Fair-Play-Camp Süd - 4. Tag
Montag, 16. Oktober, Null Uhr eins. Letzter Kontrollgang der Betreuer nach dem 3. Fair-Play-Camp-Tag. Einige wenige Zimmerkontrollen und Bitten um Leise-Sein. Alles im grünen Bereich. Und dann erleben sie "ihr blaues Wunder": ein heilloses Durcheinander im Fernsehraum, überall Müll und leere Flaschen auf dem Boden und mittendrin rot-weiße Pizzaschachteln.
Fred Eberle hatte etwas zu sagen (Foto: Schwarz)
Am nächsten Morgen ist schon vor dem Frühstück alles picobello aufgeräumt, aber nicht etwa von den Verursachern, sondern vom Reinigungspersonal der Hermann-Neuberger-Sportschule. Fred Eberle, Präsidiumsbeauftragter für Zukunftsfragen der Leichtathletik im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), nimmt diesen Vorfall zum Anlass, die Jugendlichen in seinem Vortrag "Fairplay im Sport" eindringlich darauf hinzuweisen, dass faires Verhalten mehr ist als das Einhalten von Wettkampfregeln. Ein Memory
Fairness ist mit Maßband und Stoppuhr nicht zu messen. Fairplay ist eine moralische Größe. Es erfordert Verantwortung sich und den anderen gegenüber und kennt keine Rücksichtslosigkeit. Fred Eberle führt den Campern die rot-weiße Pizzaschachtel als Fairplay-Symbol vor Augen und fordert sie auf, dieses Bild als Memory mit nach Hause zu nehmen.
Nach dieser kleinen Moralpredigt haben die jungen Sportler Gelegenheit, sich voll auszupowern. Zirkeltraining mit Andreas, Florian, Manfred und Werner ist angesagt. Bereits das gemeinsame Aufwärmprogramm auf dem Rasen des Leichtathletikstadions hat es in sich. Hier müssen die Athleten ihre Trainer auf Händen tragen und gemeinsam Verantwortung für andere zu übernehmen. Der Circuit selbst verlangt vollen körperlichen Einsatz und hat für jede Muskelgruppe eine Übung anzubieten.
Bianca Kappler zu Gast
Der Nachmittag? Ein Plakat für den Fair-Play-Gedanken. Die Nachwuchs-Leichtathleten erfahren, dass ein Sportler auch Preise und Medaillen bekommen kann, wenn er gar nicht "um jeden Preis" gewinnen will, sondern Rücksicht und Fairness walten lässt.
Weitspringerin Bianca Kappler, ausgezeichnet mit der Fair-Play-Plakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) und der Fair-Play-Trophäe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), trainiert in Saarbrücken und hat sich spontan bereit erklärt, Zeit mit den Campern zu verbringen und Autogramme zu geben. Fast eine Stunde lang erzählt sie anschaulich und sehr sympathisch von sich und ihrer sportlichen Karriere. Wie sie es geschafft hat, als Leistungssportlerin ihr Studium dennoch abzuschließen, wie sie die Geburt von Jolina in ihren Trainingsplan "eingebaut" hat und warum sie bei der Hallen-EM 2005 in Madrid auf keinen Fall die Goldmedaille für ein Weitsprungergebnis hätte annehmen können, das sie gar nicht springen kann.
Fair Play und Play fair mussten auch beim anschließenden Rugby-Spiel in die Tat umgesetzt werden. Auch hier machten die jungen Leichtathleten die Erfahrung, dass Siegen nur dann ein gutes Gefühl ist, wenn man sich ehrlich angestrengt und den Gegner nicht rücksichtslos am Boden zerstört hat.