Erste Juniorentitel in Rostock vergeben
Am ersten Tag der 62. Juniorenmeisterschaften in Rostock glänzte vor allem Anna Schultze (LG Fliestal) im Stabhochsprung mit der Sieghöhe von 4,36 Metern. Bei herrlichem Sommerwetter und Temperaturen um die 30 Grad Celsius ließ sie damit der Zweitplazierten Simone Langhirt (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) und der Dritten Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken) mit jeweils 4,10 Metern keine Chance.

Anna Schultze flog in Rostock hoch hinaus (Foto: Kiefner)
"Nach einer verkorksten Saison hatte ich mit solch einer Höhe, die gleichzeitig persönliche Bestleistung ist, nicht gerechnet", erklärte die 20-jährige Anna Schultze.Antje Möldner (SC Potsdam) holte sich den Titel über 1.500 Meter in 4:24,35 Minuten. Nur anfangs konnte die Konkurrenz noch mithalten, doch dann legte die Dritte der U23-EM an Tempo zu und siegte ungefährdet. "Erfurt war mein Höhepunkt, nun am Ende der Saison wird es schwerer. Aber man kann sich testen, und das ist auch gut."
Die Potsdamerin, die von Beate Conrad trainiert wird, schaut nun schon ins nächste Jahr. "Ich traue mir eine Zeit von 4:05 Minuten zu, will zur EM nach Göteborg und dort in den Endlauf", steckte sie ihr Jahresziel 2006 frühzeitig ab. Und das Testen nahm sie wörtlich, denn zwei Stunden nach ihrem 1.500-Meter-Lauf bestritt sie auch den Vorlauf über 800 Meter und qualifizierte sich sicher für das sonntägliche Finale.
Doch noch nicht alles!
An sich nur die 100 Meter wollte Verena Sailer (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) laufen. Nach dem Finalsieg in 11,69 Sekunden vor Anne Möllinger (MTG Mannheim) in 11,76 Sekunden rief sie den Journalisten erleichtert zu: "Das war mein letzter Lauf in diesem Jahr." Doch aus dieser Freude wurde sie schnell wieder geholt, denn Trainer und Verwandte wiesen sie darauf hin, dass sie am Sonntag auch noch die 200 Meter laufen müsse. Doch Verena Sailer polte schnell um: "Dann war das eben nicht mein letzter Lauf."
Ob er die 200 Meter noch laufen wird, wusste Ernest Osei (LG USC Heidelberg) nach dem 100-Meter-Finale noch nicht, weil er sich eine leichte Zerrung im Beuger zugezogen hatte. Aber er wusste, dass es zum Sieg gereicht hatte. Doch es dauerte ehe der Stadionsprecher bekannt gab: Sieger Ernest Osei in 10,59 Sekunden vor Stefan Wieser (TSV Bayer 04 Leverkusen) in 10,60 Sekunden und Christian Blum (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) in 10,68 Sekunden.
Der gebürtige Ghanaer Ernest Osei startet schon vier Jahre für den Heidelberger Verein und ist sich sicher, auch noch schneller werden zu können. Stefan Wieser, der in Erfurt mit einem Hechtsprung Bronze rettete und sich dabei eine Schultereckgelenkssprengung zuzog, war über seinen zweiten Platz nicht unglücklich: "Ich bin froh, dass ich fast wieder gesund bin. Nur beim Starten habe ich noch Probleme, deshalb war ich da auch langsamer. Aber in Rostock bin ich vor allem, um unserer Staffel zu helfen."
André Pollmächer schließt Saison erfolgreich ab
Eine Paradevorstellung lieferte der U23-Zweite von Erfurt über 10.000 Meter, André Pollmächer, im schmucken Rostocker Leichtathletikstadion über 5.000 Meter ab. Lange hielt er sich in einer siebenköpfigen Spitzengruppe auf, doch 1.000 Meter vor Schluss holte er den Turbo heraus, hatte im Nu fünfzig Meter Vorsprung und gewann nach 14:17,13 Minuten.
"Solch ein Spurt tut zwar weh, aber man kann das Rennen damit leichter umbiegen. Insgesamt war das eine optimale Saison und ein schöner Saisonabschluss", erklärte der Schützling von Bernd Dießner. "Im nächsten Jahr werde ich die 10.000 Meter beim Europacup im türkischen Antalya laufen und davon hängt dann der weitere Verlauf der Saison ab."
Spannend war der Wettkampfverlauf im Weitsprung der Junioren. Der von Klaus Beer trainierte Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) hatte nach drei Durchgängen geführt, ehe sich Sebastian Reinke (LAC Erdgas Chemnitz) mit 7,73 Metern den Sieg sicherte. Lucas Jakubczyk, der lange Zeit verletzt war, wurde mit 7,58 Metern Zweiter. Der 21-Jährige Sebastian Reinke war mit klarem Ziel angetreten: "Ich wollte und musste gewinnen. Aber nach zwei ungültigen Versuchen musste ich meine Nerven im Zaum halten. Der folgende Sicherheitssprung von 7,39 Metern rettete mich dann", meinte der Schützling von Hans-Jürgen Grützner. "Wenn ich meine Anlaufprobleme in den Griff bekomme, dann geht es auch auf acht Meter", schaute der Chemnitzer voraus.
Weite Anreise
Mit anderen Problemen hatte Speerwerfer Alexander Vieweg (LAZ Zweibrücken) zu kämpfen. "Rostock liegt sehr weit weg vom Saarland. Ich habe gestern elf Stunden im Auto gesessen, das habe ich heute im Wettkampf gemerkt." So war es kein Wunder, dass sein Dauerrivale und Freund, Fabian Heinemann (SC Magdeburg), mit dem Anfangswurf von 70,11 Metern führte. Erst im letzten Durchgang sicherte sich Alexander Vieweg mit 71,13 Metern noch den Sieg. "Im Training, unter anderem mit Boris Henry, habe ich locker 73 Meter geschafft. So war das heute nicht optimal. Aber auch solche Tage gibt es eben", meinte der frischgebackene Abiturient.
Speerwerferin Mareike Rittweg (LV 90 Thum) überraschte sich selbst mit einem Sieg mit 56,20 Metern vor Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen), die auf 53,49 Meter kam. "Ich wurde kürzlich an der Patellasehne operiert, habe den Juni pausiert. Doch heute kam ich gut in den Wettkampf." Und sie erhielt die Goldmedaille von der Leverkusener Vorzeigeathletin Steffi Nerius überreicht, die noch einmal den Beifall der Zuschauer und Aktiven für ihre Bronzemedaille von Helsinki einheimsen durfte.
Robert Harting Dritter mit der Kugel
Keine Überraschung war der Erfolg von Robert Dippl (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) im Kugelstoßen mit 18,51 Metern. Überraschend allerdings kam der dritte Platz von Robert Harting (SCC Berlin) mit 17,40 Metern zustande. "Mein Muskelfaserriss in der Wade ist ausgeheilt, seit einer Woche trainiere ich wieder. Ob ich morgen mit dem Diskus weit komme, weiß ich noch nicht, denn in der Technik bin ich noch nicht so sicher."
In den weiteren Entscheidungen gewann Timo Kern (PTSV Jahn Freiburg) den Hochsprung mit 2,11 Metern vor dem höhengleichen Marcus Klink (SV Stuttgarter Kickers). Sieger im Hammerwurf wurde Ron Hütcher (LG Nordhausen) mit 67,23 Metern vor Andreas Sahner (LC asics Rehlingen) mit 66,26 Metern. Die 5.000 Meter der Juniorinnen gewann Svenja Abel (TV Lahr) in 16:47,77 Minuten. Im Weitsprung war Katja Demut (TuS Jena) mit 6,24 Metern erfolgreich. Zu Beginn der Wettkämpfe hatten sich Carsten Schmidt (SC Potsdam) in 44:39,97 den Titel im 10.000 Meter Gehen und Maja Landmann (SC Potsdam) den Titel über 5.000 Meter Gehen in 23:31 Minuten geholt.
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