Europaweiter Leichtathletik-Jugendkongress
Der Europäische Leichtathletik-Verband (EAA) lud am vergangenen Wochenende erstmals zur „European Youth Athletics Conference“ nach Oslo (Norwegen). EAA-Präsident Hansjörg Wirz begrüßte 131 Delegierte aus 46 Ländern, zudem Gäste aus weiteren fünf Nationen.
In einem bemerkenswerten Vortrag verdeutlichte Fitz Kohlmann am Beispiel Jamaika, wie wichtig das „An-sich-selbst-glauben“ ist, um Höchstleistungen auch tatsächlich zu erreichen. Und dass Jamaika eine unvergleichbare, ganz eigene „Leichtathletik-Kultur“ entwickelt hat, wird dem klar, der weiß, dass etwa die Highschool-Meisterschaften der Insel täglich live und landesweit im Fernsehen übertragen werden.„Wenig von Oslo, doch viel von Europa haben wir hier sehen können“, beschrieb Dominic Ullrich, einer von drei Delegierten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) seine Kongress-Eindrücke von der verschneiten norwegischen Hauptstadt. „Von vielen Seiten hat man sich nun dem Thema Jugend genähert – und Blickrichtungen gesammelt. Das fängt bei abgestimmten Wettkampfsystemen an und hört bei variablen Bewegungsangeboten für Kinder nicht auf“, sagt Jörg Peter, der beim DLV verantwortliche U18-Bundestrainer.
Unter welchen Bedingungen ist in den Mitgliedsländern Freiluft- oder gar Hallenleichtathletik möglich? Basieren die Leichtathletik-Strukturen auf Club- bzw. Schulprogrammen oder gar beidem? Existieren Wettkampf- bzw. Wettbewerbsprogramme für Kinder? Und wenn ja: ab welcher Altersstufe? Neben interessanten Präsentationen und kurzweiligen Workshops waren prägende „Network“-Gespräche mit Delegierten aus unterschiedlichsten Nationen möglich.
Als Dank ein Schiff
Eine ganz besondere Herausforderung hielt die EAA für Jörg Peter parat, der angefragt war, in seinem Vortrag auf die Systematik des Talentfördersystems des DLV in Deutschland einzugehen. „Einen Vortrag in Englisch zu halten, der simultan ins Russische übersetzt wird, ist nicht ganz einfach!“, kommentierte Jörg Peter nach erfolgreichem Vortrag. Prompt erhielt er als Dank und aus Händen von EAA-Vizepräsident Svein Arne Hansen ein Miniatur-Wikingerschiff.
David Deister, Projektmanager für DLV-Jugendevents, stellte mit den BewegungsCamps, der Veranstaltungsreihe „LA in Aktion“ und den Multiplikatoren-Ausbildungen „teach the teachers“ Lösungsansätze des DLV vor. Schulprogramme, die zunächst direkt die Lehrerinnen und Lehrer ansprechen, sind Kollegen anderer Länder oft neu.
Svein Arne Hansen fasste am Ende der dreitägigen Veranstaltung die Ergebnisse aus den Vorträgen, Workshops und Diskussionen zusammen und formulierte eine „Agenda“ für die zukünftige Ausrichtung der Kinder- und Jugendleichtathletik. Stets dabei im Blickpunkt: Die Freude an der Bewegung, die Durchführung von alternativen Mehrkämpfen („multi-events“), die Bedeutung des Teams – angefangen bei den Jüngsten – und das Erreichen erhöhter Leistungsfähigkeit im Jugend- und vor allem im anschließenden Aktivenbereich.
Fortsetzung folgt gewünscht
Aus der Sicht der deutschen Kongressteilnehmer ist zu wünschen, dass derartige Expertentreffen ihre Fortsetzung finden und damit die Gelegenheit zum Austausch und zur Kooperation – multinational oder bilateral – gestärkt wird.
Was nehmen die Delegierten mit auf ihren Weg nach Hause? Klar, die Ziele der nationalen Verbände ähneln einander. Allen Orts geht es darum, mehr Mitglieder zu rekrutieren, die Medaillenausbeute bei internationalen Großereignissen auszubauen und das Image der Leichtathletik zu verbessern. Nur die Programme, Strategien und eingeschlagenen Wege unterscheiden sich. Das macht die Leichtathletik in Europa lebendig.
Und die herausragende Bedeutung um das Engagement der europaweiten Jugendarbeit brachte schließlich Gastgeber Svein Arne Hansen auf den Punkt: „Wem es nicht gelingt, schon die Kinder und Jugendlichen für die Leichtathletik zu gewinnen, der wird diese Menschen auch später nicht erreichen.“