Ezekiel Kemboi - Der Herr der Hindernisse
25 Medaillen bei 14 Weltmeisterschaften - kein Land dominiert so sehr in einer Disziplin wie Kenia über 3.000 Meter Hindernis der Männer. Besonders ein Mann personifiziert diesen Erfolg: Ezekiel Kemboi. Dreimal Gold und dreimal Silber hat er zur überragenden WM-Bilanz seines Landes beigetragen, dazu kommt noch zweimal Olympia-Gold. Eine Fortsetzung ist geplant.
"Ich bin der König." Diesen Satz erlaubte sich Ezekiel Kemboi, nachdem er in Moskau (Russland) sein drittes WM-Gold infolge gewonnen und wie von ihm bekannt ausgelassen gefeiert hatte. Bei seinen sechsten Weltmeisterschaften holte er auch die sechste Medaille. Ohne Doppelstarts haben nur noch Stabhochsprung-Legende Sergey Bubka (Ukraine) und der Chemnitzer Ex-Diskuswerfer Lars Riedel so viele Medaillen bei Weltmeisterschaften abgegriffen - ebenfalls Könige in ihren Disziplinen.Das Hindernis-Finale im Lushniki-Stadion war auch ein Kampf der Generationen. Der 31-jährige Ezekiel Kemboi hatte es auf den letzten Metern mit seinem 18-jährigen Landsmann Conseslus Kipruto zu tun. Der U20-Weltmeister hatte noch das Nachsehen und gewann Silber.
Dass er ein potentieller Nachfolger des großen Ezekiel Kemboi ist, zeigt der Blick auf das Diamond Race. Während der Weltmeister nach seinem Triumph von Moskau mit muskulären Problemen zu kämpfen hatte und kein vernünftiges Rennen mehr ins Ziel brachte, hielt der 18-Jährige seine Form und sicherte sich Gesamtsieg und Jackpot der momentan wichtigsten Meeting-Serie, in der er seinen großen Landsmann schon vor der WM geschlagen hatte.
Später Einstieg
Als Ezekiel Kemboi so jung war, gehörte er noch nicht zur Weltspitze. Anders als bei vielen anderen Spitzenläufern aus Kenia gehörte die Leichtathletik nicht vom Kindesalter an zum Alltag. Als im Alter von 17 Jahren die Schule beendet war, schnürte der bis dahin leidenschaftliche Fußballer erstmals die Laufschuhe.
Kein geringerer als der 800-Meter-Olympiasieger von Seoul (Südkorea) Paul Ereng (Kenia) erkannte das große Talent des 1,65 Meter kleinen Athleten, der schnell auf die Hindernisse setzte und nur zwei Jahre später erstmals Afrikameister der Junioren wurde.
Zweite Heimat Italien
Die internationale Karriere zu starten war nicht einfach. Der Kenianer schrieb an mehrere europäische Manager, aber nur der Italiener Enrico Dionisi meldete sich zurück und landete damit einen Volltreffer. Bis heute arbeiten die beiden zusammen und Ezekiel Kemboi schlägt regelmäßig sein Sommerlager in Siena (Italien) auf und läuft von Erfolg zu Erfolg.
Bei seinem ersten Olympia-Gold 2004 profitierte er noch von der Sperre des von Kenia nach Katar gewechselten Saif Saeed Shaheen, der kurz nach den Spielen von Athen (Griechenland) Weltrekord lief (7:53,63 min) und zweimal vor Kemboi Weltmeister wurde.
Nach einem Rückschlag und Platz acht bei Olympia 2008 in Peking (China) bestieg der Besitzer einer Farm dann endgültig den Hindernis-Thron. In Berlin wurde Ezekiel Kemboi zum ersten Mal Weltmeister, der in seiner langen Karriere dreimal unter acht Minuten blieb.
Wechsel zum Marathon offen
Bis Olympia 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) will der Doppel-Olympiasieger noch Medaillen sammeln - geliebäugelt hatte er mit einer Umstellung auf den Marathon. Bisher ist der Vater von zwei Söhnen aber nicht über 10-Kilometer-Rennen hinausgekommen, wo seine Bestzeit bei 28:38 Minuten liegt.
Sein heutiger Trainer - kein geringerer als der ebenfalls dreimalige Hindernis-Weltmeister Moses Kiptanui - rät erst einmal bei den Hindernissen zu bleiben. Und solange die andere große Läufernation Äthiopien diese Strecke nicht für sich entdeckt, wird die kenianische Dominanz wohl weitergehen, womöglich vorerst noch in Person von Ezekiel Kemboi. Und wenn nicht, stehen genug junge Athleten bereit, die in seine Fußstapfen treten wollen.