klar", meinte Jürgenschellert mit breitem Grinsen, "das war auch 2001 ihr Erfolgsrezept." Er ist guter Dinge, dass "Lumi" wieder gut in Schuss ist.Harte Konkurrenz für Power-Duo aus Braunschweig
Susanne Ritter wird ihre Vereinskameradin von der LG Braunschweig begleiten. Auf dem schnellen und zuschauerfreundlichen Rundkurs im Herzen der Oelder Innenstadt will sie ihre Bestzeit aufs Korn nehmen. Und die liegt bei 33:15 Minuten. "Susanne Ritter", lobte Jürgenschellert seine Neuverpflichtung, die noch nie in Oelde war, "ist eine Allrounderin." In der Tat: Sie kann alles. Ob auf weichem Kunststoff, hartem Asphalt oder im unwegsamen Gelände, die ausdauernde Langstrecklerin mischt stets munter mit. Für Aufsehen sorgte sie bei der Cross-WM in Brüssel, denn da war sie die einzige DLV-Teilnehmerin und landete bei starker Konkurrenz auf Rang 23.
Das Power-Duo aus Braunschweig muss sich in Oelde harter Konkurrenz erwehren. Luminita Zaituc und Susanne Ritter sind gewarnt. Vor allem die Kenianerinnen werden ihnen das Siegen schwer machen. Eunice Jepkorir, Erste beim Paderborner Osterlauf in 32:07 Minuten, kommt aus dem nahen Detmold, wo sie von Volker Wagner betreut wird. Tegla Loroupe, die fünfmalige Weltrekordlerin, ist erstmals in Oelde, doch läuft sie ihrer Bestform noch hinterher. "Auf ihre Zusage", betonte Jürgenschellert, "bin ich besonders stolz." Die weiteren Kenianerinnen Carolyne Kiptoo, Viola Bor, Colletta Chepchirchir und Lydia Kurgat haben 32er- und 33er-Zeiten stehen. Petra Kaminkova aus Tschechien, die im Vorjahr in Oelde die afrikanische Armada in 32:40 Minuten hinter sich gelassen hat, ist ebenfalls zu beachten. Genauso wie Grazyna Syrek, die polnische Marathonspezialistin mit einer Bestleistung von 2:26:19 Stunden, die auch auf den Unterdistanzen ganz flott ist.
Viele Favoriten bei den Männern
"Schwarze Perlen" werden den Männer-Wettbewerb bestimmen. "Ich weiß absolut nicht, wer von ihnen die meisten Chancen hat", rätselte Egon Jürgenschellert, "da könnte ich gleich Lotto spielen." Wo anfangen, wo aufhören? Stanley Kipkosgei Salil, ein blutjunger Kenianer, der vom Heidelberger Walter Abmayr gemanagt wird, sorgte in Paderborn für Aufsehen, als er den Halbmarathon in 1:01:53 Minuten dominierte. Auf 10 km hat er eine Bestzeit von 28:25 Minuten und ist damit schneller als sein Landsmann Wilson Kibet, der im Sommer 2000 den aktuellen Streckenrekord (28:39 min) aufstellte.
Der Sieger von Neuss, Sammy Kipruto, 2002 Erster in Oelde in 28:44 Minuten, zählt zur "Stammkundschaft". Er kennt sich bestens aus, genießt Heimvorteil in der westfälischen Kleinstadt. Eliud Kurgat, wie Kipruto auch ein Wagner-Schützling, ist ebenfalls zu beachten dank einer Vorleistung von 28:22 Minuten. Joel Kiplimo Kemboi und Nicholas Cheboi, die von Paul Boltersdorf trainiert werden, haben Außenseiter-Chancen.
Sebastian Bürklein vermeintlich stärkster Deutscher
Aus Osteuropa kommen der Weißrusse Zaryslav Hapeyenko (Bestzeit: 28:31 min), Michail Iveruk (28:42 min), Landesmeister der Ukraine über 10.000 Meter, der Russe Alexander Bolkhovitin (29:04 min), die beiden Polen Jaroslaw Cichocki (29:05 min) und Alexij Gurkin (29:30 min) sowie der Marathonläufer Marcel Matanin (29:34 min), der den slowakischen Nationaldress bei den Olympischen Spielen in Athen tragen wird.
Sebastian Bürklein vertritt die deutschen Farben. Allzu weit hat er's nicht, denn Bürklein wohnt ganz in der Nähe, nämlich in Münster, wo er als Zahnmediziner tätig ist, und startet für den TV Wattenscheid 01. Nachdem er seine Marathonpläne im Frühjahr wegen einer Virusinfektion ad acta legen musste, ist Bürklein momentan wieder gut drauf. Mit einer Bestzeit von 28:44 Minuten reist er an und hofft optimistisch auf eine Verbesserung. Damit die Zuschauer optimal informiert werden, hat Egon Jürgenschellert einen kompetenten Ansager verpflichtet: Winfried Aufenanger, der Ex-Bundestrainer im Marathon, wird das Publikum gemeinsam mit Jürgenschellert auf dem Laufenden halten.