Jan Fitschen zieht Flagstaff Moskau vor
Jan Fitschen hat es sofort gewusst. Als er am Samstagabend beim Sparkassen-Cup in Stuttgart auf den 3.000 Metern als Sechster über die Ziellinie lief, riss er jubelnd die Arme hoch und freute sich so überschwänglich, wie man das von ihm kennt. "Das war ein klasse Rennen", sagte er danach.

Jan Fitschen läuft schnell, aber nicht in Moskau (Foto: Chai)
In 7:47,53 Minuten hatte er sich in prächtiger Form präsentiert und eine neue persönliche Hallen-Bestleistung auf die Bahn gebracht. Die Leistung verdiente umso mehr Respekt, weil der Rennverlauf dem Wattenscheider nicht in die Karten spielte. Auf der zweiten Hälfte war er auf sich alleine gestellt, nachdem die Spitzengruppe mit den internationalen Weltklasse-Läufern ein höheres Tempo angeschlagen hatte. Obwohl gesundheitlich etwas gehandicapt (Nasennebenhöhlen), kämpfte Jan Fitschen im Alleingang um eine flotte Zeit und wurde belohnt. Er stellte letztlich zufrieden fest: "Das Rennen war nicht optimal für mich, weil ich nirgendwo mitrollen konnte. Da war niemand in meiner Preisklasse. Aber ich bin offensiv gelaufen und habe zum richtigen Zeitpunkt meine Konkurrenten überholt, zur Hälfte konnte ich noch den ein oder anderen Gegner einsammeln."
Gut trainiert
"Ich weiß, dass ich gut trainiert habe", sagte er, "die beiden Trainingslager in Flagstaff und Chiclana waren eine super Kombination. Ich bin insgesamt gut vorbereitet."
Trotzdem konnte ihn seine überzeugende Verfassung nicht umstimmen, den Verzicht auf die Hallen-WM in Moskau (10. bis 12. März), für die er sich nun qualifiziert hätte, noch einmal zu überdenken: "Ich werde keine Hallen-WM machen. Das war von vornherein nicht geplant, auch wenn ich es gerne mitnehmen würde."
Zu seinem großen Ziel hat Jan Fitschen die EM-Teilnahme im August in Göteborg erklärt. "Man muss Prioritäten setzen." In Schweden will der Deutsche Meister über 5.000 Meter in das Finale und dort unter die ersten Zehn. "Ich bin ein Meisterschaftsläufer", stellte er überzeugt fest.
Am 6. März in die Höhe
Die Vorbereitung auf den Sommer hat er schon abgesteckt. Nach den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe (25./26. Februar), wo er zum fünften Mal in Folge den Titel gewinnen kann, geht es am 6. März für vier Wochen wieder in die Höhe von Flagstaff (USA). Später ist ein weiteres Trainingslager in Texel (Niederlande) vorgesehen. Über die Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften im Mai in Tübingen möchte der 28-Jährige dann möglicherweise erste Fahrt aufnehmen.
"Ich will mich knallhart vorbereiten", kündigte Jan Fitschen an. Unterstützt wird er dabei von Trainer Tono Kirschbaum und seiner Trainingsgruppe, der auch Alexander Lubina angehört. "Wir sind ein super Team." Die Freude am Laufen kommt deshalb auch nicht zu kurz: "Es macht momentan total Spaß."
Durststrecke überwunden
Damit scheint der Langstreckler, der im letzten Jahr wegen einer Grippe auf die Hallen-EM verzichten musste, auch seine Durststrecke wieder überwunden zu haben. Die Sommersaison 2004 hatte er nach gesundheitlichen Problemen ausgelassen, im letzten Jahr war er daraufhin in der Halle zur zweimal am Start und im Sommer reichte es nicht zur WM-Teilnahme.
Auch wenn er nun auf die Hallen-WM verzichtet, hat Jan Fitschen offenbar alle Trümpfe in der Hand, um auch im internationalen Geschäft wieder mitzumischen.