Fabienne Kohlmann - "Nicht unter Druck setzen"
Bei der U20-Europameisterschaft holte sie die Goldmedaille über 400 Meter Hürden, bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften am vergangenen Wochenende gelang ihr das Double: Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt) gewann den Titel über 400 Meter Hürden und über 400 Meter. Für leichtathletik.de unterhielt sich Daniela Städter mit der Doppelmeisterin.

Gewann in Ulm zwei Titel: Fabienne Kohlmann (Foto: Kiefner)
Das Finale über 400 Meter war für Sie das vierte Rennen in Ulm. Wie haben Sie sich das Rennen eingeteilt?Fabienne Kohlmann:
Die ersten 250 Meter habe ich nur geschaut, was die anderen machen und habe mich im Mittelfeld aufgehalten. Dann habe ich das Tempo angezogen, ich kann hinten heraus beißen und noch einmal Gas geben. Das habe ich dann auch wieder gezeigt.
Bei der U20-EM sind Sie auch satte vier Rennen gelaufen, das ist gerade zwei Wochen her, jetzt schon wieder vier Rennen. Ist das alles nicht ein bisschen viel?
Fabienne Kohlmann:
Am Anfang habe ich auch gezweifelt, ob es das Richtige ist. Aber auf der anderen Seite war ich über 400 Meter Hürden in Ulm fast konkurrenzlos, die beiden Läufe waren nicht so scharf. Auch im Vorlauf über 400 Meter war ich nicht gefordert. Allerdings ist die Konkurrenz über 400 Meter am besten, deswegen war der Endlauf auch der schwerste Lauf.
Wie haben Sie die zwei Wochen nach Hengelo noch trainiert?
Fabienne Kohlmann:
Ich habe ziemlich wenig gemacht und habe versucht, den Schwung von Hengelo zu halten und jetzt auszunutzen. In der ersten Woche haben wir im Training ein paar Spielereien gemacht, in der zweiten Woche bin ich ein bisschen die Hürden angegangen. Aber Umfänge und Intensitäten waren nicht so hoch.
Sie haben sich, im Vergleich zu 2006, in diesem Jahr ziemlich entwickelt, was war im vergangenen Jahr bei Ihnen los?
Fabienne Kohlmann:
Ich hatte ein ziemliches Tief. Über 400 Meter bin ich 55,5 Sekunden gelaufen, über 400 Meter Hürden 59,14 Sekunden. Das sind zwar beides relativ gute Zeiten, aber ich konnte sie zum Saisonhöhepunkt nicht bringen.
Wie sehr hat sie das deprimiert?
Fabienne Kohlmann:
Ich wollte im vergangenen Jahr unbedingt mit nach Peking zur Junioren-WM, dann bin ich bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften aber nur Dritte geworden, 2005 hatte ich bei der Meisterschaft gewonnen. Da war ich schon ziemlich enttäuscht. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass es geklappt hat. Ich habe im vergangenen Jahr ziemlich lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Ich hatte fest damit gerechnet, auch nach Peking zu kommen und dann habe ich versagt.
Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?
Fabienne Kohlmann:
Wir haben im Herbst analysiert, was schief gegangen ist. Im Training selbst haben wir Kleinigkeiten verändert, das war allerdings nicht so gravierend. Aber der Grund, warum ich besser geworden bin, ist sicherlich die Einstellung zum Sport. Zudem gab es im vergangenen Jahr auch aus dem Umfeld Faktoren, die mich zermürbt haben. Doch jetzt habe ich gelernt, mit Niederlagen klar zu kommen.
Wie geht die Saison für Sie noch weiter?
Fabienne Kohlmann:
Ich werde nur noch ein einziges Rennen machen und bei der RAG-DLV-Gala in Wattenscheid starten. Ich werde dort so gut es geht laufen und das Hoch, auf dem ich gerade bin, dort nutzen. Aber für mich geht es ja um nichts mehr. Dann lege ich die Füße hoch und stellte die Spikes in die Ecke. Ein paar Tage Urlaub werde ich sicherlich noch machen und nach Usedom fahren. Ansonsten werde ich viel im Schwimmbad sein und ein paar Ausflüge machen. Bei uns haben die Ferien gerade erst angefangen.
Woher kommt Ihr Talent?
Fabienne Kohlmann:
Mein Vater Andreas, der auch mein Trainer ist, war 400 Meter Hürden-Läufer, meine Mutter lief 400 Meter. Da kann nur so etwas bei rauskommen.
Welche Ziele haben Sie sich für das nächste Jahr gesetzt?
Fabienne Kohlmann:
Ich lasse es jetzt erst einmal laufen und werde nächste Saison schauen, was so geht. Im letzten Jahr hatte ich ja ein ziemliches Tief, ich will mich da nicht unter Druck setzen. Ich hoffe, dass so ein Tief im nächsten Jahr nicht passiert. Wenn ich das Niveau halten kann, ist sicherlich einiges möglich, auch bei der Junioren-WM. Wenn es ganz, ganz super läuft, kann ich vielleicht die Norm für die 4x400 Meter-Staffel für die Olympischen Spiele in Peking angreifen. Aber das ist alles in ganz weiter Ferne. Ich werde so weiter trainieren wie bisher und dann einfach sehen, dass ich das Beste daraus mache.
Gibt es konkrete Zeiten, von denen Sie träumen, die Sie einmal laufen möchten?
Fabienne Kohlmann:
Auf absehbare Zeit will ich über 400 Meter Hürden unter 56 Sekunden laufen, irgendwann einmal auch unter 53 Sekunden über 400 Meter. Ich weiß nicht, ob das in der kommenden Saison schon möglich ist oder in der übernächsten. Aber dies sind Zeiten, an denen ich mich orientieren möchte.