Europaverband will Crosslauf weiter stärken
Die Verantwortlichen des Europaverbandes EA konnten am Wochenende wieder freudestrahlend neue Rekordzahlen vermelden. Mit 34 Nationen und insgesamt 516 Athleten waren die Cross-Europameisterschaften im portugiesischen Albufeira so stark besetzt wie noch nie. Doch auf den zweiten Blick ist der starke Eindruck der statistischen Daten zu differenzieren.
Nach jahrelangen Zuwächsen mussten die Macher für die Rennen der Männer und Frauen niedrigere Teilnehmerzahlen vermelden. Bei den Männern gingen 75 Sportler an den Start, bei den Frauen standen sogar nur 49 Läuferinnen an der Startlinie. Auch aus Deutschland reisten weniger Athleten an die Algarve, in beiden Rennen war nur ein DLV-Starter mit von der Partie, in den vergangenen Jahren waren es immer mindestens vier gewesen.Für EA-Präsident Hansjörg Wirz sind die rückläufigen Zahlen zwar ein Wermutstropfen, doch eine Gefahr für die europäische Crosslauf-Szene sieht der Schweizer nicht. „Unsere Entscheidung, 2007 eine U23-Wertung einzuführen, war absolut richtig. Wir wollen die Sportler in dieser Altersklasse heranführen und das ist uns gelungen.“ Die Teilnehmerzahlen von 110 bei den Männern und 69 bei den Frauen geben ihm Recht. „Die Entwicklung ist positiv und die U23 hat sich stetig verbessert. Es ist logisch, dass die U23 notwendig ist, um mehr Läufer zu bekommen.“
Laufbewegung braucht alle Klassen
Dieses Vorhaben sieht Hansjörg Wirz als geglückt an. „Die entscheidende Zahl ist die Summe aus U23 und Männer. Damit bin ich sehr zufrieden. Viele der U23-Athleten könnten bei den Männern mitlaufen.“ Das Potenzial für die nächsten Jahre sei also da. Er sieht keine Gefahr, dass die Europameisterschaften Titelkämpfe für die Junioren- und die U23-Klassen werden, aufgestockt um ein attraktives Rahmenprogramm, bestehend aus den beiden Aktivenkonkurrenzen.
Klar sei, dass die gesamte Laufbewegung in Europa alle Klassen brauche. „Die U23 ist eine schwierige Zeit, wir müssen uns um diese Altergruppe kümmern, damit sie der Leichtathletik nicht verloren geht. Die Resonanz zeigt, dass es der richtige Schritt war, sie in die Titelkämpfe aufzunehmen.“ Es habe sich gezeigt, dass dadurch das Niveau des europäischen Laufsports gestiegen sei. Die EA werde diesen Weg weiter gehen.
Weiter jährlich
Hansjörg Wirz will auch keinesfalls vom jährlichen Rhythmus der Cross-Europameisterschaften abgehen. „Wir wollen den Athleten jedes Jahr Titelkämpfe bieten.“ Dies sei besonders unter dem Aspekt wichtig, da die Weltmeisterschaften von 2011 an nur noch alle zwei Jahre stattfinden.
Absagen erteilt der Schweizer dem Wunsch der IAAF, die kontinentalen Titelkämpfe in den Nicht-WM-Jahren auszutragen und Überlegungen, die kontinentalen Titelkämpfe in diesen Jahren dann auf den WM-Termin im März zu legen. „Das kommt für uns nicht in Frage. Allein schon deshalb, weil wir dann zwei Meisterschaften in einem Jahr hätten.“ Die EA wolle und werde mit dem Termin nicht herumspringen. „Wir müssen zeigen, dass wir an unsere eigenen Aktivitäten und Veranstaltungen glauben.“
Damit die Zahlen aber in den kommenden Jahren weiter nach oben gehen oder mindestens auf dem hohen Niveau bleiben, gab und gibt es in der Zentrale des europäischen Verbandes Planungen, die Serie der Crossläufe attraktiver zu machen.
Serie? Schwierige Aufgabe
„Dabei sind aber viele Dinge zu beachten. Die Crosslauf-Bewegungen sind in den Ländern unterschiedlich stark. Daher ist es schwierig, eine Serie über Europa aufzubauen, die von allen wahrgenommen wird. Es muss für die Athleten attraktiv sein, trotz der stark besetzten Wettkämpfe im eigenen Land auch im Ausland an den Start zu gehen. Dazu kommen die Probleme und die Kostenfrage bei den Anreisen“, führt Hansjörg Wirz aus. „Wir hatten bereits Ideen, doch wir wollten erst die Stadion-Leichtathletik neu aufstellen und uns dann um die Cross-Szene kümmern. Nun dauert es mit der Bahnleichtathletik länger und wir müssen für den Cross einen neuen Zeitplan mit neuen Projekten entwickeln. Wir haben noch keine Lösung auf dem Tisch liegen.“
Wann der Zeitplan fertig sein könnte, da will sich Hansjörg Wirz nicht exakt festlegen, doch werde im kommenden Frühjahr ein neues EA-Council gewählt, das sich dann der Aufgabe annehmen werde.