| U23-EM-Bilanz

Erster in der Nationenwertung: Cheftrainer Idriss Gonschinska lobt Team-Leistung in Bydgoszcz

18 Medaillen, 185 Punkte in der Nationenwertung. Deutschland war das stärkste Land bei der U23-EM in Bydgoszcz (Polen). So fand Idriss Gonschinska, Leitender Direktor Sport und Cheftrainer im DLV, lobende Worte für das Gesamtabschneiden. Für ihn sind gerade die Entwicklungen in der U23-Klasse von besonderer Bedeutung.
Martin Neumann

Im letzten Finale der elften U23-Europameisterschaften schrammte die deutsche 4x400-Meter-Staffel trotz starker Leistung als Vierte knapp an einer Medaille vorbei. Es war am Sonntagabend in Bydgoszcz (Polen) ein passender Abschluss der Meisterschaften. Denn die deutsche Mannschaft verkaufte sich an den vier Wettkampftagen prächtig, auch wenn nicht alle (Medaillen-)Träume in Erfüllung gingen.

Nach den 44 Finals führte die DLV-Equipe mit 18 Medaillen und 185 Punkten den Medaillenspiegel sowie die Nationenwertung deutlich an. Ein Beweis für die Ausgeglichenheit des Teams. Besser als alle anderen Konkurrenten in Bydgoszcz waren die neuen U23-Europameister Marius Probst (TV Wattenscheid 01) und Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), die über 1.500 Meter das Gold-Double perfekt machten, sowie Diskuswerferin Claudine Vita (SC Neubrandenburg) und die 4x100-Meter-Staffel der Männer.

Auch ohne U23-EM-Medaille auf den Olympia-Thron

„Es ist erfreulich, dass alle Disziplingruppen Anteil am Erfolg der Mannschaft hatten“, bewertete Idriss Gonschinska die vier Wettkampf-Tage. Für den Leitenden Direktor Sport im DLV ist die U23-Klasse mit den Europameisterschaften als Höhepunkt ein wichtiger Altersbereich, in dem sich entscheidet, in welche Richtung eine Karriere verläuft.

Dabei ist für ihn die Fixierung auf die Medaillen nicht maßgebend: „Weder Christoph Harting noch Daniel Jasinski oder Johannes Vetter haben bei U23-Europameisterschaften Medaillen gewonnen.“ Wenige Jahre später standen Christoph Harting und Daniel Jasinski bei den Olympischen Spielen in Rio auf dem Podium, Johannes Vetter wurde zum zweitbesten Speerwerfer der Geschichte. „Es geht darum, sich in der U23 systematisch weiterzuentwickeln“, so Idriss Gonschinska.

Läufer agieren taktisch geschickt

Auffallend war in Bydgoszcz, mit welchem taktischen Geschick die Läufer in den Finals agierten. Marius Probst wählte im 1.500-Meter-Finale den kurzen Spurt und behielt die Ruhe auf den letzten 50 Metern, Konstanze Klosterhalfen zog den langen Spurt und unwiderstehlich davon. Alina Reh (SSV Ulm 1846) holte mit Silber das Optimum über 5.000 Meter – und das mit neuer Bestzeit als „Quasi-Solistin“.

Klar war Marc Reuther (Wiesbadener LV) im 800-Meter-Finale durch einige Rangeleien in einer denkbar schlechten Situation, doch er rettete Bronze. Über 10.000 Meter sprengte Amanal Petros (SV Brackwede) das Feld mit einer Tempoverschärfung und belohnte sich mit Rang zwei, während Geher Karl Junghannß (LAC Erfurt) seine Kräfte über 20 Kilometer geschickt eingeteilt hatte und auf den letzten zweieinhalb Kilometern noch von Platz sieben auf den Silberrang nach vorn stürmte. „Die Läufer waren allesamt gut eingestellt und haben starke Vorstellungen abgeliefert“, bilanzierte Idriss Gonschinska.

Traurig trotz Medaille

Auf der anderen Seite wurden einige persönliche Ziele nicht erreicht. Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen) ärgerte sich maßlos über Platz sieben über 400 Meter Hürden. Dreisprung-Europameister Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) war trotz Bronze „der traurigste Medaillengewinner der Meisterschaften“. Manchen Konkurrenten gelang es am entscheidenden Tag einfach besser, die Form auf die Bahn zu bringen.

Einige der nationalen wie internationalen Protagonisten aus Bydgoszcz werden auch bei der WM in London (Großbritannien) in drei Wochen eine Hauptrolle spielen. Angeführt von Olympiasiegerin Sara Kolak (Kroatien), die sich in einem hochklassigen Speerwurf-Finale mit 65,12 Metern durchsetzte.

Hart zu sich selbst: Sechs 400-Meter-Rennen an vier Tagen

Oder Karsten Warholm. Der Norweger schonte sich nicht und bestritt an vier Tagen sechs Rennen über 400 Meter bzw. 400 Meter Hürden. Im sechsten Lauf siegte der 21-Jährige über 400 Meter Hürden in der Weltklasse-Zeit von 48,37 Sekunden. Nur einmal war er in seiner Karriere schneller. Kugelstoß-Sieger Konrad Bukowiecki verzückte die einheimischen Fans mit 21,59 Metern. Auch er ist trotz bärenstarker Konkurrenz aus den USA ein Medaillenkandidat für die WM.

Für einen großen Teil des deutschen Teams muss die U23-EM in Bydgoszcz nicht die letzte gewesen sein. Knapp 40 Prozent zählen zum jüngsten U23-Jahrgang 1997. So sind sie auch 2019 bei der nächsten U23-EM in der Ostseestadt Gävle (Schweden) startberechtigt. „Wir hatten hier in Bydgoszcz ein sehr junges Team am Start. Viele Athleten haben sich im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2020 und sogar schon Richtung 2024 in eine gute Position gebracht“, sagte Idriss Gonschinska. Denn eins darf man nicht vergessen: U23-Europameisterschaften sind eine Durchgangsstation auf dem Weg zu höheren Zielen. Wenn auch eine mitunter sehr entscheidende.

<link btn>U23-EM 2017 Bydgoszcz kompakt

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