Annika Becker – "Ich küsse keine fremden Männer"
Annika Becker, die deutsche Rekordhalterin im Stabhochsprung, holte bei der Weltmeisterschaft in Paris mit Silber die erste deutsche Medaille. Einer der ersten Gratulanten war ihr Freund, der Sprinter Steffen Otto. Bei der Nachfrage eines deutschen Journalisten antwortete die frischgebackene Vize-Weltmeisterin keck: "Ja, klar war das mein Freund. Ich küsse doch keine fremden Männer." Was Annika Becker sonst noch nach ihrem Coup im "Stade de France" sagte, erfahren Sie in dem folgenden Interview...
Annika Becker flog in Paris zu Silber. (Foto: Kiefner)
Annika Becker, Sie sind Vize-Weltmeisterin geworden, obwohl sie vorher leicht angeschlagen waren. Herzlichen Glückwunsch dazu. Sind Sie heute topfit gewesen und wie zufrieden stellt Sie die Silbermedaille?Annika Becker:
"Ich war nach dem Schnupfen, den ich hatte, mit dem Wettkampf sehr zufrieden. Ich bin in den vergangenen Tagen damit beschäftigt gewesen, das wieder in den Griff zu kriegen. Gestern war es viel schlimmer als heute. Da hatte ich kaum mehr Luft bekommen."
Mit welcher Zielstellung sind Sie in den Wettbewerb gegangen? Hatten Sie sich einen Fahrplan zurechtgelegt?
Annika Becker:
"Ich habe vor dem Wettkampf selbst keine Rechnung aufgestellt. Es kann sein, dass sich mein Trainer etwas ausgerechnet hat, aber mir hat er nichts vorgerechnet. Es war aber sehr wahrscheinlich, dass die Russinnen die Nase vorne haben werden. Der Kampf um Bronze war offen, jedoch gab es viele, die eine Chance hatten. Ich habe das Gefühl gehabt, dass im deutschen Lager mehr auf Yvonne Buschbaum geblickt wurde. Ich wollte vorher nicht groß rumtönen, dass ich Bronze hole, sondern einfach gut springen. Das habe ich gemacht."
Sie sind ein zweites Mal die 4,75 Meter angegangen, obwohl Svetlana Feofanova schon drüber war und in Führung lag. Warum haben Sie nicht gleich beim zweiten Sprung auf die nächste Höhe gewechselt?
Annika Becker:
"Das habe ich in dem Moment irgendwie nicht gecheckt. Das ging alles ein bisschen schnell."
Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem Trainer Thomas Weise, der als Animateur auf der Tribüne saß?
Annika Becker:
War er ein Animateur, ja? Sonst pfeift er immer nur so, diesmal hat er eine Trillerpfeife dabei gehabt. Ich glaube, das war schon ganz gut. Er macht das immer, um das Publikum ein wenig anzuheizen.
Sind haben das Duell mit Yvonne Buschbaum klar für sich entschieden? Welches Verhältnis pflegen Sie miteinander und ist es wichtig, immer die beste Deutsche zu sein?
Annika Becker:
"Sicherlich ist es ein Ansporn, die beste Deutsche zu sein und es ist ganz gut, wenn man sich gegenseitig ein bisschen puschen kann. Das Verhältnis unter den deutschen Stabhochspringerinnen ist sehr gut, auch wenn wir im Wettkampf Gegnerinnen sind. Das soll auch so sein."
Was haben Sie in diesem Jahr anders gemacht, damit es zum Saisonhöhepunkt mit einer Saisonbestleistung klappte?
Annika Becker:
"2001 war es für mich erst einmal wichtig, überhaupt bei der WM dabei zu sein. Letztes Jahr war ich mir schon sicherer, dass es mit der EM-Qualifikation was wird. Deshalb haben wir da entschieden, den Höhepunkt auf die Deutschen Meisterschaften zu legen. Danach haben wir für die EM neu aufgebaut, aber ich habe Probleme mit meiner Kniekehle bekommen. Ich war in München trotzdem nicht unfit, jetzt in Paris indes einen Tick besser. Wir haben auf diesen Tag hingearbeitet und es hat sehr gut geklappt. Ich habe in diesem Jahr nicht ganz so viele Wettkämpfe gemacht, um einfach frisch zu sein."
Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Wettkämpfe ausgewählt?
Annika Becker:
"Wir haben nach Orten gesucht, an denen ich gerne springe. Dann ging es auch nach dem Wettkampfangebot. Ich wollte keine drei Wettkämpfe in einer Woche machen, dann sucht man sich lieber einen guten aus."
Sie konnten das russische Duo Isinbayeva und Feofanova sprengen. Gab es eine Reaktion?
Annika Becker:
"Sie lassen sich wenig anmerken, aber ich glaube schon, dass sie überrascht und enttäuscht waren. Svetlana Feofanova konnte ich schon im letzten Jahr beim Weltcup besiegen, was zeigt, dass die Russinnen nicht unschlagbar sind. Feofanova hat bei den hohen Höhen allerdings schon noch mehr Reserven. Da muss ich erst einmal hinkommen."
Vielen Dank für das Gespräch!