Fabienne Kohlmann - Krücken statt Hallensaison
Fabienne Kohlmann hat ihre Hallensaison abgesagt. Wenn man sie kurz vor dem Jahreswechsel sah, fiel es nicht schwer zu erraten, warum: denn die 21-Jährige lief da noch auf Krücken. „Ende Januar oder Anfang Februar werde ich wohl wieder in das Lauftraining einsteigen“, sagt sie. Bis dahin sind die nächsten Schritte Reha, Physiotherapie, Ergometer-Training und Aquajogging. Rechtzeitig zum Neuen Jahr konnte sie immerhin schon die Laufhilfen zur Seite legen.
Grund für die Umstände ist eine Operation am linken Knie, der sich Fabienne Kohlmann noch vor Weihnachten unterzogen hat. Dieses habe bereits zu Beginn der Vorbereitung Probleme im Training bereitet. Meist sei nur alternatives Training möglich gewesen, berichtet die 400 Meter Hürden-Läuferin. In der Folge habe sie verschiedene Ärzte konsultiert. Es stellte sich heraus: Das Problem war größer als gedacht.Eine Zeit lang hoffte Fabienne Kohlmann auf eine Operation verzichten zu können, letztlich erschien ihr ein Eingriff am Meniskus jedoch als beste Alternative. „Ich bin zuversichtlich, dass es mit der OP nun getan ist“, sagt die sympathische 21-Jährige. Sie habe sich bewusst entschieden, die Operation noch vor Weihnachten hinter sich zu bringen, damit sie in der Folge genug Zeit für eine ausgiebige Saisonvorbereitung habe. Denn 2011 soll ähnlich erfolgreich werden wie das vergangene Jahr.
2010 lief „wie am Schnürchen“
2010 wurde Fabienne Kohlmann Deutsche Meisterin über 400 Meter Hürden, erreichte über diese Distanz das Halbfinale der Europameisterschaft, in dem sie nur um 18 Hundertstelsekunden am Finaleinzug vorbeiglitt. Zudem gab es EM-Silber mit der 4x400 Meter-Staffel. Überdies führt sie die deutsche Jahresbestenliste nicht nur über die hürdenbestückte Stadionrunde, sondern mit ihrer in Dessau gelaufenen Zeit von 2:00,72 Minuten auch über 800 Meter an.
„2010 lief alles wie am Schnürchen“, sagt die Athletin der LG Karlstadt-Gambach-Lohr rückblickend. Nur einen Ausrutscher habe es gegeben: den Hürdenlauf in Bergen (Norwegen), bei der Team-EM. „Der war unter aller Sau“, merkt sie an. Gut gemacht habe sie dies jedoch mit einem guten Rennen in der Staffel beim gleichen Wettkampf.
Ziel für 2011 sind Teilnahmen bei der WM im koreanischen Daegu sowie bei der U23 EM in Ostrava (Tschechische Republik). Nach Möglichkeit jeweils in der Staffel und im Einzelstart. „Das wird kein Zuckerschlecken“, weiß die 21-Jährige, sagt jedoch auch: „Das halte ich schon aus.“ Wie weit es gehen mag, sollte die Qualifikation gelingen, weiß sie noch nicht. Ziel seien neue Bestleistungen. Wenn dies klappt, wie im vergangenen Jahr, als sie in Barcelona (Spanien) zweimal ihre Bestzeit über 400 Meter Hürden verbesserte, sei das schon in Ordnung.
Wechsel auf die 800 Meter wäre übereilt
Auf einen Erfolgsgaranten des vergangenen Jahres muss Fabienne Kohlmann aber verzichten: Andreas Knauer. Der trainierte die Hürdenläuferin 2010, geht nun jedoch zurück nach München, wo er als Leitender Landestrainer des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes arbeitet. Zu ihm gewechselt war Fabienne Kohlmann, nachdem sie 2009 ihr Abitur machte. Damit folgte der Umzug nach Erfurt, wo sie seit dem trainiert. Im 50 Kilometer weit entfernten Jena studiert sie Psychologie.
Für Fabienne Kohlmann bestand nun die Möglichkeit, ihren Wohn- und Studienort ebenfalls nach München zu verlegen. Sie entschied sich jedoch zu bleiben. Mit Enrico Aßmus hat sie ihren neuen Trainer gefunden. Der trainiert unter anderen auch 800 Meter-Läufer Sebastian Keiner.
Das freilich gibt der Frage, ob Fabienne Kohlmann auf die 800 Meter-Distanz wechseln will, neue Nahrung. Die Antwort: Nein, es soll bei den Hürden bleiben. „Nur weil es über die 800 Meter einmal gut geklappt hat, direkt ganz umzusatteln, fände ich übereilt“, stellt die Psychologie-Studentin klar. Rennen über diese Distanz, auch in starken Feldern, würden aber klar zur Saisonplanung gehören.
Trainingslager auf Zypern dennoch ein Gewinn
Zunächst heißt es aber: fit werden. Trotz der Probleme mit dem Knie war Fabienne Kohlmann in der Saisonvorbereitung unter anderem mit dem DLV-Top-Team auf Zypern. „Es tat gut, sich ohne den Druck eines Wettkampfes mal mit Leuten aus anderen Disziplinen unterhalten zu können.“ Sie ist der Ansicht, viel mitgenommen zu haben: „Vor Ort hatten wir Ernährungsberatung und Motivationstraining. Das war schon alles sehr interessant.“
Vor allem der verletzungsfreie Winter sei im Vorjahr ein Kriterium für den Erfolg gewesen, berichtet die 21-jährige. In dieser Hinsicht sei dieser Winter das komplette Gegenteil. „Die Herausforderung ist es, trotzdem erfolgreich zu sein“, sagt Fabienne Kohlmann. Sie wirkt zuversichtlich, das zu schaffen.