| Neue Meister

Fabian Heinle – Nach Knieverletzung zum Aufsteiger des Jahres

In Nürnberg haben elf DLV-Athleten zum ersten Mal bei Deutschen Meisterschaften der "Großen" ganz oben auf dem Treppchen gestanden. Einige von ihnen haben schon große internationale Erfolge gefeiert - andere wollen den Sprung auf die große Bühne von Olympia, WM und Co. noch schaffen. leichtathletik.de stellt die „Neuen Meister“ vor. Heute: Weitspringer Fabian Heinle (LAV Stadtwerke Tübingen).
Jan-Henner Reitze

<link nationalmannschaft athletenportraet athlet detail fabian-heinle>Fabian Heinle
LG Stadtwerke Tübingen

*14. Mai 1994
Größe: 1,87 Meter
Gewicht: 65 Kilo

Weitsprung

Bestleistung: 8,25 Meter (2015)
U23-Europameister 2015
Deutscher Meister 2015
Vierter U20-EM 2013

Geduld, Gelassenheit und die Gewissheit, dass eben doch Weltklasseleistungen in ihm stecken. Von allen drei Faktoren hat Fabian Heinle eine ordentliche Portion bewiesen, indem er sich als großes Nachwuchstalent nach einem Kreuzbandriss noch stärker zurückmeldete und 2015 gleichmal den Anschluss an die internationale Spitze herstellte.

„Damit habe ich nicht gerechnet. Ich hatte vielleicht 7,80 Meter bis acht Meter im Hinterkopf. Dass es der U23-EM-Titel, 8,25 Meter und die WM-Qualifikation geworden sind, ist unbeschreiblich", blickt der 21-Jährige auf seine ereignisreiche Saison zurück, die er erst einmal sacken lassen musste. Der erste Deutsche Meistertitel beim ausgelagerten Wettbewerb auf dem Nürnberger Hauptmarkt war ein weiteres Highlight. Mit 8,03 Metern gelang ihm dort einer von vier Acht-Meter-Wettkämpfen des Sommers.

Die Turbo-Geschwindigkeit, mit der sich der Weitspringer Richtung Weltelite katapultierte, bekam er in den ersten beiden Versuchen der WM-Quali nicht aufs Brett. Die im dritten Durchgang erzielten 7,96 reichten um drei Zentimeter nichts fürs Finale. Dennoch bleibt die Erkenntnis: Trotz des Drucks im letzten Versuch, kam noch eine ordentliche Weite heraus. Der Sprung in ein internationales Finale im Erwachsenenbereich ist nur aufgeschoben.

Comeback nach Kreuzbandriss

Dass Fabian Heinle inzwischen in diesen Maßstäben denkt, hätte im Januar 2014 wohl kaum ein Fachmann für möglich gehalten. Nach schnellen Verbesserungen mitten hinein in die internationale Spitze der U20, zog sich der gelernte Mechatroniker einen Kreuzbandriss zu. Eine Rückkehr zum Leistungssport lag zwischenzeitlich in weiter Ferne.

Dank professioneller medizinischer Betreuung, zurückkehrendem Selbstvertrauen und einem entsprechenden Heilungsverlauf, wurde ein Comeback ein Jahr später möglich. Schon in der Hallensaison 2015 sprang der Tübinger auf Rang drei bei der DM und meldete sich mit 7,81 Metern auf dem Niveau von vor der Verletzung zurück.

Mit der Leichtathletik hat der U23-Europameister schon begonnen, als er noch in die Grundschule ging. Steil nach oben ging es, nachdem Trainer Tamas Kiss das Talent des damaligen U18-Athleten erkannte und die Betreuung übernahm. Neben dem Sport macht Fabian Heinle im Moment nach abgeschlossener Ausbildung sein Fachabitur. 

Olympia anvisiert

So schnell wie sich die Erfolge wieder eingestellt haben, steht auch schon das nächste Ziel im Fokus: Alles dreht sich um die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien). Natürlich auch bei Fabian Heinle, der sich, wie viele seiner Mitstreiter im DLV-Team, schon mit der Teilnahme am größten Sportereignis der Welt einen Traum erfüllen möchte.

Der Weg ist vorgezeichnet und möglichst dort weiterzumachen, wo es 2015 endete. Die EM in Amsterdam (Niederlande) bietet als Vorgeschmack auf Olympia einen willkommenden Härtetest. In Rio könnte es dann nicht - wie bei der WM in Peking - bei einem Auftritt in der Qualifikation bleiben. Fabian Heinle ist heiß drauf, noch weiter zu fliegen, bleibt seiner ruhigen Art aber dennoch treu. "Es gilt, gut über den Winter zu kommen. Keine Verletzungen. Dann kann es wieder weit gehen." Noch unklar ist, für welchen Verein der Deutsche Meister im kommenden Jahr auf Weitenjagd geht.

Video: <link video:12620>Fabian Heinle: "Atmosphäre war einzigartig"

Das sagt Bundestrainer Uwe Florczak:

Fabians Entwicklung in diesem Jahr ist schon erstaunlich, besonders wenn man den im letzten Jahr erlittenen Kreuzbandriss berücksichtigt. Er hat 2015 nicht nur seinen ersten Acht-Meter-Sprung geschafft, mit 8,25 Metern ist er gleich in die erweiterte Weltspitze gesprungen, belegt Platz zwölf in der Weltrangliste. Die Erfolge in diesem Jahr sind beeindruckend: U23-Europameister mit 8,14 Metern, Deutscher Meister der „Großen“ mit 8,03 Metern, Deutscher U23-Meister mit 7,91 Metern und eine gute Vorstellung bei seinen ersten Weltmeisterschaften in Peking. Was zeichnet ihn aus? Da finden sich mehrere Eigenschaften. Zum einen ist es seine Konstanz, sein 6er-Schnitt von 8,07 Metern ist für einen 21-Jährigen Weitspringer sehr gut. Fabian kann seine Leistungsfähigkeit bei großen Wettkämpfen abrufen. Siehe Erfolge 2015. Auch die Vorstellung bei der WM in Peking bestätigt dies, nach zwei ungültigen Versuchen im dritten noch 7,96 Meter zu springen, zeigt seine Qualität. Fabian ist ein toller Junge, seine ruhige besonnene Art ist sicher ein Pluspunkt für seine weitere Karriere, er sollte sich das bewahren. Potential gibt es in allen Bereichen. Fabian ist jung und noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. Fabian hat noch kein langes Trainingsalter. Mit 17 finde ich das erste Weitsprungergebnis von 6,71 Metern. Nach dem Kreuzbandriss im letzten Jahr wurde das planmäßige Training unterbrochen. Daher sind in allen Bereichen - Kraft, Schnelligkeit, Mehrfachsprünge und Technik - Entwicklungspotentiale vorhanden.

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