Fabian Clarkson - „Hallen-EM wäre ein Traum“
Fabian Clarkson hat am Wochenende mit einer neuen 3.000 Meter-Bestzeit von 7:53,92 Minuten überrascht. Damit blieb der Athlet vom SCB Berlin, der im zweiten Jahr in den USA an der Oklahoma State University studiert, sogar unter der Hallen-EM-Norm (7:54,50 min). Christian Fuchs sprach mit dem 22-Jährigen über die Ausgangslage für einen Start in Göteborg (Schweden; 1. bis 3. März), seine Entwicklung und die Voraussetzungen in den USA.
Fabian Clarkson, herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Steigerung über 3.000 Meter. War das Rennen denn überhaupt als Jagd auf die Hallen-EM-Norm geplant?Fabian Clarkson:
Nicht direkt. Vor zwei Wochen war ich schon eine ordentliche Meile mit einer neuen Bestzeit gelaufen. Mein Heimtrainer Egidijus Pranckus hatte mich danach schon darauf hingewiesen, dass die Norm angreifbar wäre. Ich hatte aber während des Rennens nicht soviel darüber nachgedacht. Im Ziel war ich mir erst auch gar nicht sicher. Ich war Siebter, die Uhr war fünf Sekunden vor mir für den Sieger stehen geblieben. Ich wusste erst ein paar Minuten später Bescheid.
Was war es dann für ein Gefühl, als Sie die Zeit erfahren haben?
Fabian Clarkson:
Es war gemischt. Die Norm ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Neben der Hallen-EM gibt es hier in den USA aber auch immer das Ziel, es zu den nationalen Meisterschaften zu schaffen. Für die Studenten-Meisterschaften ist das extrem schwer. In der Halle qualifizieren sich die besten sechzehn Zeiten. Mit dieser Zeit bin ich jetzt auf Platz 15. Da es aber noch vier Wochen bis zu den Hallen-Meisterschaften sind, ist das große Bangen angesagt.
Gab es schon Kontakt mit dem Bundestrainer, was einen möglichen Hallen-EM-Start betrifft?
Fabian Clarkson:
Ich habe Glückwünsche von ihm bekommen. Ich soll mich auch melden, wie es weitergeht. Aber es ist noch nichts entschieden worden. Ich muss jetzt erst einmal mit meinem Heimtrainer und meinem Vater, der mich auch als Manager betreut, sprechen.
Nach den DLV-Richtlinien müssten Sie für die Nominierung zur Hallen-EM bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften starten. Wäre das überhaupt möglich?
Fabian Clarkson:
Ich bin kein Profiathlet, ich bin in den USA Student. Deshalb ist es ganz schwierig, für die Hallen-DM und die Hallen-EM freizunehmen. Ich hatte das bereits zum Ende des letzten Semesters gemacht, um bei der Cross-EM starten zu können. Dann habe ich aber meine Prüfungen verpasst, weil ich wegen eines Schneesturms nicht rechtzeitig zurück in die Staaten gekommen bin. Deshalb habe ich Nachholbedarf. Es würde mich deshalb riesig freuen, wenn ich auch ohne einen Start bei der Hallen-DM für die Nominierung vorgeschlagen werden könnte. Ich bin schon zweimal bei der Cross-EM für Deutschland im Jugend- und Juniorenbereich gestartet. Die Hallen-EM wäre jetzt ein absoluter Traum.
Eine Woche später stünden dann die Studenten-Meisterschaften in den USA an?
Fabian Clarkson:
Ja, diese sind eine Woche später. Wir haben hier an der Uni momentan ein läuferisch unglaublich starkes Team mit vier, fünf Jungs, die große Taten vollbringen können. Wir sind in einer guten Position und wollen uns bei den Meisterschaften gut präsentieren. Deshalb möchte ich auf jeden Fall für das Team dabei sein.
Sie konnten sich in den USA weiterentwickeln. In Deutschland werden gerade die US-Stipendien oft heiß diskutiert. Wie bewerten Sie das aus der eigenen Erfahrung?
Fabian Clarkson:
Man trifft bei den Wettkämpfen auch immer andere deutsche Athleten. Es geht den meisten hier sehr gut und es gefällt allen. An den Rennen sieht man die Qualität. Auch die Trainingsbedingungen stimmen. Es ist eine andere Liga, die man hier geboten bekommt. Mir standen in Deutschland mit Bestzeiten von 3:49 über 1.500 und 8:13 Minuten über 3.000 Meter nicht alle Tore offen. Ich hatte mich bemüht, in den USA eine Uni zu finden, die mir gut passt. Ich arbeite auch immer noch sehr eng mit meinem Heimtrainer in Berlin, Egidijus Pranckus, zusammen. Aber vor allem nachdem ich hier die Zeit, die Trainingspartner und die Trainingsbedingungen habe, um so hart zu trainieren und den Sport so ernst zu nehmen, wie ich möchte, geht es bei mir bergauf.
Welchen Einfluss kann Ihr Heimtrainer noch nehmen?
Fabian Clarkson:
Ich bin in die USA gekommen, um hier mit dem Team und ein paar der besten Juniorenathleten der Welt zu trainieren. Also mache ich nicht mein eigenes Ding. Aber immer wenn ich Fragen habe, zum Beispiel zu Umfängen und Intensitäten, frage ich immer meinen Heimtrainer. Er kennt mich am besten. Wir arbeiten schon fünf Jahre zusammen und er weiß, wie ich mich entwickelt habe. Er hat klare Ziele und kläre Pläne für mich. Ich vertraue ihm völlig. So hat mein Trainer nach wie vor einen großen Einfluss darauf, wie ich trainiere.
Wo würden Sie im Vergleich mit Deutschland die Unterschiede sehen, was Training und Wettkampf betrifft?
Fabian Clarkson:
Das Training in den USA ist generell umfangorientierter. Die Laufkultur ist hier viel ausgeprägter. Wir haben zum Beispiel auch bei Cross-Meisterschaften ein unglaubliches Aufgebot an Talent. Da werden einem jedes Mal die Grenzen aufgezeigt. Die Qualität ist so hoch, dass man sich ständig durchsetzen muss. Man ist immer wieder gefordert. Es ist immer spannend.
Wenn Sie den Blick noch weiter Richtung Sommer richten. Wie sieht Ihr Plan aus?
Fabian Clarkson:
Das ist schwer zu sagen. Da muss ich noch mit meinen Trainern darüber sprechen. Bisher habe ich keine Gedanken an die WM in Moskau verschwendet. Ich habe jetzt eine Riesensteigerung vollbracht. Ich werde auf jeden Fall in den USA die Saison laufen und auskosten. Bessere Rennen kriege ich in Europa nicht geboten. Ich will auch später für die nächste Crosssaison und die Studenten-Meisterschaften wieder fit sein. Ich würde auch gerne bei der nächsten Cross-EM, dann bei den Männern, wieder für Deutschland starten. Wenn sich alle zusammen tun und den Cross ernst nehmen würden, könnten wir da auch ein ordentliches Team zusammenbekommen. Darüber würde ich mich sehr freuen. Ich würde auch gerne mal ein deutsches Team auf dem Medaillenpodest sehen.