Etwas Ratlosigkeit im Siebenkampf-Lager
Es war schon eine gewisse Ratlosigkeit, die am Ende der zwei Siebenkampf-Tage der Olympischen Spiele in Peking (China) bei den drei deutschen Athletinnen vorherrschte. „Es ist nicht zu erklären, warum bei uns allen Drei so der Wurm drin war. Es waren Superbedingungen und die Motivation hat auch gestimmt“, meinte mit Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg) die Erfahrenste des Trios am späten Samstagabend.
In der Summe zu viele Schwächen leistete sich das deutsche Trio, das aber standesgemäß tapfer bis zum letzten Meter kämpfte. So war es allerdings zu erklären, dass sie bei der zweiten Hitzeschlacht innerhalb eines Jahres durch die Bank, was Punkte und Platzierung betraf, schlechter abschnitten als bei der WM in Osaka (Japan), wo sie auf die Ränge fünf, sieben und 13 gekommen waren.Lilli Schwarzkopf, die vor den Spielen mit Berechtigung auf das Treppchen schielen durfte, fand in Peking nicht in die gewünschte Spur. Am Ende standen 6.379 Zähler, Platz neun und ein oft trauriges Gesicht der Paderbornerin zu Buche.
Immerhin Top Ten
Die 24-Jährige musste im Nationalstadion einen Dämpfer hinnehmen und erkennen, dass es nicht immer nur aufwärts gehen kann, nachdem sie im Juni in Ratingen ihre Bestleistung noch auf starke 6.536 Punkte verbessern hatte können. Dass sie zu den besten Siebenkämpferinnen der Welt gehört und die momentan stärkste deutsche Allrounderin ist, bestätigte sie aber nichts desto trotz auch im „Vogelnest“.
„Immerhin bin ich in den Top Ten, aber die Punktzahl enttäuscht mich. Eigentlich wollte ich etwas Besseres haben. Ich hatte mir mehr vorgenommen“, bekannte Lilli Schwarzkopf, „ich habe es ein bisschen versäbelt.“
Erstmal in Urlaub
Die Blondine erklärte auch: „Beim Weitsprung habe ich beim Anlauf einfach nicht den Druck aufbauen können, um das Brett zu treffen. Keine sechs Meter, das ist sehr, sehr unbefriedigend. Die Hürden waren schon nicht gut, und dann hat es seinen Lauf genommen. Obwohl der erste Tag noch ganz okay war, ich war nur zwölf Zähler hinter meiner Bestleistung. Wir müssen das analysieren und aus den Fehlern lernen, aber erstmal mache ich jetzt Urlaub.“ Den hat sich die EM-Dritte allemal verdient.
Jennifer Oeser und die Frage nach dem Warum
Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) arbeitete sich auf einem ordentlichen Niveau durch die sieben Disziplinen. So ließ sich auch ihr Endwert von 6.360 Punkten (Platz zwölf) einordnen. Schließlich waren das nur 18 Punkte weniger als bei der WM im Vorjahr, wo sie fünf Ränge besser abgeschnitten hatte. „Die persönliche Bestzeit über 800 Meter war am Ende noch versöhnlich. Das Gesamtergebnis muss ich aber jetzt so hinnehmen. Wenn es Platz zwölf ist, dann ist es eben so.“
Die EM-Vierte haderte nicht nur mit der Lage der schwarz-rot-goldenen Siebenkampf-Nation, sondern vor allem mit ihrer persönlichen: „Ich wollte nie in diese Situation kommen, bei Olympia Fragen nach dem Warum beantworten zu müssen, als ich das früher im Fernsehen gesehen habe. Und jetzt stehe ich hier…“
Olympiasiegerin gibt Hoffnung
Auch musste sie wie manche ihrer Vorgängerinnen bekennen: „Ich habe keine Erklärung dafür. In den beiden letzten Disziplinen habe ich noch mal gezeigt, wie ich kämpfen kann und alles gegeben.“
Mit Blick auf die WM in Berlin schöpfte die EM-Vierte aus zweierlei Gründen Hoffnung: „Vielleicht legen die anderen ja nächstes Jahr mal ein ruhiges Jahr ein.“ Auch sei die neue Olympiasiegerin Nataliya Dobrynska (Ukraine) in der letzten Saison noch hinter ihr gewesen: „Das gibt mir Hoffnung und ich hoffe auch, es war nur Trainingsfleiß, der sie nach vorne gebracht hat.“
Sonja Kesselschläger nicht im Soll
Sonja Kesselschläger als dritte deutsche Siebenkämpferin im 43-köpfigen Feld wusste von vornherein, dass es praktisch unmöglich war, ihren sechsten Platz von den letzten Spielen in Athen (Griechenland) zu wiederholen. Etwas mehr als Rang 17 und 6.140 Zähler hatte sie sich aber doch erhofft.
„Ich habe nicht erreicht, was ich erreichen wollte. Ich gehe mit drei Saisonbestleistungen nach Hause, aber auch drei schlechten Leistungen. Meine Sprünge waren weiß Gott nicht gut. Ich bin jetzt wieder um eine Erfahrung reicher. Den Wettkampf hatte ich mir aber anders erhofft“, sagte die 30-Jährige.
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