Stimmen vom Sparkassen-Cup in Stuttgart
Eine gepackte Ladung Spitzen-Leichtathletik bot am Sonntagnachmittag der 640.000 Euro teure Sparkassen-Cup in Stuttgart. Fast in allen Bewerben gab es sehr gute Leistungen wie etwa durch eine kampfstarke Grit Breuer, die russischen Hochspringerinnen Marina Kuptsova und Anna Chicherova, 800-Meter-Kenianer Wilfred Bungei oder Äthiopiens Star Berhane Adere zu sehen. Anja Biedermann und Ulrike Philipp haben die wichtigsten Stimmen der Top-Athleten für leichtathletik.de gesammelt. Lesen Sie, was die Asse nach ihren Wettkämpfen zu sagen hatten.
Kajsa Bergqvist sieht sich noch fern ihrer Bestform (Foto: Crespel)
Kajsa Bergqvist (Schweden)Dritte Hochsprung (1,98 m)
Ich fühle mich noch weit von meiner Bestform entfernt. Der heutige Wettkampf war nicht nur mein erster in der Hallensaison, sondern auch der erste hier in Stuttgart. Die Voraussetzungen hier sind hervorragend. Mein nächster Wettkampf wird Athen sein und dann natürlich die WM in Paris. Ich habe mir das Ziel gesetzt, alle wichtigen Meetings zu gewinnen. Im letzten Jahr habe ich ein hohes Niveau gehabt. Dieses Niveau möchte ich in diesem Jahr noch ausbauen.
Grit Breuer (SC Magdeburg)
Siegerin 400m (51,76 sec)
Ich bin mit meinem heutigen Rennen sehr zufrieden. Ich habe das Rennen noch nach hinten raus gewonnen und musste dafür bis zum Ende kämpfen. Ich nehme mir immer vor, meine Gegnerinnen auf den letzten Metern umzuhauen. Das war heute sehr schwierig, weil Natalya sehr fit war. Als ich gemerkt habe, dass sie etwas schwächer wird, habe ich sie noch überholt. Meine Gegnerinnen wissen immer, dass die Grit noch kommen kann. Das zermürbt sie.
In Chemnitz werde ich nochmals die 200 Meter laufen. Und danach freue ich mich schon auf den Europacup in Leipzig. Dort schauen auch meine Eltern wieder zu. Es ist ein schönes Gefühl, schon so lange und so erfolgreich dabei zu sein. Nach Leipzig fällt dann endgültig die Entscheidung, ob ich zur Hallen-WM fahre.
Muriel Hurtis (Frankreich)
Siegerin 60m (7,18 sec/PB)
Mein Ziel war es heute, unter 7,30 Sekunden zu laufen. Ich bin total überrascht, dass ich meine Bestleistung verbessern konnte. Ich bin vor zehn Tagen aus dem Trainingslager in den Antillen zurückgekommen und war wegen der Zeitverschiebung erst mal sehr müde. Jetzt konzentriere ich mich auf mein Meeting in D`Aubane in den 200 Metern. Danach starte ich in Gent, Lievin, bei den Französischen Meisterschaften und natürlich bei der WM - nicht über die 60 Meter, sondern über meine Spezialstrecke, die 200 Meter. Meine Anreise nach Stuttgart war ziemlich stressig. Wegen des Schneefalls hatte mein Flug aus Paris über vier Stunden Verspätung. Deshalb bin ich gestern anstatt um vier erst um halbacht Uhr angekommen. Ich war total müde und bin umso mehr überrascht, dass ich so wahnsinnig gut gelaufen bin. Bei der Siegerehrung habe ich einen Blumenstrauß und eine internationale Telefonkarte mit Euro-Guthaben bekommen. Die kann ich gut gebrauchen, wenn ich so viel unterwegs bin.
Deji Aliu (Nigeria)
Sieger 60m (6,54 sec)
Der Wettkampf heute war okay. Es war mein erster Wettkampf in dieser Hallensaison und ich fühle mich wirklich gut. Das Starterfeld war sehr stark, aber ich wusste, dass ein Sieg drin ist. Nach Stuttgart starte ich bei den Energizer Series, das heißt Lievin, Stockholm und Gent. Dort will ich natürlich noch schneller laufen. Mein Start war heute nicht besonders gut. Aber ich glaube, aufgrund der neuen Fehlstartregel geht das allen Sprintern ähnlich. Ich persönlich halte diese Änderung für keine gute Idee. Sie nimmt einem Sprinter die ganze Aggressivität – und die ist gerade für einen Sprinter enorm wichtig. Es stimmt nicht, dass viele Fehlstarts die Konzentration nehmen, auch wenn das die übliche Argumentationsweise ist. Wenn ich gut drauf bin und gewinnen will, bin ich immer hochkonzentriert – trotz Fehlstarts. Mit der neuen Regel wird es schwieriger, gute Zeiten durch ein gewisses Risiko beim Start zu erzielen.
Nils Schumann (LC Creaton Erfurt)
Dritter 800m (1:45,57 min/PB)
Das Rennen war sehr schnell. Das gibt es sehr selten. Stuttgart ist mein erstes Rennen in der Hallensaison. Deshalb bin ich mit meiner Zeit ganz zufrieden. Mein Ziel für die nächsten Meetings ist es, noch schneller zu laufen. Die Hallen-WM fasse ich ins Auge, wenn ich auch wirklich in Form bin. Das Trainingslager in Kenia war erneut ein Härtetest. Ich konnte mich ganz aufs Laufen konzentrieren. Da ich zwei Mal im Jahr in Afrika trainiere, bin ich die Umstellung gewohnt. Im Hochland, wo ich trainiere, ist beispielsweise eine Malariaprophylaxe auch gar nicht nötig.
Haile Gebreselassie (Äthiopien)
verletzt
Ich habe mir letzten Dienstag während des Trainings eine Muskelverletzung im Oberschenkel zugezogen. Dass ich heute hier nicht starten kann, tut mir sehr leid. Ich habe zwei Monate lang auf mein Comeback in Stuttgart hingearbeitet. Deshalb hoffe ich jetzt auf nächstes Jahr. Dann will ich unbedingt wieder in der Halle in Stuttgart starten.
Dieter Baumann (LAV Tübingen)
Fünfter 3000m (7:52,22 min)
Mein Wunsch war es, unter 7:50 Minuten zu laufen. Das ist mir nicht ganz gelungen. Das Rennen war sehr, sehr schnell angelegt. Für mein erstes Hallenrennen der Saison einfach zu schnell. Weil ich keine Lücke zu den Jungs vorne lassen wollte, bin ich drangeblieben und deswegen auf den letzten 800 Metern implodiert. Auf dem ersten Kilometer war ich noch überrascht, dass es so toll lief und das Tempo passte. Aber der zweite Kilometer war einfach zu schnell. Man kann es sich eben nicht aussuchen! Ich lege mich jetzt erst Mal für zwei Tage ins Bett und ruhe mich aus. Am Mittwoch starte ich in Dortmund. Dort ist die Besetzung weniger stark und ich denke, dass wir das Rennen weniger schnell angehen, das heißt, ich kann insgesamt schneller laufen. Im Höhentrainingslager in Kenia habe ich keine schnellen Läufe gemacht, sondern eher auf Umfang trainiert. Darüber hinaus habe ich noch unter einer leichten Verletzung gelitten, die ich mir beim Crosslauf in Neuss im Dezember zugezogen habe. Ich konnte in doppelter Hinsicht nicht viel Schnelligkeit trainieren. Nach Dortmund starte ich noch bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig, die Hallen-WM habe ich nicht eingeplant. Meine Form kommt immer von Rennen zu Rennen. Stuttgart war für mich eine Auflockerung vom Training als Vorbereitung für die Sommersaison. Im Herbst möchte ich auf jeden Fall nochmals einen Marathon laufen. Wo das sein wird, weiß ich noch nicht.
Sina Schielke (LG Olympia Dortmund)
Fünfte 60m (7,30 sec / VL:7,26 sec)
Mit meinem Vorlauf war ich zufrieden. Aber dann habe ich beim Endlauf den Start verpennt.
Meinem Rücken geht es besser, aber bei hohen Geschwindigkeiten spüre ich ihn trotzdem noch. Für mich steht an erster Stelle, gesund zu bleiben. Eine Hallensaison war auch gar nicht geplant und an die Hallen-WM in Birmingham denke ich überhaupt nicht!
Stephanie Graf (Österreich)
Zweite 800m (2:01,77 min)
Ich habe während des Rennens keine Sekunde an meine Verletzung gedacht. Dafür habe ich hundert taktische Fehler gemacht. Ich hatte mir das Ziel gesetzt, unter zwei Minuten zu laufen. Ich war so erhaben, dass ich dachte, ich schaffe es, Agnes noch in der letzten Kurve zu überholen. Leider hat es nicht geklappt. Es kommt auch immer darauf an, wie man sich selbst fühlt. Leider bin ich heute nur Zweite geworden – was ich schon immer war!
Volker Wagner
Manager von Berhane Adere (Äthiopien; 3.000m)
Berhane ist mit 8:31,74 Minuten nur knapp an ihrem eigenen Weltrekord vom Sparkassen-Cup 2002 vorbeigeschrammt. Die erste und einzige Tempomacherin ist viel zu früh rausgegangen. Berhane hat dann von 1.000 bis 1.400 Meter noch zwei Sekunden aufgeholt und war erneut auf Weltrekordkurs. Aber im Gegensatz zum letzten Jahr, als sie am Schluss fünf Runden allein gelaufen ist, musste sie acht Runden alleine laufen. Das hat sie natürlich die nötige Kraft für die letzte Runde gekostet, in der sie auch den Weltrekord verloren hat. Vielleicht hätte heute besser jemand aus ihrem Team die Pace gemacht. Die 1,5 Sekunden haben sie damit 50.000 Euro gekostet! Es wäre besser gewesen, wenn sie 2002 langsamer gelaufen wäre. Dann hätte es dieses Jahr nochmals mit einem Rekord geklappt. Das ist wirklich schade. Berhane wird in Dortmund noch die 5000 Meter laufen und sich dann auf die WM vorbereiten.
Annika Becker (Erfurter LAC)
Dritte Stabhochsprung (4,30 m)
Ich bin über die 4,30 einfach nicht mehr rausgekommen. Vielleicht lag es auch an der Pause während der Top-Athleten-Präsentation. Heute hat wohl alles in diese schlechte Leistung mitreingespielt.
Bram Som (Niederlande)
Sieger über 1000m (2:17,81 min)
Ich habe mich super fit gefühlt. Ich habe schon früh angefangen, zu beschleunigen und schließlich alle hinter mir gelassen. Es freut mich, wenn es für die Zuschauer so wirkt, als ob es ein einfacher Lauf für mich gewesen ist. Trotzdem hatte ich ganz schön zu beißen!