| U16-DM Köln Einzel

Erste U16-DM – Athleten und Trainer wollen mehr davon

Kontrovers diskutiert, einstimmig angenommen: Die Premiere der Deutschen U16-Meisterschaften der Einzeldisziplinen am vergangenen Wochenende in Köln hat neben starken Leistungen der jungen Talente vor allem eines gezeigt, nämlich, dass das neue Veranstaltungsformat eine große Bereicherung im DLV-Wettkampfkalender ist. Geht es nach Trainern und Athleten, darf sie darin nach drei Jahren Modellprojekt nicht fehlen.
Pamela Ruprecht

Ob das Kräftemessen mit der nationalen Konkurrenz zu früh oder zu spät beginnt, darauf haben die ersten U16-Meisterschaften an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) Antworten gegeben. Es ist der richtige Zeitpunkt. Auf dem Sportplatz tummelten sich auf den vorderen Plätzen Spezialisten und Mehrkämpfer nebeneinander. Das neue Event spricht also beides an: die Spezialisierung und die Vielseitigkeit.

„Es ist einfach etwas Schönes, jetzt schon an Deutschen Meisterschaften teilzunehmen“, sagte Lia Heise (Einbecker SV), überragende Siegerin im Hammerwurf. Die U16-Athletin, die mit ihrer Bestweite an der Spitze der U18-Bestenliste steht, ist eine der frühen Spezialistinnen, andere Disziplinen macht sie ausschließlich, um sich für den Hammerwurf, den sie seit zwei Jahren betreibt, fit zu halten.

Spezialisten und Mehrkämpfer

Janika Baarck (SC Neubrandenburg) hingegen nutzte die Gelegenheit in Köln auch, um sich auf die Deutschen Jugend-Mehrkampfmeisterschaften in Bernhausen (30./31. August) vorzubereiten. Dass die Enkelin des ehemaligen Siebenkampf-Bundestrainers Klaus Baarck breit aufgestellt ist, beweist die Goldmedaille über 300 Meter und die Bronzemedaille im Kugelstoßen. Sie sieht sich als Mehrkämpferin und das als gute Grundlage für später, wie auch die Meisterschaften in Köln. „Ich finde es toll, den direkten Zweikampf zu erleben, sonst konnte man sich immer nur über Bestenlisten vergleichen“, erklärte Janika Baarck.

Die Siegerin über die 300 Meter Hürden und Halterin des Bayerischen Rekordes Corinna Schwab hat sich einen Disziplinblock ausgeschaut. Sie ist auch auf der kurzen Hürdenstrecke und den 100 Metern stark, absolvierte in Köln aber nur einen Einzelstart. Die Erfahrung mit einem professionelleren Ambiente und die Perspektive in die Zukunft kamen bei ihr an. „Es gefällt mir sehr, wie man sich hier um die Athleten kümmert und sie fördert“, sagte Corinna Schwab über das Rahmenprogramm des DLV.

In gemütlichen roten Sonnenstühlen konnten die jungen Talente beim Athletentalk den Erfahrungen der U20-WM-Teilnehmer Maryse Luzolo (LG Eintracht Frankfurt) und Falk Wendrich (TV Wattenscheid 01) lauschen. Sie berichteten auch von beschwerlichen Phasen ihrer Leistungssportkarriere und wie sie mit enttäuschenden Momenten umgingen. Der leitende Bundestrainer U18/ U20 Dietmar Chounard führte Interessierte in das Kader- und Fördersystem des DLV ein. Daneben standen die Wettkämpfe im Mittelpunkt.

Motivation über die Sommerferien

Sprinter Milo Skupin-Alfa war der prägende Akteur des ersten Tages und bescherte dem Wettkampf schon nach wenigen Stunden mit seiner Geschwindigkeit den ersten Rekord, deutsche U16-Bestleistung mit der 4x100-Meter-Staffel des ETSV Jahn Offenburg im Vorlauf. Am Abend folgte mit 10,92 Sekunden der Titel über 100 Meter solo. „Es ist cool, mal etwas Neues, die Konkurrenz ist eine andere. Es ist ein höheres Niveau, das finde ich spannend“, beschrieb Milo Skupin Alfa seine Erfahrung in Köln.

Außerdem hat er in Köln gelernt, dass er auch unter schwierigen Bedingungen - nasses Wetter und Gegenwind - an seine Bestleistung (10,82 sec) heranlaufen kann. Dafür hat er hart trainiert und sich gut vorbereitet. Er wollte unbedingt den Titel gewinnen. Nach den Sommerferien, wenn der Alltagsrhythmus wieder beginnt, muss er sich immer etwas aufrappeln, sich in das Training weiter reinzuhängen. Dafür gibt ihm der Erfolg der U16-Meisterschaften Motivation: „Jetzt habe ich etwas wofür ich kämpfen kann." Nicht optimal fand er allerdings den Modus mit gleichberechtigten Zeitendläufen anstelle eines Finallaufs.

Durchgangsstation auf hohem Niveau

Achim Erdmann, Leitender Landestrainer Sachsen, lobt die attraktive Erscheinung der Veranstaltung, die den Interessen der Altersklasse entspräche. „Die Leistungen und die technischen Voraussetzungen der Athleten beweisen, dass diese Meisterschaft für sie sinnvoll und notwendig ist“, sagte der Landestrainer. Nach vielen Diskussionen sei man durch die Resultate ein Stück weiter. „Eine Vielzahl der Siegleistungen hätte zum nationalen Finaleinzug in der U18 gereicht“.

Hochspringerin Carolin Marchlewski (TuS Lörrach-Stetten) mit ihrer sagenhaften Steigerung auf 1,78 Meter ist eines der Beispiele für die hohe Qualität der Meisterschaft. Die einsetzende Spezialisierung an der Schnittstelle U16 soll durch eine Meisterschaft zum Ausdruck gebracht werden, „ein wichtiger Baustein für die weitere Karriereentwicklung.“ Mit der Zusatznorm in einer zweiten Disziplin bleibt die Vielseitigkeit garantiert, Philosophie ist eine Einzelmeisterschaft auf solider Basis.

Bereitet sich ein Athlet nur gezielt auf diese Meisterschaften vor, umgeht das die Intention der Organisatoren. „Es soll eine Durchgangsstation sein und kein abschließender Höhepunkt.“ Die vielen Informationen aus der wissenschaftlichen Begleitstudie über Einstellungen der Sportler werden hierüber weiter Aufschluss geben. Der Standard der Veranstaltung drückt die Anerkennung für das Engagement der Athleten und Heimtrainer aus, das soll erhalten bleiben. „Es ist der Altersgrad, an dem die Karriere entweder beginnt oder Athleten die Leichtathletik verlassen.“

Kontakte zu Talenten knüpfen

Auch der Bundesnachwuchstrainer für das Diskuswerfen Rene Sack hofft, dass die sehr gut besuchte Veranstaltung zur Bindung an die Sportart beiträgt. Die Atmosphäre war nah, Trainer und Eltern standen während den Wettkämpfen ihrer Schützlinge am Geländer um die Rundbahnen. Für die Athleten ist es die Möglichkeit zu lernen, mit Druck umzugehen. Einige Athleten sind sehr nervös gewesen. „Dafür haben sie sich sehr gut geschlagen, die meisten sind an ihre Bestleistungen herangekommen“, sagte Rene Sack.

Für ihn sind die neuen Deutschen Meisterschaften eine interessante Gelegenheit, sich einen Überblick über Technik und Statur der jungen Talente zu verschaffen. „Erste Kontakte mit Heimtrainern können geknüpft werden, um sich über Trainingsinhalte auszutauschen und gegebenenfalls unterstützend einzugreifen.“ Die Teilnehmerfelder der Werfer befand er als etwas niedrig besetzt. Womöglich war die Norm für einige zu hoch.

Robert Polkowski hätte U16-Quali verpasst

Von der gelungenen Verwandlung seines Trainingsstadions in ein Meisterschaftsstadion war der U23-Vizemeister über 100 Meter Robert Polkowski vom Ausrichter DSHS Köln ebenso beeindruckt wie von den starken Sprintleistungen. „Da freut man sich auf jeden Fall zu sehen, dass da etwas nachkommt.“ Seine Bestzeit aus der U16 stand bei 12,34 Sekunden, Milo Skupin-Alfa spurtete unter elf Sekunden. Schwierig ist es aber Vergleiche zu ziehen, da die körperliche Entwicklung in diesem Alter sehr unterschiedlich vorangeschritten ist, eine Durchgangsstation eben für die U18 und U20.

Die Heranführung der jungen Athleten an das Wettkampfgeschehen bringt sie mit Meisterschaften in Verbindung. „Das macht sie heiß“, denkt Robert Polkowski. Ein deutscher Titel motiviert. Die Athleten nehmen das Event an. „Das Novum gegen das komplette deutsche Teilnehmerfeld zu starten, hätte ich mir auch zu meiner Jugendzeit schon gewünscht“, sagte Robert Polkowski, auch wenn er mit seiner 100-Meter-Zeit damals nicht die Quali geschafft hätte.

Inspiration für die Karriere

So dürfen Athleten, die sich in diesem Jahr noch nicht für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren konnten, hoffen, den Sprung zu nationalen Titelkämpfen in höheren Altersklassen zu schaffen. Und Teilnehmer, die nicht ganz vorne waren, können noch in der U18 durchstarten. Spätstarter Robert Polkowski gehört mittlerweile zu den stärksten U23-Sprintern Deutschlands.

Die Teilnehmer bei den ersten Deutschen U16-Meisterschaften haben jede Menge Inspiration und Begeisterung getankt. Ob neue Motivation, der Genuss einer größeren Kulisse als bisher, die Erfahrung mit professionelleren Abläufen (Callroom, Trikot- und Schuhkontrolle), der direkte Vergleich über Bestenlisten hinweg, all dies nahmen die jungen Sportler mit auf ihren weiteren Weg – vieles davon, was sich die Initiatoren der Veranstaltung versprachen.

 

Meinung der Sportler gefragt: Wie ist es euch bei der U16-DM ergangen?

Das wissenschaftliche Begleitprojekt der Deutschen U16-Meisterschaften ist erfolgreich angelaufen, rund 300 Sportler haben an den Befragungen online und vor Ort teilgenommen, 200 Eltern und 150 Trainer. Von Interesse ist nun wie die Leichtathleten, das erste Event in Köln wahrgenommen haben. Das Projekt bittet um weitere Teilnahmen unter folgendem Link. Vielen Dank!

<link https: www.soscisurvey.de dlv-sportler _blank zur onlinebefragung für>Zur Online-Befragung für Sportler

Für die Teilnehmer der U16-DM im Mehrkampf in Bernhausen geht es hier zur <link http: www.soscisurvey.de dlv-kurzversion _blank>Befragung.   

Auch die Befragung für Trainer und Eltern ist weiter offen:

<link https: www.soscisurvey.de dlv-vereinstrainer _blank>Fragebogen für Trainer
<link https: www.soscisurvey.de dlv-eltern-antwort _blank>Fragebogen für Eltern

Es können auch Sportler, Trainer und Eltern an der Befragung teilnehmen, die diesmal nicht direkt an der U16-DM in Köln beteiligt sind.











Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024