Erster DHM-Tag der Männer - Note sehr gut
Eine Pokerpartie in luftiger Höhe, ein sprunggewaltiger Neu-Bremer und ein Geburtstagskind, das sich selber beschenkt. All das wurde den 3.000 Zuschauern am ersten Tag der 56. Deutschen Hallen-Meisterschaften in der Arena Leipzig geboten. Garniert wurde diese bunte Mischung mit acht neuen Normerfüllern für die Hallen-Europameisterschaften in Turin (Italien; 6. bis 8. März).
60 MeterStefan Schwab auf und davon
Auf und davon: Unter diesem Motto stand die Entscheidung über 60 Meter. Doch nicht Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) düpierte in Abwesenheit des jahresschnellsten Deutschen Christian Blum (LAC Quelle Fürth/München) die Konkurrenz. Um Stefan Schwab, bereits Vizemeister der Freiluftmeisterschaften 2008, drängten sich nach dem Finale die Journalisten. „Mit dem Titel konnte ich nicht planen“, diktierte der 21-Jährige vom TSV Schwarzenbek den Medienvertretern. Und doch beeindruckte der junge Mann in überzeugender Manie, steigerte sich von 6,74 Sekunden im Vorlauf auf 6,64 Sekunden im Halbfinale. Im Finale stürmte Stefan Schwab wie entfesselt in 6,59 Sekunden ins Ziel. Die Hallen-EM-Norm (6,66 sec) hatte er vor der Hallen-DM bereits in der Tasche. „Dauerrenner“ Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) lief auf der Bahn neben ihm in 6,69 Sekunden zwar knapp an der Qualifikation vorbei, aber zu Silber. Julian Reus vervollständigte mit 6,75 Sekunden und Rang drei das gute Ergebnis der Wattenscheider.
3.000 Meter
Arne Gabius’ Gold-Lauf
Die Fäuste schossen in die Luft, das schmerzverzerrte Gesicht entspannte sich zu einem Freudestrahlen. Ein erschöpfter, aber glücklicher Arne Gabius (LAV asics Tübingen) ließ sich auf der Ehrenrunde in der Arena Leipzig von den Zuschauern für seinen ersten deutschen Hallen-Meistertitel feiern. Der 27-Jährige musste sich den Lohn erarbeiten, hatte er sich doch das ganze Rennen über an der Spitze des Feldes um das Tempo verdient gemacht. Wie ein Schatten folgte ihm der Zweite der aktuellen deutschen Bestenliste, Christian Klein (LC Asics Rehlingen). Erst auf den letzten 100 Metern konnte sich der Schützling von Dieter Baumann entscheidend absetzen und den Sieg in 7:59,37 Minuten nach Hause laufen. In seinem Sog steigerte Christian Klein seine Bestzeit auf 8:00,07 Minuten. Bronze geht nach Trier an Marc-André Kowalinski (8:03,28 min).
5.000 Meter Gehen
André Höhne schneller als je zuvor
Wie nicht anders zu erwarten, drückte André Höhne dem 5.000 Meter Gehen seinen Stempel auf. Mit einem immensen Vorsprung von fast 50 Sekunden setzte der Berliner sein Abonnement auf den deutschen Meistertitel unter dem Hallendach fort. Seit 2006 ist der Zwölfte der Olympischen Spiele bei deutschen Titelkämpfen ungeschlagen. Und nicht nur das. Der 30-Jährige war mit seiner Siegerzeit von 18:51,01 Minuten schneller als je zuvor. Mit dieser Zeit schiebt er sich auf Platz eins der Weltjahresbestenliste und auf Platz fünf der ewigen deutschen Bestenliste. „Die Weltjahresbestzeit macht mich stolz. Ich habe dafür in den vergangenen zwei Tagen im Training etwas rausgenommen, um hier, bei meinem ersten Hallen-Wettkampf dieses Jahr, schon einen Fingerzeig Richtung WM zu machen.“ Zweiter wurde Christopher Linke (SC Potsdam; 19:40,28 min) vor Hagen Pohle (SC Potsdam), der mit 20:05,29 Minuten eine neue deutsche B-Jugend-Hallenbestleistung ging.
Weitsprung Bayers Meisterschafts-Gen
Sebastian Bayer trägt das Meisterschafts-Gen in sich. Nach dem Triumph bei den Freiluftmeisterschaften 2008 fischte er auch in Leipzig Gold aus der Weitsprunggrube. Und das in beeindruckender Manier. 8,13 Meter, die er im vierten und sechsten Versuch sprang, bedeuten nicht nur Gold. Damit schiebt sich der Olympiateilnehmer auf Platz drei der aktuellen Weltbestenliste und der ewigen deutschen Bestenliste. Glänzend aufgelegt zeigten sich aber auch Titelverteidiger Christoph Stolz (VfL Wolfsburg) und Oliver Koenig (LG Stadtwerke München).
Beide knackten auf den Punkt die Norm für die Hallen-EM (7,90 m). Dabei kam die Steigerung bei beiden recht unerwartet. „Seit Weihnachten konnte ich nur eine Woche lang wirklich gut trainieren“, verriet Stolz, dem zunächst ein Muskelfaserriss, dann ein Infekt, einen Strich durch die Trainingsrechnung machte. Aber sein Wille („Ich wollte unbedingt nach Turin“) fand einen Weg. 8,01 Meter bedeuten Platz zwei und die Fahrkarte nach Turin. Weniger Glück hatte Oliver Koenig, dessen 7,92 Meter zwar die Norm, aber mit Platz vier die Blechmedaille bedeuteten. Der bis dato beste Deutsche, Nils Winter (Team Referenznetzwerk Leverkusen) kam mit 7,99 Metern auf den Bronzerang.
Stabhochsprung
Der Erfahrene setzt sich durch
Diese Entscheidung war nichts zu schwache Nerven. Vier Springer kämpften noch bei 5,80 Metern um Gold, Silber und Bronze und die damit verbundenen Hallen-EM-Tickets. Die hoch gewetteten Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen), Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) und Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim) waren zu diesem Zeitpunkt schon nur noch zum Zuschauen verdammt. Die junge Garde, der Leverkusener Malte Mohr und Alexander Straub (LG Filstal), übersprang unter lautem Klatschen der Fans 5,75. Bei 5,80 Meter mussten alle in die dritte Runde.
Während für Tim Lobinger (LG Stadtwerke München) und Malte Mohr, beide schafften erstmalig in der Saison die Hallen-EM-Norm von 5,70 Metern, hier Endstation war, bauten Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Alexander Straub über der Latte ein Haus – anschließende Jubelszenen inklusive. Am schönsten freute sich aber der neue Deutsche Meister. Danny Ecker darf als deutscher Meister zum Projekt Titelverteidigung zur Hallen-EM nach Turin reisen. Silber geht an den höhengleichen Studentenweltmeister Straub (5,80 m) vor Malte Mohr (5,75 m).
Nicht nur sportlich setzten die Leverkusener Akzente. Ihre weiblichen Fans überraschten sie auch mit gewöhnungsbedürftigen Schnurrbärten. Doch Danny Ecker beruhigt: „Das war ein Gag. Morgen sind die Bärte wieder weg.“
Dreisprung Zitterpartie für Friedek
Die Hatz nach Gold entwickelte sich für Titelverteidiger Charles Friedek (Team Referenznetzwerk Leverkusen) zur echten Zitterpartie. Charles Friedek, der im Vorfeld als haushoher Favorit gehandelt wurde, bekam heftigen Gegenwind von Konstantin Gens, der abermals seinen Ruf als hoffnungsvolles Talent unterstrich. Der 22-jährige Berliner sprang im fünften Versuch 16,25 Meter, und damit genauso weit wie der Weltmeister von 1999. Dieser haderte nach einer Beugerverletzung mit sich selbst. „Ich dachte ich kann noch ein Eckchen weiter springen. Aber nach meiner Beugerverletzung ist sehr viel Unruhe reingekommen und ich springe seitdem einfach zu brav.“ Da Charles Friedek mit 16,02 Metern, im Vergleich zu Gens, den besseren zweiten Versuch hatte, konnte er das achte Gold unterm Hallendach sein Eigen nennen.
Kugelstoßen
Ralf Bartels beschenkt sich selbst
Das schönste Geschenk machte sich das Geburtstagskind selber. Ralf Bartels feierte am Samstag nicht nur seinen 31. Geburtstag, sondern auch seinen dritten Deutschen Meistertitel unterm Hallendach. Der beste Deutsche der bisherigen Saison setzte sich damit standesgemäß vor Marco Schmidt (VfL Sindelfingen) und Andy Dittmar (BIG e.V. Gotha) mit 20,08 Metern durch. Marco Schmidt und Andy Dittmar boten den begeisterungsfähigen Kugelstoß-Fans zudem einen ganz besonderen Leckerbissen. Beide knackten auf den letzten Drücker die Hallen-EM-Norm von 19,50 Metern. Während Dittmar eine Punktlandung bei eben dieser Weite hinlegte, verbesserte der 25-jährige Schmidt seine persönliche Bestleistung gleich zweimal. Im ersten Durchgang landete sein Wurfgerät bereits bei 19,53 Metern, im letzten legte er noch zehn Zentimeter drauf.
Und dann war da noch…
Neben Andy Dittmar, Marco Schmidt, Malte Mohr, Tim Lobinger, Christoph Stolz und Oliver Koenig knackten auch die beiden 400-Meter-Läufer Miguel Rigau (LG ASV/DSHS Köln) und Simon Kirch (SV schlau.com Saar 05) die Norm für die Hallen-EM.
Live-Ticker - Hallen-DM