| Debatte Bundesjugendspiele

Esther Fittko: "Der Schulsport muss in den Köpfen aufgewertet werden"

„In einer bewegungsarmen Gesellschaft bieten die Bundesjugendspiele für alle Schülerinnen und Schüler einen verbindlichen Anlass, sich zu bewegen“, sagte DLV-Vizepräsidentin Jugend Esther Fittko zu der Forderung, die Bundesjugendspiele abzuschaffen. Gleichzeitig sprach sie sich in einem Interview mit leichtathletik.de klar dafür aus, die Bundesjugendspiele beizubehalten.
Peter Schmitt

Christine Fink aus Konstanz, eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, plädiert mit einer Petition dafür, die Bundesjugendspiele abzuschaffen. Der Teilnahmezwang für die Kinder sei demotivierend, daran ändere auch die Teilnehmerurkunde nichts. Sind die Bundesjugendspiele noch zeitgemäß?

Esther Fittko:

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sieht in den seit 2001 existierenden, „neuen“ Bundesjugendspielen, dem Wettbewerb, eine kind- und entwicklungsgemäße Leichtathletik und damit die Voraussetzungen für eine zeitgemäße Leichtathletik. Der Wettbewerb, mit dem Anspruch eines Vielseitigkeitswettbewerbs, bietet für Grundschulen und die Orientierungsstufe eine koordinativ anspruchsvolle und konditionell angemessene Leichtathletik. Zeitgemäß sind Bundesjugendspiele dann, wenn sie in der Schule pädagogisch sinnvoll, das heißt mit allen inhaltlich-methodischen Möglichkeiten, vorbereitet und umgesetzt werden. In einer bewegungsarmen Gesellschaft bieten die Bundesjugendspiele für alle Schülerinnen und Schüler einen verbindlichen Anlass, sich zu bewegen.

Wie erklären Sie den Gegnern der Bundesjugendspiele, warum diese für die junge Generation so wichtig sind?

Esther Fittko:

Die inhaltlichen und methodischen Möglichkeiten, welche die Vorbereitung und Durchführung der Bundesjugendspiele bieten, sind eine wichtige erfahrungspädagogische Auseinandersetzung für die Kinder. Werte wie Fairplay und Engagement, das Wecken von Gemeinschaftsgeist sowie die Bedeutung der Einhaltung verbindlicher Regeln können mit diesem Schulsportfest vermittelt und erfahrbar gemacht werden.

Was tut der DLV dafür, die Bundesjugendspiele zu erhalten und das Interesse bei den Jugendlichen zu wecken?

Esther Fittko:

Der DLV hat großes Interesse daran, die Bundesjugendspiele weiterzuentwickeln und jeder Altersklasse ein entsprechendes Angebot zu machen. Eine eigene Fortbildungskonzeption wurde auf den Weg gebracht, um gerade den so wenig bekannten Bundesjugendspiele-Wettbewerb stärker in den Fokus von Lehrkräften, gerade im Grundschulbereich zu rücken. Eine Broschüre bietet detaillierte Informationen zu den Leichtathletik-Bundesjugendspielen und hier vor allem zum Bundesjugendspiele-Wettbewerb. Die Inhalte entsprechen dabei den Entwicklungen des DLV im Bereich des neuen Wettkampfsystems Kinderleichtathletik, der Lehrkonzeption, aber auch den Empfehlungen zu Training und Unterricht. Nur durch die entwicklungsgemäße Vermittlung der Leichtathletik kann ein langfristiges Verhältnis zur Sportart Leichtathletik auch im Jugend- und Erwachsenenalter geschaffen werden.

Sind Bundesjugendspiele nicht auch eine gute Möglichkeit für den DLV, Talente an den Schulen zu finden?

Esther Fittko:

Die Talentfindung ist nicht das primäre Ziel der Bundesjugendspiele. Aber der Schulsport-Wettbewerb bietet die Möglichkeit, neue Bewegungsformen kennenzulernen sowie Neigungen und Anlagen zu entdecken, und genau darin liegt für den DLV die besondere Bedeutung der Bundesjugendspiele. Kooperationen mit den örtlichen Vereinen zur Schaffung von Bildungsnetzwerken bieten hier sicherlich zahlreiche Chancen für alle Beteiligten. Nicht wenige der aktuellen Nationalteam-Athleten des DLV haben auf diesem Weg zu ihrer Sportart gefunden.

Muss es aus Ihrer Sicht unbedingt Noten bei den Bundesjugendspielen geben?

Esther Fittko:

Notengebung im Sportunterricht ist immer auch die Bewertung eines Lernprozesses. Alleine die Leistung bei den Bundesjugendspielen zu benoten wäre aus Sicht des DLV pädagogisch nicht sinnvoll.

Sollte es angesichts vieler adipöser Kinder und Bewegungsmangel in unserer Gesellschaft nicht eine Offensive für die Bedeutung des Schulsports geben?

Esther Fittko:

Jedwede Form der Bewegung hilft der gesundheitlichen Entwicklung der Kinder. Eine Offensive für den Schulsport sollte es also immer geben. Der Schulsport muss in den Köpfen aufgewertet werden.

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