Es ist nicht das Jahr der Claudia Gesell
Sie ahnte es bereits, obwohl die 800 Meter-Vorläufe im Stadion noch gar nicht beendet waren. "Das hat nicht gereicht", war sich Claudia Gesell nach ihrem Rennen sicher. Sie hatte kein gutes Gefühl, ihre Zeit von 2:03,87 Minuten waren bei den Olympischen Spielen in Athen zwölf Hunderstel Sekunden zu langsam für das Semifinale.
Claudia Gesell konnte in dieser Saison nicht richtig durchstarten (Foto: Krebs)
Enttäuscht stand sie in der Mixed Zone und meinte. "Ich will nicht nach Ausreden suchen, aber die Substanz hat mir gefehlt." Wäre sie im letzten Lauf gewesen, hätte sie eine Chance gehabt: dort gewann die Russin Tatjana Andrianowa in 2:03,77 Minuten - und die ersten Drei kamen automatisch weiter. Doch mit wäre und hätte will sich die 1,70 Meter große Athletin nicht aufhalten. Dazu ist sie nicht der Typ. Außerdem ist die WM-Fünfte von Paris Realistin: "Das war einfach nicht mein Jahr." Was sich schon daran zeigte, dass sie ausgerechnet hinten Abstriche machen musste. Der Spurt, das ist normalerweise immer Claudia Gesells Stärke.
Doch sie musste die Saison immer wieder unterbrechen. Eine Erkältung nach der anderen warf die blonde Läuferin aus Bayern zurück. Doch Claudia Gesell ist keine, die so schnell aufgibt. Sie ist eine Kämpferin. Aber gegen die vielen Infekte konnte auch sie nichts machen.
Nichts vorzuwerfen
Für Claudia Gesell ist das olympische Ausscheiden umso bitterer, als dass die 26-Jährige für ihren Kampfeswillen berühmt ist. "Ich hatte auch absolut den Willen, weiterzukommen und bin mutig gelaufen. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, aber es hat eben nicht gereicht. Ich habe alles probiert."
Bis 50 Meter vor dem Ziel sah es noch gut aus für Claudia Gesell, sie hielt sich auf dem dritten Platz. Doch dann ging Mina Ait Hammou an ihr vorbei - und plötzlich fand sich die Läuferin vom TSV Bayer Leverkusen auf dem vierten Rang wieder. Und der reichte nicht zum Weiterkommen.
Der Vorlauf in Athen war erst ihr siebtes Freiluftrennen in diesem Jahr. Sie war auf Zickzackkurs. "Der erste Lauf in Koblenz war okay, dann hab ich mir die erste Erkältung eingefangen, der Europacup in Bydgoszcz war auch nicht schlecht, doch dann habe ich mir wieder etwas geholt, nach dem Meeting in Lausanne bin ich noch mal zehn bis zwölf Tage aus dem Training gegangen, die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele war erst danach ganz gut", erzählt die Studentin.
Wettkämpfe haben gefehlt
"Wahrscheinlich haben mir auch ein paar Wettkämpfe gefehlt", vermutet Claudia Gesell, die in Athen schon beim Aufwärmen völlig angespannt war - was ihr normalerweise gar nicht ähnlich sieht: "Ich bin eigentlich der lustige Typ!" Doch an diesem Olympia-Freitag war ihr gar nicht nach Spaßen und Flachsen.
Ob sie die Saison abbricht, oder noch ein paar Läufe bestreitet, wird sie noch entscheiden. "Das Problem ist, um in die guten Meetings reinzukommen, brauche ich gute Ergebnisse". Und für gute Ergebnisse braucht sie gute Läufe. Das ist nicht so einfach, wenn man bei Olympischen Spielen im Vorlauf rausfliegt. Doch es kommen aber auch wieder bessere Zeiten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wie gesagt: Sie ist eine Kämpferin.
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