Falco Lausecker - Aufsteiger des Winters
Falco Lausecker muss in ganz jungen Jahren ein ziemlicher Quengelgeist gewesen sein. „Ich bin meiner Mutter auf den Geist gegangen, wollte abends nie ins Bett.“ Also steckte sie ihn ins Kinderturnen, auf dass er seine überschüssige Energie loswerde, und weil Falco das Einlaufen vor den Geräteübungen am meisten Spaß machte, kam er 1999 zur Leichtathletik.
Neun Jahre ist das jetzt her, doch an seinem ausgeprägten Bewegungsdrang hat sich nichts geändert. „Wenn ich einen Tag nicht trainiere, könnte ich explodieren.“ Er meint das wirklich ernst, spricht von seinem „extremen Ehrgeiz“ und davon, dass es ihm nichts ausmache, sich im Training zu übergeben. „Ich bringe das hinter mich und mache den nächsten Lauf.“Falco Lausecker ist 400-Meter-Läufer, da gehört Leidensbereitschaft zum Tagesgeschäft. Doch so deutlich wie der 21 Jahre alte Hesse hat es noch selten jemand formuliert. Vor ein paar Monaten ist er vom Dorfklub TV Bürstadt zur LG Eintracht Frankfurt gewechselt, wird seitdem von DLV-Disziplintrainer Volker Beck trainiert.
Energie in richtigen Bahnen
Dessen Aufgabe ist es nun auch, „meine Energie in die richtigen Bahnen zu lenken.“ Was bisher glänzend gelungen ist, als schnellster Deutscher (46,90 sec) startet Falco Lausecker am Wochenende (23./24. Februar) bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Sindelfingen.
Falco Lausecker und die Stadionrunde, das ist aber nicht nur eine Erfolgsgeschichte. Als B-Jugendlicher machte er vor fünf Jahren mit 49,00 Sekunden auf sich aufmerksam, ein Jahr später war er Mitglied der deutschen 4x400-Meter-Staffel bei der U 20-WM, weitere zwölf Monate danach stoppte ihn ein Mittelfußbruch. „Ich habe vier Monate lang jeden Tag trainiert, ohne einen Tag Pause.“
Verletzungssorgen
Das Kahnbein brach, eine Stressfraktur, die Saison 2005 war perdu. Im Jahr 2006 (47,41 sec) wurde Falco Lausecker zeitweise von einer Lungenentzündung ausgebremst, im Januar 2007 stoppte ihn zunächst ein Muskelfaserriss. Mit zehn Kilogramm Übergewicht stieg er erst Mitte Mai wieder ins Training ein, nur acht Wochen später lief er mit Bestzeit (46,85 sec) ins DM-Finale. Und es reifte die Entscheidung, in einem neuen Umfeld „den nächsten Schritt zu machen“. Es noch einmal „richtig zu probieren“.
Falco Lausecker verabschiedete sich in aller Freundschaft von seinen langjährigen Trainern Ulrike und Ernst Becker und dem TV Bürstadt, tauschte zum Jahreswechsel das Trikot, seit kurzem wohnt er auch in Frankfurt, mit Beginn des Sommersemesters wird er ein Jurastudium aufnehmen. Der nächste Schritt, das war für den jungen Hessen zunächst einmal das Rennen beim Hallen-Europacup in Moskau, sein erster Einzelstart als Aktiver im Nationaltrikot, bei dem er sich achtbar aus der Affäre zog.
Duell mit Ingo Schultz
Eine Woche später stehen nun in Sindelfingen die deutschen Titelkämpfe und das Duell mit dem Ex-Europameister Ingo Schultz (TSV Bayer 04 Leverkusen) an. Es ist die letzte Chance, sich noch für die Hallen-WM in Valencia (Spanien; 7. bis 9. März) zu qualifizieren. Die Norm (46,65 sec) hat er im Sinn, ein Muss ist sie jedoch nicht.
Falco Lausecker räumt ein, dass man ihn bisweilen bremsen muss, „weil ich manchmal zuviel will“. Er sei eben „ein Trainingstier“. Und grundsätzliche Angst vor den 400 Metern, den Schmerzen auf der Zielgeraden, die kennt er nicht. Sagt er. In Bürstadt hat Falco Lausecker selbst über den Winter im Freien trainiert, in Frankfurt steht der Übungsgruppe um Volker Beck im Stadtteil Kalbach das Sportzentrum Martinszehnten zur Verfügung. „Ich habe noch nie so viel trainiert“, sagt der Viertelmeiler. Quantitativ und qualitativ meint er das.
Staffelplatz in Peking?
Und er blickt nach vorne, natürlich in Richtung Olympia in Peking. „Einen Staffelplatz halte ich für möglich.“ Der Aufsteiger der Hallensaison ist selbstbewusst, aber nicht maßlos. Dass die A-Norm für das olympische Einzelrennen (45,35 sec) nicht machbar ist, weiß Falco Lausecker, dafür müsste er sich innerhalb eines Jahres um eineinhalb Sekunden verbessern.
Und selbst der Staffelplatz ist eine hohe Hürde. Der Wattenscheider Bastian Swillims und acht weitere waren im Vorjahr schneller als Falco Lausecker. „Ich muss gesund und cool bleiben und weiter konzentriert arbeiten.“
Der Umstieg auf die 400-Meter-Hürdenstrecke ist dabei eine Karriereoption, „die eine erfolgreiche Sache werden könnte“. Mitte März, im Trainingslager in Südafrika, will er sich über die Langhürdendistanz erneut testen. Im Sommer 2007 ist Falco Lausecker vergleichsweise bescheidene 52,66 Sekunden gelaufen und dabei über die Hürden „gehüpft und gesprungen“. Er schmunzelt, als er davon erzählt, doch wirklich lustig fand er das Rennen sicher nicht.
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