Fabiana Murer - Auf Yelena Isinbayevas Spuren
Fabiana Murer ist schon seit geraumer Zeit unangefochten die beste Stabhochspringerin Südamerikas, spätestens seit ihrem dritten Platz bei den Hallen-Weltmeisterschaften gehört die Brasilianerin auch weltweit zu den Stars der Szene. Zuletzt untermauerte sie das mit der Verbesserung ihres Kontinentalrekordes auf 4,80 Meter. Dabei wandelt sie auf den Spuren von keiner Geringeren als Weltrekordlerin Yelena Isinbayeva.

Ihrem Vater Vanderlei verdankt sie es, dass sie zur Leichtathletik kam. Nachdem die turnerische Laufbahn mit 17 Jahren ihr Ende fand, las dieser einer Zeitungsannonce, in der der örtliche Leichtathletik-Club in ihrer Heimatstadt Campinas Nachwuchskräfte suchte. Dort begegnete sie Elson Miranda de Souza, der sie bis heute trainiert.
Auf Grund ihrer Statur legte dieser Fabiana Murer den Stabhochsprung nahe. Wenig später wechselte sie ihren Verein und zog in das fast elf Millionen Einwohner zählende Sao Paulo, wo sie sich anfänglich nicht wohlfühlte. „Ich war gerade mal 18 Jahre alt und wusste nicht, wie ich in so einer großen Metropole überleben kann.“
Erste Erfolge in der Juniorenzeit
Dennoch stellten sich in ihrer Juniorenzeit die Erfolge ein. Dreimal in Folge gewann sie zwischen 1998 und 2000 bei den Südamerikanischen Nachwuchs-Titelkämpfen und verbesserte sich auf 3,90 Meter. Die Hoffnungen in Brasilien waren groß, als sie im Erwachsenenalter angelangt war, doch die Leistungen stagnierten.
Einerseits lagen die Gründe dafür in ihrer beruflichen Belastung, Fabiana Murer begann eine Ausbildung zur Physiotherapeutin, die sie 2004 beendete, eine andere Ursache für den Stillstand in ihrer Leistungsentwicklung war die Begegnung mit einer Trainerlegende.
Vitaly Petrov veränderte alles
Vitaly Petrov, der sich seine Ausnahmestellung unter den Stabhochsprungtrainern durch seine Arbeit mit Männer-Weltrekordhalter Sergej Bubka (Ukraine) erarbeitet hat, gab der Brasilianerin den Tipp, ihre Technik vollständig umzustellen. „Vitaly veränderte alles: Wie ich den Stab zu halten habe, wie ich anlaufen muss, die Technik bei der Lattenüberquerung, einfach alles. Ich vertraute ihm, da ich die Videos mit Sergej Bubka gesehen hatte und erkannt habe, dass das die Art ist, wie ich springen muss.“
Während all das Neuerlernte fruchtete, dauerte es bis 2003, bis sie erstmals 4,00 Meter überquerte. Im Olympiajahr 2004 verbesserte sie sich auf 4,25 Meter, nicht genug für den Brasilianischen Leichtathletik-Verband, um sie für die Spiele zu nominieren. Die rapide Entwicklung setzte sich jedoch fort, 2005 nahm sie an den Weltmeisterschaften teil und stellte mit 4,40 Metern erstmals einen Landesrekord auf.
Durchbruch in Monte Carlo
Der internationale Durchbruch gelang ihr ein Jahr später. Beim Super Grand-Prix-Meeting in Monte Carlo (Monaco) besiegte sie die Polin Monika Pyrek und verbesserte mit 4,66 Metern den Kontinentalrekord Südamerikas.
In der Halle wiederholte sie diese Marke und holte sich bei den Pan-Amerikanischen Spielen 2007 ihren ersten Titel. Zu Beginn dieses Jahres stand sie erstmals gemeinsam mit Yelena Isinbayeva auf dem Podium. Mit der erneuten Bestmarke von 4,70 Metern gewann sie mit Monika Pyrek Bronze hinter Jenn Stuczynski (USA) und der Weltrekordlerin Yelena Isinbayeva bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Valencia (Spanien) - eine Podiumsbelegung, die durchaus bei den Olympischen Spielen in Peking (China) eine Neuauflage erleben könnte.
Mit ihren 4,80 Metern, die Fabiana Murer bei den Landesmeisterschaften Ende Juni in Sao Paulo gesprungen ist, gehört sie zweifelsohne zu den Anwärtern auf eine Olympia-Medaille. „Technisch gesehen gibt es im Moment keine bessere Springerin auf der Welt“, sagt ihr Heimtrainer Elson Miranda de Souza selbstbewusst. Im Unterschied zu Yelena Isinbayeva hat sie mit ihren 57 Kilogramm jedoch weniger Kraft und ist auch nicht so schnell im Anlauf.
Gemeinsam mit Yelena Isinbayeva in Formia
Im italienischen Formia, wo Anfang April offiziell ein Stabhochsprungzentrum des Weltverbandes IAAF eingeweiht wurde, bereitet sie sich mit Vitaly Petrov auf die bevorstehenden Aufgaben vor. Yelena Isinbayeva ist dann auch dabei. 2005 wechselte die Olympiasiegerin zu dem Trainer-Guru und stellte damals auch viel in ihrer Technik um.
Gemeinsam auf Höhenjagd gehen Fabiana Murer und Yelena Isinbayeva beim Golden League-Meeting in Rom (Italien) am 11. Juli. Weitere Auftritte folgen für Fabiana Murer in London (Großbritannien), Stockholm (Schweden), Monte Carlo (Monaco) und Luzern (Schweiz), bevor sie die Reise ohne Umwege in die chinesische Sonderverwaltungszone Macao antritt, wo sie sich für die Olympischen Spiele akklimatisieren wird.