Eunice Barber ist die Ruhe in Person
Eunice Barber war eine der erfolgreichsten Athletinnen bei der WM 2003 in Paris. Gold gewann sie im Weitsprung und Silber im Siebenkampf, ihrer Spezialdisziplin. Und diesmal? Die 30-jährige Französin, die wieder den Doppelstart wagen wird, setzt sich hohe Ziele.

Eunice Barber ist bereit (Foto: Kiefner)
"Ich bin bereit und kann kaum erwarten, dass es endlich losgeht", ließ sie verlauten, "in Helsinki werde ich alles geben." Optimistisch fragte sie in die Runde: "Warum soll ich nicht über 7.000 Punkte holen?" Diese Traummarke hat sie in ihrer Karriere bislang stets verfehlt.Die ehrgeizige Mehrkämpferin, die in dem kleinen Entwicklungsland Sierra Leone geboren wurde und mittlerweile in der Champagner-Stadt Reims lebt, muss sich wie schon im "Stade de France" mit ihrer schwedischen Rivalin Carolina Klüft auseinandersetzen. Den Vergleich mit der amtierenden Olympiasiegerin und Weltmeisterin mag sie gar nicht. Doch ihre Wege werden sich wieder kreuzen.
Ausgezeichnete Form
Am 5 Juni in Arles, ihrem ersten Siebenkampf seit der WM im August 2003, feierte Eunice Barber, die von Bob Kersee, dem Ehemann von Weltrekordlerin Jackie Joyner-Kersee (7.291 Punkte in Seoul 1988), und dem Franzosen Claude Monot trainiert wird, eine eindrucksvolle Rückkehr. Mit 6.889 Zählern präsentierte sie sich in einer ausgezeichneten Form, steigerte ihren eigenen Landesrekord und untermauerte in grandioser Manier ihre WM-Ambitionen.
In der finnischen Metropole, verkündete Eunice Barber, werde sie bis zum letzten Blutstropfen kämpfen. "Ich habe nichts zu verlieren und starte ohne Druck", erklärte sie, "den 7.000 Punkten war ich noch nie so nahe wie in diesem Sommer."
Einfache Rechnung
Ihre Rechnung ist ganz einfach: "Ich muss die 100 Meter Hürden in 12,62 laufen wie in Arles, in Sevilla 1999 bin ich 1,93 Meter gesprungen, in Arles habe ich die Kugel auf 12,61 Meter gestoßen, 23,57 bin ich in Sevilla gerannt und 6,86 Meter weit gesprungen, mit dem Speer habe ich in Arles 53,07 Meter geschafft, und in Götzis 2001 lief ich die 800 Meter in 2:10,55 Minuten." Addiert man die Punkte, dann wäre die Schallmauer von 7.000 Punkten durchbrochen. Zählt man noch ihre Bestleistung im Weitsprung (7,05 m) dazu, käme ein noch besseres Ergebnis heraus.
Carolina Klüft hat diese Marke bereits überboten. Aber noch nicht in diesem Jahr. Momentan liegt sie mit 6.824 Punkten auf Platz zwei in der aktuellen Weltjahresbestenliste, was Eunice Barber, wenn man ihr glauben darf, gar nicht mitbekommen hat. "Ich hab' keine Ahnung, was sie in dieser Saison geleistet hat", erklärte sie, "denn ich schau nicht danach, was die andern machen, ich schaue nur auf mich selbst." Sie hat die Ruhe weg.