Ex-Hürdenstar Harald Schmid in Bargau umjubelt
Eigentlich hat er sich kaum verändert. Ein paar graue Haare mehr, aber sonst wirkt er durchtrainiert wie eh und je: Dr. Harald Schmid, Deutschlands Hürden-Idol der Siebziger und Achtziger Jahre gastierte in der Bargauer Scheuelberghalle mit seiner Kampagne „Leichtathletik macht Kinder stark“.
Zusammen mit seinem Team ist er im ganzen Land im Auftrag des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) unterwegs, um einerseits für die Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August) zu werben und zum anderen Kinder und Jugendliche davon abzuhalten, ihre Probleme mit Alkohol, Nikotin oder anderen Drogen lösen zu wollen.Aus jedem der zwanzig DLV-Landesverbände wurde ein Verein ausgesucht, bei dem Station gemacht wird. Für den Württembergischen Leichtathletikverband wählte man die LG Staufen aus. Als ausrichtender Verein erklärte sich der TV Bargau bereit. Ursprünglich wollte man natürlich ins Scheuelbergstadion, aber der Regen an den Vortagen vereitelte diesen Plan. So musste man mit der für diese Aktion viel zu kleinen Scheuelberghalle vorlieb nehmen, in der das Programm in gedrängter Enge ablaufen musste.
Schneller Rennen, weiter werfen und springen
In verschiedenen Workshops verrieten Dr. Harald Schmid und seine beiden Assistentinnen den Kids, wie man schneller läuft, weiter springt und wirft. Fürs Auge besonders attraktiv war der Akrobatik-Teil, der speziell in der Abschluss-Show die Zuschauer begeisterte. Außer den Eltern sah man auch viele interessierte Übungsleiter und Sportlehrer, die sich aus erster Hand informieren wollten.
Für die Kleinen unter den Besuchern gab es einen eigenen Leichtathletik-Parcours mit sieben unterschiedlichen Übungsformen: einem Hürden-Sprint, einem Tempo-Trippel-Lauf, Speer-Ziel-Werfen, Weitsprung, Seil-Spring-Lauf, Hochsprung und Zielwurf. Alle Teilnehmer durften sich kleine Geschenke aussuchen, für die Großen gab es ein T-Shirt.
Zehn Fragen an Dr. Harald Schmid
Dr. Harald Schmid, Ihre sportlichen Erfolge sind Legion. Welches war Ihr schönster Sieg?
Dr. Harald Schmid:
Oh je, es gab so viele Siege! Vielleicht war eine Niederlage mein schönstes Erlebnis: die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Da war ich erst 18 Jahre alt.
Sicher sind Ihnen während Ihrer aktiven Zeit viele große Persönlichkeiten begegnet. Welche war für Sie die eindrucksvollste?Dr. Harald Schmid:
Das war für mich sicher Jesse Owens, der vierfache Olympiasieger 1936, den ich eben damals in Montreal kennen gelernt habe.
Sie wären bestimmt auch in anderen Sportarten erfolgreich gewesen, bei denen mehr Geld zu verdienen gewesen wäre. Haben Sie jemals bereut, Leichtathlet geworden zu sein?Dr. Harald Schmid:
Das bin ich schon oft gefragt worden. Ich sage dann immer im Spaß: Boris Becker musste manchmal für sein Geld fünf Stunden auf dem Tennisplatz schuften. Bei mir war das immer in weniger als fünfzig Sekunden erledigt. Nein, im Ernst: Das Geld darf nie im Vordergrund stehen. Sport muss Freude machen!
Wie verlief Ihr Lebensweg nach dem Ende Ihrer sportlichen Karriere als dreimaliger Europameister und Vizeweltmeister über 400 Meter Hürden?
Dr. Harald Schmid: Ich habe mein Studium beendet und in Sportwissenschaften promoviert. Dann war ich als Sportlehrer an verschiedenen Schulen tätig und habe von der Grundschule bis zum Abitur unterrichtet. Als wir dann die Kampagne „Kinder stark machen“ entwickelt haben, ging ich aus dem Schuldienst heraus.
Hat es Sie nie gereizt, als Trainer oder gar Sportwart beim DLV Verantwortung zu übernehmen?Dr. Harald Schmid: Ich habe zusammen mit meiner Frau erfolgreich einige Athleten trainiert, so etwa den Olympiateilnehmer Edgar Itt. Aber das beanspruchte sehr viel Zeit. Und beim DLV haben damals einfach die Rahmenbedingungen nicht gestimmt.
Was sagen Sie zur Entwicklung der internationalen Leichtathletik seit Ihrem Abschied von der Laufbahn 1990?Dr. Harald Schmid:
Auf meiner Strecke hat es eigentlich keine Vorwärtsentwicklung gegeben. In anderen Disziplinen dagegen überraschten mich doch einige Leistungen. Wobei es schon zu meiner Zeit Doping gegeben hat. Ich habe schon zu einem frühen Zeitpunkt verstärkte Trainingskontrollen gefordert.Wie bewerten Sie die deutschen Chancen vier Monate vor der WM in Berlin?
Dr. Harald Schmid: Nach den Hallen-Europameisterschaften von Turin sind diese sicher größer geworden. Es haben sich einige neue Sportler in den Vordergrund gedrängt. Wobei jedoch nicht übersehen werden sollte, dass in Berlin rund 200 Nationen um die Medaillen konkurrieren werden. Die Leichtathletik ist eben die meistverbreitete Sportart weltweit.Werden Sie im Olympiastadion in offizieller Mission tätig sein?Dr. Harald Schmid:
Wir werden an einem Tag mit den Kindern des ausgelosten Vereins aus der Kampagne „Kinder stark machen“ die WM-Wettkämpfe besuchen und ein Rahmenprogramm absolvieren.Was raten Sie jungen Athleten, die noch am Anfang Ihrer Entwicklung stehen?Dr. Harald Schmid:
Auch wenn Du gut bist, ist es noch ein langer Weg! Und es geht nicht immer gut. Außerdem: Wenn Du 17 bis 19 Jahre alt bist, solltest Du richtig angreifen! Ich war mit 18 bei Olympia!Wie halten Sie sich persönlich fit?Dr. Harald Schmid:
Ich versuche, so oft es geht, zu laufen und körperliche Bewegung zu machen.
Auch Akrobaten auf schwankenden Leitern konnte Harald Schmid (links) präsentieren (Foto: Bendl)