Fair-Play-Camp Süd - Tag 4
Seit Jahren ist es Tradition, prominente Leichtathleten in die FairPlayCamps einzuladen. Medaillengewinner und Rekordhalter geben Tipps zum Training und erzählen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen. Sie sind bereits dort, wo die Nachwuchsathleten auf dem Weg zum Erfolg hinwollen und von daher die bestmöglichen „Wegweiser“.
Zwei ganz besonders interessante Paralympics-Athletinnen sind es, die den FairPlayCampern am Montagnachmittag Rede und Antwort stehen: Claudia Nicoleitzik vom saarländischen TV Püttlingen, zweifache Silbermedaillengewinnerin 2008, und ihre Vereinskameradin Laura Darimont, Junioren-Weltmeisterin und in Peking über 100 und 200 Meter am Start.Die beiden Sportlerinnen reden frei und ungezwungen über ihre „behinderte Leichtathletik“. Die 18-jährige Claudia leidet unter Ataxie, einer Störung der Bewegungskoordination, die sich bei ihr durch starkes Zittern bemerkbar macht. Eindrucksvoll schildert sie, wie sehr sie sich deshalb beim Start konzentrieren muss, damit ihr Lauf „perfekt“ wird. Und das bei 90.000 Zuschauern im Pekinger „Vogelnest“, wo sie durch eine Superleistung hinter der chinesischen Goldmedaillengewinnerin Fang Wang die Silbermedaillen gewinnt: über 100 Meter in 15,00 Sekunden und über 200 Meter in 31,48 Sekunden.
Unglaubliche Atmosphäre
Auch Laura erzählt von der unglaublichen Atmosphäre im Olympiastadion, die für Paralympics-Athleten noch aufregender ist, als für nicht behinderte Olympiateilnehmer, da sie bei ihren Wettkämpfen und Meisterschaften wegen des geringen Stellenwerts des Behindertensports in unserer Leistungsgesellschaft meist vor leeren Tribünen auftreten. In Peking waren für Laura in ihrer Schadensklasse T46 nicht ihre Paradedisziplinen ausgeschrieben, so dass für sie nur galt „Dabei sein ist alles!“
Bei den IWAS World Junior Games in New York (USA) war das ganz anders. Dort errang sie neben zwei Silbermedaillen über 100 und 200 Meter auch zwei goldene: im Weitsprung mit neuer persönlicher Bestleistung von 5,25 Metern und im 500-Gramm-Speerwurf mit der Weite von 28,25 Metern. Ihre Behinderung? Ach ja! Laura hat Dysmelie, ihr fehlt seit ihrer Geburt der linke Unterarm. Aber das merkt sie selbst gar nicht mehr. „Ich kann alles machen!“ Und nur beim Sport trägt sie ihre genau angepasste Prothese, damit sie sich beim Start besser abstützen kann.
Bewegend, cool und lässig
Zwei beeindruckende Leichtathletinnen, die sehr bewegend und doch cool und lässig von sich und ihrem Behindertensport erzählen.
Training satt gab es auch noch, am letzten FairPlayCamp-Tag an der Saarbrücker Sportschule. Dieses Mal auch leichtathletiktypisch mit Laufen, Springen und Werfen. Aufgebaut waren am Nachmittag aber auch 15 Kreistrainings-Stationen. In drei (!) Durchgängen mussten die Nachwuchsathleten zeigen, was in allen Muskeln ihres Körpers steckt.
Von Liegestütz über Klappmesser zu Kniehebeläufen auf der Weichbodenmatte, von Hocksprüngen über Strecksprünge zu Hoch-Tief-Sprüngen, von Übungen mit Medizinbällen über solche an Kasten, Reck und Barren bis zu Partnerübungen am Boden hatten die Trainer Jörg, René, Adi und Christina das ganze Repertoire aufgeboten. Aber schaut Euch die Fotos an! Bilder sagen hier wirklich viel mehr als Worte.
"Ab"...
Ja und dann kam auch schon der „Ab-Teil“. Letztes „Ab“-endessen, „Ab“-rechnung mit dem DLV (finanziell und inhaltlich). „Ab“-schlussfête, „Ab“-bauen und „Ab“-schied nehmen am nächsten Morgen. Die inhaltliche Abrechnung mit dem FairPlayCamp Süd 2008 fiel gut aus. Die Top-Note 1,0 bekam das Top-Trainer- und Betreuerteam. Danke Jungs und Mädels.
Bei der Fête konnten die Camper dann noch „Länger-Aufbleiben-Gutscheine“ gewinnen. Beim Putzlappen-Hockey zum Beispiel oder beim „Mädchen-schminken-Jungs-zu-Mädchen-„ und „Jungs-verkleiden-Mädchen-zu-Jungs-Wettbewerb“.
In „Christinas Kochstudio“ mussten ein männlicher und ein weiblicher Test-Schmecker mit verbundenen Augen die - allen Zuschauern bekannte - Zusammensetzung von jeweils drei Löffelmenüs erschmecken. Christina hatte keine Kosten und vor allem keine Mühen gescheut und exquisite Zutaten wie Kokosnussraspeln, Senf, Camembert oder Gummibärchen verarbeitet. Eine (un)gemein schwierige Aufgabe, zumal im letzten Menü Hundefleisch eingekocht war. ;-))
Weiter geht's in Kienbaum
Am Dienstag nach dem Frühstück hießen die Disziplinen dann Aufräumen, Kofferpacken, Shuttle-Fahren („Danke“ an SLB-Jugendreferent Rudi Pirrung), Freunde-Umarmen und Tschüss-Sagen. Oder auch „Servus“, „Auf Wiedersehen“ und „Bis bald“.
Auch für einen Teil des Orga-Teams geht es schon bald ins nächste Camp. Am Wochenende nämlich, wenn das FairPlayCamp Nord in Kienbaum sein wird. Der saarländische Jugendausschuss wünscht den Nordlichtern viel Spaß und Erfolg.