Ex-Fremdenlegionär schlägt die Kenianer
Mittendrin in der mehrköpfigen Spitzengruppe versteckte er sich. Doch als es hart auf hart ging in der dritten und letzten Runde im Wald von L'Epau, drückte Driss El Himer resolut aufs Tempo. Mit einem raschen Antritt ließ er die beiden Kenianer Daniel Gachara und Georges Morawa stehen. So sehr sich Kiptoo, der Vorjahreszweite beim "22. Cross Ouest France" in Le Mans, auch mühte, den 28-jährigen Franzosen konnte er nicht mehr einholen. Mit einer Sekunde Vorsprung auf dem 10.600 Meter langen Kurs sauste El Himer (31:39 min) durchs Ziel und gewann eine der populärsten Winter-Veranstaltungen Frankreichs, die an zwei Tagen bei insgesamt 51 Wettbewerben über 15.000 Teilnehmer anlockte.
Driss El Himer war in Le Mans siegreich. (Foto: Hörnemann)
Der strahlende Sieger von Le Mans, berühmt durch sein 24-Stunden-Rennen auf der Automobilstrecke von Sarthe, ist ein interessanter Typ. Denn er war früher in Aubagne stationiert, einem kleinen Städtchen in der Provinz Bouches-du-Rhone mit 42.000 Einwohnern. Hier, im Süden Frankreichs nahe der Hafenstadt Marseille, sind die Fremdenlegionäre in einer Kaserne untergebracht.Die französische Lebensart hat es ihm angetan
Driss El Himer war selber Mitglied der "Legion étrangère", die 1831 von König Ludwig Philipp aus politischen Flüchtlingen, Deserteuren und Abenteurern geschaffen wurde. "Im Dezember 1996", erinnerte er sich, "habe ich mich für fünf Jahre verpflichtet." Die Ausbildung dauerte vier Monate. Das war für ihn eine harte Zeit, "weil ich kaum zum Trainieren gekommen bin". Dabei hatte der gebürtige Marokkaner, der in Rabat aufgewachsen ist, seine Heimat verlassen, um sich sein Geld als Läufer zu verdienen. "Vorher war ich schon kurz in den USA und in Spanien gewesen", dachte er zurück an seine Lehr- und Wanderjahre, "die französische Lebensart gefiel mir aber besser."
Driss El Himer, der 1997 die französische Staatsbürgerschaft erhalten hat, galt neben seinem Freund und Trainingspartner Mohamed Ouaadi, dem er im Oktober 2001 in Rotterdam den nationalen Marathonrekord (2:07:55 h) genommen hat, als Aushängeschild der "Legion étrangère". Talentiert war er schon immer. 1993, damals noch Junior, landete El Himer auf Rang 32 bei der Cross-WM in Amorebieta. Brahim Boutayeb, 1988 in Seoul Olympiasieger über 10.000 m, war sein großer Förderer und Hicham El Guerrouj sein Trainingspartner. Lang, lang ist es her.
Bei der WM möchte er "bleu, blanc, rouge" tragen
Natürlich möchte er sich für die WM in Paris-St.Denis qualifizieren. "Das ist mein großes Ziel", meinte der Marathon-Spezialist. Dann würde er die französischen Nationalfarben tragen: bleu, blanc, rouge – blau, weiß, rot. Als Legionär in Aubagne trug er stets eine grüne Uniform und die typische Kopfbedeckung, das weiße Käppi. "Doch beim Training", fügte der einstige Fremdenlegionär mit breitem Lächeln hinzu, "bin ich oben ohne gelaufen."
Le Mans (18./19.1.), "22. Cross Ouest France"
Männer, 10.600 m:
1. Driss El Himer (FRA) 31:39
2. Julius Kiptoo (KEN) 31:40
3. Georges Morara (KEN) 31:43
4. Fabian Joseph (TAN) 31:49
5. Hamed Badey (MAR) 32:00
6. Wesley Ochoro (KEN) 32:02
7. Daniel Gachara (KEN) 32:04
8. Mustapha Essaid (FRA) 32:19
9. Alemayehu Lemma (ETH) 32:19
10. Ali Ouadih (FRA) 32:24
Frauen, 5.500 m:
1. Colleen de Reuck (USA) 18:00
2. Salina Kosgei (KEN) 18:04
3. Bizunesh Bekele (ETH) 18:08
4. Yenealem Ayano (ETH) 16:12
5. Rabah Ndungu (KEN) 18:13
6. Nancy Omwenga (KEN) 18:16
7. Rakiya Maraoui (MAR) 18:20
8. Fatima Yvelain (FRA) 18:24
9. Nathalie Harvey (AUS) 18:28
10. Hafida Gadi-Richard (FRA) 18:30